Überraschendes „Aus“ für Exerzitienhaus der Dominikanerinnen im Kloster Kirchberg
Abruptes Ende: Nach der negativen Entscheidung der Erzdiözese Wien kann das Exerzitienhaus der Dominikanerinnen im Kloster Kirchberg ab Jänner 2025 nicht mehr für Meditationsgruppen und Tage der Stille genutzt werden. © Kloster Kirchberg
Der Beschluss kam für die vier Schwestern im Kloster Kirchberg überraschend, nachdem es bereits im Juni 2024 eine vorläufige Zusage für die Fortführung des Gästehauses gegeben hatte. Die Schwesterngemeinschaft hatte im November 2023 bekannt gegeben, den Betrieb aus Altersgründen nicht mehr aufrechterhalten zu können. Ein neues Team hatte sich konstituiert, ein tragfähiges wirtschaftliches Konzept entwickelt und einen großen Kreis an ehrenamtlichen Unterstützer:innen gefunden.
Heimat und Wirkungsort der Ordensfrauen
Das jetzige „Aus“ für das Exerzitienhaus wurde mit der finanziell angespannten Lage der Diözese begründet. Eine Erklärung, die Sr Teresa Hieslmayr OP, wirtschaftliche Leiterin des Hauses, nicht nachvollziehen kann: „Das Exerzitienhaus hat in den 25 Jahren seines Bestehens immer ausgeglichen bilanziert und der Diözese nicht einen Cent gekostet.“
Was mit dem Klostergebäude geschehen soll, ist noch unklar. Die Dominikanerinnen sind im Kloster eingepachtet. Ihnen wurde zugesagt, im Kloster bleiben zu können. „Wir hoffen, dass wir an diesem Ort weiterhin wohnen können. Es ist unsere Heimat und unser Wirkungsort“, sagt Priorin Sr Angelika Ungerhofer.
Ein Bild aus fröhlicheren Tagen: Sr. Helene, Sr. Teresa, Sr. Christine und Sr. Angelika sind enttäuscht von der plötzlichen Kehrtwendung der Erzdiözese Wien. © Kloster Kirchberg
Enttäuschung bei den Dominikanerinnen
Die Schwesterngemeinschaft zeigt sich enttäuscht über die plötzliche Kehrtwendung der Erzdiözese. „Es ist uns nicht verständlich, warum ein florierender Betrieb wie unser Exerzitienhaus geschlossen wird“, meint Sr. Angelika und weist auf das positive Feedback zahlreicher Gäste hin: „Viele unserer Gäste gewinnen durch den Aufenthalt bei uns ein neues, positives Bild von Kirche.“
Sr. Teresa Hieslmayr betont vor allem den pastoralen Verlust: „Mir tut es für die vielen Menschen leid, die bei uns im Kloster Kirchberg eine geistliche Heimat gefunden haben. Schade, dass es dieses Angebot nun nicht mehr geben wird.“
Verständnis bei der Erzdiözese Wien
Michael Prüller, Pressesprecher der Erzdiözese Wien, bestätigte gegenüber Kathpress am Mittwoch die ursprünglichen Pläne, wie über Anstellungen und eine neue Trägerschaft durch einen Verein der Bildungs- und Exerzitienbetrieb hätte weitergeführt werden sollen. Die Erzdiözese, die der Eigentümer des Klostergebäudes ist und als Vermieter dessen Erhaltung zu verantworten hat, habe nach eingehender Prüfung diesem Vorhaben aber nicht zustimmen können, „weil in diesem Fall die bauliche Erhaltungslast und die finanziellen Unwägbarkeiten zu groß wären“.
Diese Entscheidung sei nach reiflicher Überlegung schweren Herzens getroffen worden und die Enttäuschung der Schwestern sei nur zu gut verständlich, so Prüller. Die Erzdiözese habe den Dominikanerinnen jedoch das Angebot gemacht, die Wohnräume zu sanieren und den Schwestern weiter unbefristetes Wohnrecht im Kloster zu geben, wo sie auch weiterhin Gäste empfangen können.
Kloster Kirchberg – ein Ort mit Geschichte
Das Kloster Kirchberg existiert seit dem frühen 13. Jahrhundert und hat eine wechselhafte Geschichte hinter sich. Es wurde als Augustiner-Chorfrauenstift gegründet, wurde 1782 unter Josef II. aufgelöst und diente dann als Farbenfabrik. Seit 1828 ist es im Besitz der Wiener Erzbischöfe. Bis vor wenigen Jahrzehnten befanden sich in den Räumlichkeiten Büros und private Wohnungen. Seit 1993 wird es wieder als Kloster genützt, zuerst durch die Herz-Jesu-Priester und seit 1999 durch Dominikanerinnen.
Quelle: Dominikanerinnen Kirchberg