„Meine Aufgabe ist es, gute Tage zu ermöglichen“
Glaubensvermittlerin: Im täglichen Kontakt mit den Kindern und Jugendlichen ist es Anita Kreil wichtig, den Spirit und das Ordenscharisma weiterzugeben. © Stift Michaelbeuern
Auf die Frage, was Kinder und Jugendliche brauchen, die mit Sorgen und Problemen zu ihr kommen, hat Anita Kreil rasch eine Antwort parat. „Was alle Menschen in solchen Situationen brauchen: Dass ihnen jemand zuhört. Dass man nicht sofort mit den eigenen Rezepten kommt, sondern sie ermutigt, selbst Schritte zu setzen. Dass man nicht zwingend versucht, Probleme für sie zu lösen, sondern Wege aufzeigt, wie sie das vielleicht selbst machen können“, berichtet die Leiterin der Schulpastoral Michaelbeuern von ihren Alltagserfahrungen. Wobei es zwischen der grundlegenden Schulpastoral und der expliziten Seelsorge bei schulischen, persönlichen oder familiären Problemen der Jugendlichen zu unterscheiden gilt. Letztere mache nur einen Teil aus und werde angesichts der hohen Zahl von 372 Schülerinnen und Schülern mit mehreren Lehrenden im Teamwork bewältigt.
Im Geiste des hl. Benedikt
Generell bedeutet Schulpastoral vor allem, die Bedeutung des Glaubens zu vermitteln, also „den Spirit und das Ordenscharisma weiterzugeben“, wie es Kreil formuliert. „Eine meiner Aufgaben als Schulpastoral-Verantwortliche sehe ich darin, Möglichkeiten zu bieten, wie man mit Gott in Beziehung kommen und diese Gottesbeziehung festigen kann.“ Um das zu verdeutlichen, holt sie zwei Bücher vom Schreibtisch – „Die Regel des heiligen Benedikt“ sowie ein Werk mit dem Titel „Love your Life“ – und erklärt: „Diese Bücher beschreiben ganz gut, was ich mache. Die Benediktinerregeln sind etwas, das nicht nur vor Jahrhunderten gültig war, sondern ganz aktuell ist und ganz viel mit unserem Leben zu tun hat, weil es uns Hilfestellungen gibt. Sein Leben zu lieben, im Geiste dieser Regeln – das gehört für mich einfach zusammen.“
Beruf als Berufung: „Ich fühle mich an der Schule wie ein Fisch im Wasser und möchte meinen Beruf mit keinem anderen tauschen.“ © Erzdiözese Salzburg/Anna Reither
Versöhnung als „Schulfach“
Neben der gemeinsamen Gestaltung von Gottesdiensten, die für Kinder und Jugendliche ansprechend sind und von diesen mitgestaltet werden, fallen auch Ganzjahresprojekte wie die Firmvorbereitung oder spezielle Aktionen wie der „Versöhnungstag“ vor den Osterferien in ihren Wirkensbereich. „Da setzen wir uns gemeinsam mit dem Thema Versöhnung und den Beziehungen in unserem Leben auseinander: der Beziehung zu uns selbst, den Mitmenschen, aber auch zu Gott und zu Natur und Schöpfung“, sagt Kreil. Und so wie in der Benediktinerregel gefragt wird „Wer ist der Mensch, der das Leben liebt und gute Tage zu sehen wünscht?“, sieht auch die Religionslehrerin und Schulpastoral-Leiterin ihre Aufgabe darin, den Kindern und Jugendlichen „solch gute Tage zu ermöglichen“.
„Aufgabe hat mich gesucht“
„Ich fühle mich an der Schule wie ein Fisch im Wasser und möchte meinen Beruf mit keinem anderen tauschen“, zieht Kreil ein Resümee ihrer Tätigkeit. „Es ist einfach eine schöne Art und Weise, Berufung zu leben. Diese Aufgabe hat mich gesucht, ich habe sie angenommen und liebe sie.“
Wir bedanken uns beim „Rupertusblatt“ für die Möglichkeit, dieses Interview zu veröffentlichen.