Festlicher Empfang für neue Ordensgemeinschaft in Reutte
Rückenwind für einen erfolgreichen Start: Bischof Hermann Glettler stellt das Wirken der drei Ordensfrauen unter seinen bischöflichen Segen. © Tomy Mullur
Sr. Margaret, Sr. Tessy und Sr. Leena Mary aus dem südindischen Bundesstaat Kerala gehören der Gemeinschaft der Apostolischen Teresianischen Karmelitinnen (Congregation of Teresian Carmelites/CTC) an und sind schon vor einigen Tagen in Reutte angekommen. Am Sonntag, dem 29. September, wurden sie nun offiziell von Bischof Hermann Glettler mit einem Gottesdienst in der St.-Anna-Kirche in Reutte begrüßt.
Roter Teppich von Österreich bis nach Indien
In seinen Begrüßungsworten nahm Bischof Hermann Glettler darauf Bezug, dass Pflegekräfte derzeit weltweit sehr gefragt seien und ihnen daher überall der rote Teppich ausgerollt werde. Im Falle der drei Ordensfrauen, die alle über eine fundierte Pflegeausbildung und langjährige Berufspraxis verfügen, sei dieser Teppich bis nach Indien ausgerollt worden.
Tatsächlich war Bischof Glettler selbst vor längerer Zeit nach Indien gereist, um im Zuge einer pastoralen Reise bei den Karmelitinnen dafür zu werben, das leerstehende Kloster Reutte zu übernehmen. In seinen Bemühungen erhielt er Unterstützung von der Marktgemeinde Reutte und dem Land Tirol. Wie Tomy Mullur, der bischöfliche Beauftragte für die Weltkirche der Diözese Innsbruck, beim Gottesdienst erwähnte, ging es jedoch nicht nur darum, den Orden zu überzeugen, sondern auch die zahlreichen bürokratischen Hürden zu bewältigen, die im Zuge der geplanten Wiederbesiedlung des Klosters zu nehmen waren. Letztendlich gelang es jedoch, den „Papierkrieg“ zwischen Tirol, Deutschland und Indien zu einem erfolgreichen Ende zu bringen und den Schwestern, die inzwischen schon fast die Hoffnung verloren hatten nach Reutte zu kommen, grünes Licht für ihre Übersiedlung zu geben.
Festlicher Einstand in der St.-Anna-Kirche in Reutte. Hinten (von links nach rechts): Patrick Gleffe, Tomy Mullur, Bischof Hermann Glettler und Dekan Franz Neuner. Vorne (von links nach rechts): die Teresianischen Karmelitinnen Margaret, Tessy und Leena Mary. © Tomy Mullur
Herzlicher Empfang in Reutte
Bereits vor ein paar Tagen wurden die Ordensfrauen von der Gemeindeleitung rund um Bürgermeister Günter Salchner und der Pfarre herzlich in Reutte willkommen geheißen. Alle drei Karmelitinnen haben lange in Deutschland gearbeitet, sprechen sehr gut Deutsch und werden als Pflegefachkräfte im Haus zum guten Hirten, dem Seniorenzentrum von Reutte, arbeiten.
Solange die Diözese Innsbruck die Räumlichkeiten im Kloster für die Schwestern adaptiert, sind die drei Ordensfrauen vorerst in einer Wohnung im ehemaligen Ihrenberger-Haus im Obermarkt, das den Barmherzigen Schwestern von Zams gehört, untergebracht.
Erstes Kennenlernen: Nach dem Gottesdienst hatten die Teresianischen Karmelitinnen Gelegenheit, mit der Pfarrgemeinde in Kontakt zu kommen. © Tomy Mullur
Kontemplative Ordensgemeinschaft
Die Schwesterngemeinschaft der Karmelitinnen aus Kerala wurde1866 als erste indigene religiöse Kongregation für Frauen in der Erzdiözese Verapoly durch „Mutter Eliswa“ gegründet. Die Karmelitinnen leben nach der Ordensregel der hl. Teresa von Avila. Das Charisma dieser Kongregation ist laut der heutigen Mutter Oberin, Sr. Shahila Cosman, die „kontemplative Vereinigung mit Gott in einem Leben der Gemeinschaft durch die Liebe und den kirchlichen Dienst“. Besonders das Apostolat der Bildung und Erziehung von Frauen lag der Gründerin sehr am Herzen.
Derzeit umfasst der Orden 1.339 CTC-Schwestern, die weltweit in Krankenhäusern, Altenheimen und in der Gefängnisseelsorge tätig sind. Es gibt 203 Klöster, darunter neun in Deutschland, sechs in Italien, drei in Ruanda und eines in den USA. Das Generalat befindet sich in Edappally, Kerala, in der Erzdiözese Verapoly in Südindien.
Kloster Reutte – ein Ort mit Geschichte
Bis 2014 waren die Franziskaner in Reutte aktiv. Vor knapp zehn Jahren haben die Franziskaner das Außerfern verlassen, das Klostergebäude im Zentrum von Reutte war seither ungenutzt. Die Geschichte der Ordensniederlassung geht bis auf das Jahr 1628 zurück, als Erzherzog Leopold V. den Grundstein für das Kloster legte und den Franziskanern die Seelsorge der angrenzenden Kirche St. Anna anvertraute, die ab 1945 eine eigene Pfarre wurde. Nach Plünderungen durch schwedische Soldaten im Dreißigjährigen Krieg und Bränden 1703 und 1846 musste das Kloster mehrmals neu errichtet werden. Im 18. Jahrhundert beherbergte das Kloster eine eigene Theologische Hauslehranstalt für Franziskaner, im 19. Jahrhundert und später wieder von 1977 bis 2000 war in Reutte das Noviziat des Ordens untergebracht.
Neubeginn: Die Teresianischen Karmelitinnen werden demnächst das ehemalige Franziskanerkloster Reutte besiedeln, das auf eine fast 400-jährige Geschichte zurückblickt. © Cincelli/dibk.at
Quellen: Diözese Innsbruck, kathpress