Festakt in Salzburg zu Ehren der Stadt- und Landesmutter Erentrudis
Am 4. September 2024 fand im Salzburger Domquartier ein Festakt zu Ehren der heiligen Erentrudis statt. Auch Landeshauptmann Wilfried Haslauer, Äbtissin Veronika Kronlachner, Weihbischof Hansjörg Hofer und Erzabt Korbinian Birnbacher (v.l.) waren dabei. (c) Land Salzburg/Neumayr/Schaad
Salzburgs Stadt- und Landesmutter stand als mächtige Äbtissin vor 1.300 Jahren dem Stift Nonnberg vor – zentral für die frühe christliche Gemeinde Salzburgs sowie ein bedeutender Wirtschaftsbetrieb. Nach ihrem Tod, vermutlich 718, wurde ihr Grab zur Pilgerstätte und sie seither als Heilige verehrt.
Historiker Wolfgang Neuper hat sich intensiv mit Erentrudis auseinandergesetzt. Der Archivar arbeitet seit einem Jahr im Salzburger Landesarchiv, davor war er 15 Jahre lang im Archiv der Erzdiözese Salzburg tätig. Im Gespräch mit dem Landes-Medienzentrum (LMZ) anlässlich des Festaktes im Domquartier hob der Experte für Mittelalterliche Geschichte Erentrudis Gastfreundschaft und Nächstenliebe hervor.
Mit der Kultur im Land verwurzelt
Der Salzburger Landeshauptmann Wilfried Haslauer betonte anlässlich des Festaktes am 4. September 2024 die christliche und weltliche Bedeutung von Erentrudis: „Für viele Menschen in Salzburg war und ist die Heilige ein wichtiger Anker im Leben. Insbesondere die ihr zugeschriebenen Wunder geben Hoffnung. Erentrudis hat einen ganz besonderen Platz in unserer Geschichte verdient und ist tief mit der Kultur im Land verwurzelt. Dies möchten wir mit der wissenschaftlichen Auseinandersetzung und dem Fest am 8. September in den Mittelpunkt stellen.“
Der Salzburger Landeshauptmann Wilfried Haslauer betonte die christliche und weltliche Bedeutung von Erentrudis. (c) Land Salzburg/Neumayr/Schaad
Historiker Neuper äußerte Vermutungen zur Rolle von Erzbischof Paris Lodron: „Wir wissen, dass 1624 die zweite Reliquientranslation von Erentrudis durchgeführt wurde. Quellen zur Entscheidung von Paris Lodron liegen nicht vor, aber es werden sicherlich für den Erzbischof und das Stift strategische Überlegungen eine Rolle gespielt haben. Im Rahmen seiner eher gemäßigten Gegenreformation wollte Paris Lodron vermutlich die Katholische Sache forcieren und durch die Translation mit dazugehöriger Prozession die Menschen beeindrucken.“ Seinen Untertanen eine bedeutende Heilige in der Zeit näher zu bringen, sei „möglicherweise das Kalkül“ gewesen. Auch für das Stift Nonnberg sieht Neuper darin eine Möglichkeit, die Verehrung und den Kult um seine erste Äbtissin wieder zu stärken.
Keine zeitgenössischen Berichte
Er erzählte, es lägen keine zeitgenössischen Berichte vor. „Die frühesten Quellen zu Erentrudis finden wir in den Lebensbeschreibungen von Rupert, die auf das späte achte Jahrhundert zurückgehen – rund 80 Jahre nach ihrem Tod. Dort wird sie als Begleiterin Ruperts beschrieben. Im Volksmund hält sich die Legende, dass sie die Nichte von Rupert gewesen sei – das ist aber nicht gesichert.“ Erentrudis war jedenfalls die erste Äbtissin am Kloster Nonnberg. „Im Verbrüderungsbuch von St. Peter wird sie als solche vermerkt.“
Die erste Beschreibung zu Erentrudis stammt aus dem frühen 14. Jahrhundert, etwa 600 Jahre nach ihrem Tod. „Der Chronist Caesarius beschreibt dabei ihre hohe Gelehrsamkeit, Gastfreundschaft oder auch Nächstenliebe. Das ist aber kein Bericht aus erster Hand, sondern positive Zuschreibungen von Eigenschaften, die bei als Heilige verehrten Personen Usus war.“
Salzburg feiert 2024 die heilige Erentrudis in besonderer Weise. Anlass ist die Ernennung zur Stadt- und Landesmutter vor 400 Jahren, am 4. September 1624, durch Erzbischof Paris Lodron. (c) Erzdioezese Salzburg (eds)/Michaela Greil
Salzburger Altstadt mit heute nicht zu vergleichen
Neuper hob die Unterschiede der heutigen Salzburger Altstadt zu jener in der Zeit Erentrudis hervor: „Die Reste der antiken Bevölkerung haben am Festungs- sowie Nonnberg gelebt. Zur Zeit von Rupert und Erentrudis hat die Wiederansiedlung der heutigen Altstadt erst wieder begonnen. Steingebäude gab es nicht. Auch der Bischofshof, er stand in der Nähe des heutigen Doms, war aus Holz.“
Das Stift Nonnberg war schon damals bedeutend: Es „wurde sehr schnell nach seiner Gründung um 714 durch die bayerische Herzogsfamilie zu einem geistlichen Zentrum, von dem aus viele Frauenklöster besiedelt wurden.“ Neuper beschrieb es als „Hauskloster der Agilolfinger und adeliges Damenstift“ und „mit reichem Grundbesitz ausgestattet, was es auch zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor machte“. Durch Schenkungen habe es immer mehr Grund und Boden mitsamt Landwirtschaften erhalten, das Nonntal habe damals zum Areal des Klosters gehört. Heute gilt das Benediktinerinnenstift als das älteste noch bestehende Frauenkloster nördlich der Alpen.
Wochenende im Zeichen von Erentrudis
Vor 400 Jahren hat Erzbischof Paris Lodron Erentrudis zur „Landesmutter“ erhoben. Sie ist Landes- und Diözesanpatronin, neben den beiden Heiligen Rupert und Virgil. Anlässlich dieses Jubiläums findet daher seit 1. September 2024 eine Festwoche statt, die noch bis 8. September 2024 andauert. Am 7. September feiern die Klostergemeinschaft und Erzbischof Franz Lackner in der Stiftskirche die Ewige Profess von Sr. M. Benedicta Gruber. Den festlichen Schlusspunkt bildet ein ganzer Festtag am 8. September.
Am 12. August 2023 fand die bislang letzte Ewige Profess im Stift Nonnberg statt: Sr. Maria Gratia Waldner legte damals die Gelübde ab. (c) Erzdioezese Salzburg (eds)/Michaela Greil
Am diesem Tag findet um 10 Uhr ein Festgottesdienst im Dom, gemeinsam mit dem Erntedankfest der Stadtvereine, statt. Danach steht das Erentrudisfest im Nonntal an – begleitet von einem lautstarken und farbenfrohen Umzug mit Schützen, Musikkapellen und Heimatvereinen von der Altstadt ins Nonntal. Ein Höhepunkt der Feierlichkeiten ist die Prozession der Reliquien vom Stift Nonnberg zum Dom sowie zur St. Erhard-Kirche im Nonntal und wieder zurück.
Quelle: Erzdiözese Salzburg