Steyler Missionare starten mit Vortragsreihe ins Jubiläumsjahr
Ein Weg, der sich lohnt: Die fünf Begegnungsabende finden in der Krypta des Missionshauses St. Gabriel in Marie Enzersdorf statt. © P. Franz Helm SVD
Bereits am 15. Oktober startet der erste von fünf Begegnungsabenden im kommenden Halbjahr. Der Ethnologe Andre Gingrich von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften widmet sich in seinem Vortrag dem Steyler Missionar und Ethnologen P. Martin Gusinde.
Weitere Vorträge beleuchten den Einsatz für soziale Gerechtigkeit, interreligiösen Dialog und die Pfarrarbeit der Steyler Missionare. Die Frage „Interreligiöser Dialog und Mission: ein Widerspruch?“ steht am 21. Jänner 2025 im Fokus des Vortrags der Theologin und emeritierten Vorständin des Instituts für Christliche Gesellschaftslehre, Ingeborg Gabriel. Der Abschlussabend am 8. April 2025 hat die Verkündigung des Wortes Gottes zum Inhalt.
Alle Begegnungsabende finden in der Krypta des Missionshauses St. Gabriel, Gabrielerstraße 171, 2344 Maria Enzersdorf, statt (Engang durch die Pforte). Der Eintritt ist frei, um eine Spende wird gebeten. Eine Übersicht aller Abende mit sämtlichen Detailinformationen enthält dieser Programmflyer.
Für Provinzial P. Christian Stranz soll die Vortragsreihe das Engagement der Steyler Missionare sichtbar machen und Mut für die Zukunft wecken.
Mit Dankbarkeit und Mut durch das Jubiläumsjahr
Die Vortragsreihe ist Teil des zwölfmonatigen Jubiläumsjahres, das am 8. September begann und mit einer Festmesse sowohl im Gründungshaus in Steyl (Niederlande) als auch in St. Gabriel eröffnet wurde. Ein ganzes Jahr lang feiern die Steyler Missionare nun den 150. Geburtstag ihrer Ordensgemeinschaft; seinen Abschluss findet das Jubiläumsjahr mit der Feier des 150. Gründungstags im September 2025.
150 Jahre und kein bisschen leise: Die Steyler Missionare wollen mit der Vortragsreihe das Engagement des Ordens sichtbar machen und Mut für die Zukunft wecken. © Steyler Missionare / Canva
Am 8. September 1875 gründete Arnold Janssen im niederländischen Ort Steyl die „Gesellschaft des Göttlichen Wortes“ (Societas Verbi Divini, abgekürzt SVD), wie der Orden offiziell heißt. Aus bescheidenen Anfängen entstand über die Jahrzehnte der siebtgrößte Männerorden der katholischen Kirche mit fast 6.000 Mitgliedern, davon 1.000 in Ausbildung.
Auch Europa Missionsgebiet
Eine Besonderheit der Steyler Missionare ist es, schon seit den 1990er Jahren auch Europa als Missionsgebiet zu sehen und hier Missionare aus Übersee einzusetzen. In Europa nahmen ab den 1970er-Jahren die Eintritte zwar stark ab, in anderen Kontinenten stiegen die Zahlen jedoch, sodass mittlerweile mehr als die Hälfte der Mitglieder aus Asien stammt: Indonesien, Indien und die Philippinen sind heute die wichtigsten Herkunftsländer, gefolgt von Polen. Steyler Missionare arbeiten in 79 Ländern auf fünf Kontinenten – bei den Massai in Tansania ebenso wie in philippinischen Slums, in entlegenen Außenstationen in Madagaskar wie in Seelsorgeräumen und Pfarrverbänden in Österreich und der Schweiz oder am Pariser Stadtrand.
Ein wichtiger Schwerpunkt ist das Bibelapostolat, doch auch im Bildungs-, Gesundheits- und Medienbereich sind die Ordensleute aktiv. Steyler Missionare führen Schulen, Universitäten und Krankenhäuser, geben Zeitschriften heraus und produzieren Radiosendungen und Filme. Zu den Anliegen gehören neben der Solidarität mit Armen und Marginalisierten der Einsatz für den Schutz der Menschenwürde, für Mädchen und Frauen, für die Rechte indigener Völker und gegen Fremdenfeindlichkeit, die Begleitung geflüchteter Menschen sowie die Bewahrung der Schöpfung.
In Österreich seit 1889
Arnold Janssen, selbst Gymnasiallehrer, Priester und seit 2003 ein Heiliger der katholischen Kirche, legte in Zeiten der Kolonialisierung mit der Eröffnung des Missionshauses St. Michael in einem verfallenen Gasthaus den Grundstein für den ersten deutschen Missionsorden. Er tat dies im niederländischen Steyl, da kein deutscher Bischof ihm Unterstützung bot und der damalige Kulturkampf eine Ordensgründung in Deutschland unmöglich machte. Zahlreiche Schüler und Priester schlossen sich ihm an, darunter der aus Südtirol stammende Josef Freinademetz und der Deutsche Johann Baptist Anzer, die beide 1879 als erste Missionare der neugegründeten Gesellschaft nach China ausreisten.
Janssen übernahm Missionsgebiete in Amerika, Afrika und Asien, etwa in China, Argentinien, Ecuador, Togo und Neuguinea. 1889 gründete er seine erste Niederlassung in Österreich, das Missionshaus St. Gabriel, in dem seither viele hunderte Missionare ausgebildet wurden und wo bis heute die Provinzleitung und die Missionsprokur verortet ist. Bereits 1878 hatte Janssen in Steyl eine Druckerei eröffnet, um seine Missionsidee zu verbreiten und mit dem Gewinn der Zeitschrift „Stadt Gottes“ (heute: „Leben jetzt“) sein Werk zu finanzieren. 1905 folgte die offizielle Anerkennung des Ordens durch den Vatikan. Bei Janssens Tod 1909 zählten die Steyler Missionare bereits 400 Patres und 600 Brüdermissionare in Ewigen Gelübden, sowie 1.000 Mitbrüder in Ausbildung.
Dem Wort Gottes verpflichtet: Das Wappen der Steyler Missionare veranschaulicht, warum der Orden offiziell „Gesellschaft des Göttlichen Wortes“ (Societas Verbi Divini, abgekürzt SVD) heißt. © Steyler Missionare
Arbeitsschwerpunkte auch Migration und Umwelt
In der Mitteleuropäischen Provinz des Ordens mit Niederlassungen in Österreich, Kroatien, der Schweiz und Paris leben derzeit 100 Mitbrüder aus 17 Ländern. Sie arbeiten u.a. in der Pfarrpastoral, in der Jugend- und Krankenhausseelsorge, in der Migrantenpastoral, im Bibelapostolat, in den Missionsprokuren und im öko-sozialen Engagement. Tätig sind die heimischen Steyler Missionare derzeit in Pfarren in Wien-Favoriten, im Bezirk Mödling, in Wels, Bischofshofen und Dornbirn.
Zur „Steyler Familie“ gehören weiters auch zwei Schwesterngemeinschaften: 1889 gründete Arnold Janssen die Steyler Missionsschwestern („Dienerinnen des Heiligen Geistes“, SSpS) und 1896 den kontemplativen Orden der Steyler Anbetungsschwestern („Dienerinnen des Heiligen Geistes von der ewigen Anbetung“, SSpSAP). In den letzten Jahren verstärkten die Steyler Missionare weltweit die Zusammenarbeit mit Laien-Partner:innen, die sich mit der Spiritualität der Steyler verbunden fühlen.
Quellen: Steyler Missionare / kathpress