Salzburg würdigte Stadt- und Landesmutter Erentrudis
Beim Festgottesdienst zu Ehren der heiligen Erentrudis im Salzburger Dom mit dabei: Katrin Brugger, Tiroler Landtagsabgeordnete in Vertretung des Tiroler Landeshauptmannes Anton Mattle, Salzburgs Landeshauptmann Wilfried Haslauer, Äbtissin Veronika Kronlachner vom Stift Nonnberg und Erzbischof Franz Lackner. (v.l.) (c) Erzdiözese Salzburg (eds)/Michaela Greil
Erentrudis, die vermutlich die Nichte des Heiligen Rupert war, stand vor 1.300 Jahren als erste Äbtissin dem Stift Nonnberg vor, das zentral für die frühe christliche Gemeinde Salzburgs sowie ein bedeutender Wirtschaftsbetrieb war. Nach ihrem Tod wurde ihr Grab zur Pilgerstätte, man schrieb ihr Wunder zu und verehrte sie als Heilige. Seit 1624 ist sie neben Rupert und Virgil Salzburger Landes- und Diözesanpatronin – nunmehr als „Landesmutter“, was eine „späte Formalisierung der Heiligsprechung“ darstellte, wie Lackner befand.
Für die kirchlichen „Gründergestalten“ und ihr Glaubensleben gelte es dankbar zu sein und ihr kostbares Erbe weiterzugeben, erklärte der Salzburger Erzbischof. Sie seien wie „Zuflüsse von guter Qualität“, welche der „große Fluss der Kirche“ benötige, um die nötige Verbindung mit Jesus Christus als Quelle aufrechtzuerhalten. Lackner meinte: „Die Kirche ist ein organisches Ganzes, das wächst und fließt. In diesem Strom des Lebens sich einzufügen und einzubringen, das bedeutet christlich leben und glauben.“
Ökumene und Politik feierten mit
Bei dem Festgottesdienst am 8. September 2024, der zugleich Schluss- und Höhepunkt einer bereits am 1. September gestarteten Erentrudis-Festwoche war, feierten u.a. Landeshauptmann Wilfried Haslauer, der Salzburger Landtag und Vizebürgermeister Florian Kreibich mit, weiters die Nonnberger Äbtissin Veronika Kronlachner, Erzabt Korbinian Birnbacher, Abtpräses Johannes Perkmann und als Ökumene-Vertreter Achimandrit Ilias Papadopoulos (griechisch-orthodox) und Gerhard Reiffinger (Neuapostolische Kirche).
Erzbischof Franz Lackner stand dem Festgottesdienst zu Ehren der heiligen Erentrudis im Salzburger Dom vor. (c) Erzdiözese Salzburg (eds)/Michaela Greil
„Es ist etwas Einmaliges und Besonderes, dass unserer heiligen Erentrudis vor 400 Jahren die Ehre zuteilwurde, zur Landesmutter erhoben zu werden. Die heilige Erentrudis hat unserer Heimat den Glauben gebracht und seit mehr als 1.300 Jahren trägt uns dieser Glaube. Der Glaube schenkt Orientierung und Trost in schwierigen Situationen, er ist eine Kraftquelle, er gibt Halt und schenkt Freude. Wir sind geliebte Kinder Gottes. Es ist mir wichtig, das mit den Menschen zu teilen und es ihnen wieder bewusst zu machen. Um diese Botschaft geht es bei diesem Jubiläum“, sagte Äbtissin Veronika Kronlachner.
Prozession der Reliquien als Höhepunkt
Bei den Feierlichkeiten am Sonntag fand nach dem Festgottesdienst im Dom ein Umzug mit Schützen, Musikkapellen und Heimatvereinen von der Altstadt bis ins Nonntal statt, wo es ein „Erentrudisfest“ gab. Ein Höhepunkt war zudem die Prozession der Reliquien vom Stift Nonnberg zum Dom sowie zur St. Erhard-Kirche im Nonntal und wieder zurück.
Ein Höhepunkt des Festes: Die Prozession der Reliquien vom Stift Nonnberg zum Dom sowie zur St. Erhard-Kirche im Nonntal und wieder zurück. (c) Erzdiözese Salzburg (eds)/Michaela Greil
Die sterblichen Überreste der Heiligen standen bereits vor 400 Jahren im Fokus der Aufmerksamkeit, als die damals zweite Reliquientranslation von Erentrudis stattfand. Strategische Überlegungen im Zusammenhang mit der Gegenreformation – und ein beabsichtigtes „Beeindrucken der Menschen“ – dürften damals für Erzbischof Lodron und Stift Nonnberg eine Rolle gespielt haben, vermutete der Mittelalter-Experte Wolfgang Neuper, früherer langjähriger Archivar der Erzdiözese Salzburg und nunmehr im Salzburger Landesarchiv tätig, in einem diese Woche veröffentlichten Interview mit dem Salzburger Landes-Medienzentrum.
Die heilige Erentrudis
Zu der aus fürstlichem Haus stammenden Erentrudis gibt es keine zeitgenössischen Berichte, vielmehr wird sie erst in der Lebensbeschreibung von Rupert im späten achten Jahrhundert als dessen Begleiterin erwähnt, rund 80 Jahre nach ihrem Tod. Die Legende, sie sei Ruperts Nichte gewesen, sei nicht gesichert, sagte Neuper, wohl aber, dass sie die erste Äbtissin am 714 gegründeten Kloster Nonnberg war. Eine eigene Lebensbeschreibung stammt erst aus dem frühen 14. Jahrhundert beim Chronisten Caesarius, der der Heiligen – wenngleich nicht aus erster Hand – hohe Gelehrsamkeit, Gastfreundschaft und Nächstenliebe zuschreibt. Als Todestag wird meist der 30. Juni 718 angegeben.
Die Gebeine der heiligen Erentrudis werden in einem Reliquienschrein aufbewahrt. (c) Erzdiözese Salzburg (eds)/Michaela Greil
Von Erzbischof Lodron wurde Erentrudis am 4. September 1624 zur Stadt- und Landesmutter von Salzburg ernannt. Erzbischof Karl Berg erhob sie schließlich 1986 (neben Rupert und Virgil sowie Johannes Nepomuk) zur Diözesanpatronin. Ihre Gebeine werden heute in einem Büstenreliquiar und in einem Reliquienschrein im Klausurbereich des Stifts aufbewahrt. Der Name Erentrudis kommt aus dem Althochdeutschen und bedeutet „Adler-Starke“, „adlergleiche Seherin“.
Quelle: Erzdiözese Salzburg, kathpress