Stift Schlägl im „Dialog“ mit Tobias Moretti
Im Dialog: H. Philipp Reichling, Tobias Moretti, Alexandra Föderl-Schmid und Abt Lukas Dikany © Gahleitner/Tips
Das vom Stift Schlägl aus Anlass des Anton Bruckner-Gedenkjahrs gewählte Thema zog trotz Schlechtwetters zahlreiche Menschen an, die sich nach der Vesper in der Pfarrkirche Aigen im Vereinshaus versammelten. Nach der Begrüßung durch Abt Lukas Dikany nahmen der prominente Theater- und Filmschauspieler Tobias Moretti, der Kunstwissenschaftler und Prämonstratenser H. Philipp Reichling von der Abtei Hamborn und die Moderatorin Alexandra Föderl-Schmid am Podium Platz.
Musik als sinnliches Element
Auf seinen Glauben angesprochen, meinte Tobias Moretti, er habe ein relativ unverkrampftes Verhältnis zur Religion und schon immer gefühlt, dass da noch was anderes ist. „Bestimmte Empfindungen können wir nicht erklären“, war sich der beliebte Schauspieler sicher und verriet, die Musik habe ihn schon früh spüren lassen, dass es Gott gibt. Interessantes Detail: Schon als Bub habe ihn die Kirchenmusik mehr bewegt und ergriffen als Popmusik, diese sei „ein allumfassendes, sinnliches Element.“
Tobias Moretti: „Glaube und Musik sind ganz frühe Verbindungen in meinem Leben.“ © Gahleitner/Tips
In Kunstwerke eintauchen und Sinn finden
Diesen Gedanken griff H. Philipp Reichling auf, indem er unterstrich, dass das Eintauchen in Kunstwerke – seien es Bilder, Texte oder Musik – ein für jeden Menschen spezielles Erlebnis darstelle, ohne dass dies gleich religiös gedeutet werden müsse. „Kunst konfrontiert uns mit dem ganz anderen, vielleicht sogar dem Befremdlichen“. Der Kunstwissenschaftler ergänzte, dass es die Rolle der Religion sei, Sinn zu stiften. „Der Glaube ist das Fundament – daraus entwickelt sich eine Lebenshaltung.“
Darf Kunst den Glauben herausfordern?
Beide Referenten waren sich darin einig, dass Kunst provozieren und auch den Glauben herausfordern darf. „Sie öffnet Leerstellen, an denen man weiterdenken muss“, meinte Reichling. Moretti fügte an: „Kunst muss alles dürfen und darf nie zensiert werden, aber ebenso müssen Respekt und Toleranz gelten.“ Das müsse für alle gleich sein: „Mir fällt auf, dass wir als Gesellschaft einseitig in der Wahrnehmung der Religion agieren“, sagte er. Und: Er leide darunter, dass „wir so auseinanderdividiert werden.“
Für einen künstlerischen Rahmen sorgte auch Morettis Frau Julia mit dem Ensemble Armonico Tributo Austria unter der Leitung von Lorenz Duftschmid. Abt Lukas Dikany lud nach der „sinnstiftenden, leidenschaftlichen Diskussion“ noch zu Begegnung, Imbiss und gemeinsamem Nachsinnieren ein.
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Quellen: Tips / Stift Schlägl