Kongress der Ordensspitäler Oberösterreich: KI im Krankenhaus
Gehirnforscher Boris Konrad, Landeshauptmann-Stellvertreterin Christine Haberlander, Ethikerin Julia Amann, Elisabethinen-Generaloberin Sr. M. Barbara Lehner und Bischofsvikar Adi Trawöger beim Kongress der oberösterreichischen Ordensspitäler. (v.l.) (c) Oö-Ordensspitäler
Zentrale Inhalte des Kongresses waren der Umgang der Menschen im Gesundheitswesen mit der Künstlichen Intelligenz und die Chancen und Herausforderungen der neuen Technologien. Die sieben oberösterreichischen Ordensspitäler sichern mit 9.000 Mitarbeiter:innen die medizinische Versorgung von 900.000 Patient:innen pro Jahr. Der Bedarf an medizinischen und pflegerischen Leistungen steigt, aber das Angebot an Fachkräften stagniert. Vor diesem Hintergrund sind innovative Ansätze gefragt, um das Gesundheitssystem mittel- und langfristig leistungsfähig zu erhalten. Bischofsvikar Adi Trawöger appellierte an die Verantwortlichen im Gesundheitswesen, die ganzheitliche Betrachtung und die Liebe zum Menschen bei der Beantwortung der Frage, wieviel KI realisiert werden soll, ins Zentrum zu stellen.
Erhöhung der Behandlungsqualität durch neue Technik
Wie wichtig die Auseinandersetzung mit den neuen technologischen Möglichkeiten ist, wurde schon bei den Grußworten von Gesundheitslandesrätin Christine Haberlander deutlich: „In Oberösterreich arbeiten wir alle daran, dass die Menschen in unserem Land gut und gesund leben können – von heute bis ins hohe Alter.“ Die Zukunft der Gesundheitsversorgung sei dabei eine der drängendsten Fragen unserer Zeit. Ein wichtiger Teil der Antwort darauf sei die technische Entwicklung. Mit neuer Technik werde die Qualität der Behandlung erhöht und gleichzeitig neue Räume für den persönlichen Kontakt, Vertrauen und Menschlichkeit geschaffen. „Umso wichtiger ist es, dass die Technik den Menschen dienen muss und nicht umgekehrt“, sagte Haberlander.
Die Referent:innen begeisterten das Publikum, hier beim Aufruf: „So groß ist Ihr Gehirn, nutzen Sie es“. (c) Oö-Ordensspitäler
Den Eröffnungsvortrag des Kongresses hielt der Hirnsportler, Informatiker und Gedächtnisforscher Boris Konrad. Er appellierte an die Teilnehmer:innen, den Supercomputer, der sich in ihrem Kopf befindet, zu nutzen. Die KI kann heute schon vieles besser als der Mensch, aber Innovationen, hinter denen Überzeugungen stehen, sind anders als solche, hinter denen Rechenmodelle stehen.
Bereits erfolgreicher Einsatz einiger KI-Anwendungen
Der oberösterreichische Universitätsprofessor für „AI in Life Sciences“, Günter Klambauer, stellte fest, dass KI eher langsam in den Gesundheitssektor komme. Der Begriff „Künstliche Intelligenz“ gehe auf ein Forschungsprojekt in den USA im Jahr 1956 zurück, das allerdings nicht zu den gewünschten Ergebnissen führte. Er stellte Beispiele erfolgreicher KI-Anwendungen vor, wie beispielsweise die Unterstützung bei der Diagnostik von Hautkrebs, das Erkennen von Brustkrebs und spezieller Augenerkrankungen und erklärte die Funktionsweise von Large Language Models wie ChatGPT.
Auf die ethischen Herausforderungen durch KI-Anwendungen in der Pflege und Gesundheitsversorgung ging Julia Amann von der Schweizer Careum Stiftung ein. Sie meinte, dass es unethisch wäre, das Potenzial von KI nicht zu nutzen, ging aber auch auf die ethischen Schwachpunkte von KI-Systemen ein: die Emotionen fehlen, es kann nicht zweifeln oder sich um einen Menschen sorgen. Die Erklärbarkeit und die Nachvollziehbarkeit von KI-Tools seien entscheidend für das Vertrauen in die Ergebnisse. Mit welchen Daten wurde die KI trainiert? Welche Diskriminierungen ergeben sich dadurch? Wer übernimmt die Verantwortung für falsche Ergebnisse? Amann appellierte an die Teilnehmer:innen, dazu beizutragen, dass das Gesundheitswesen menschlich bleibt.
Das Linzer Design Center war für den Kongress der oberösterreichischen Ordensspitäler ausgebucht. (c) Oö-Ordensspitäler
Der Professor für Digitale Medizin in der Kardiologie der MedUni Innsbruck, Clemens Dlaska, gab einen Einblick in die Nutzung von KI in der Kardiologie. Als Beispiel nannte er die Identifikation von Vorhofflimmern, einer gefährlichen Herzrhythmusstörung, die zu Schlaganfällen führen kann, durch KI-Systeme. Digitale Technologien, wie Smartwatches seien Screening Tool geeignet, um die lebensbedrohliche Erkrankung rechtzeitig zu erkennen.
KI als Entscheidungsunterstützung
Clemens Heitzinger, Professor an der TU Wien, ging auf die Anwendungen von KI in der Onkologie und Intensivmedizin ein. Mit Hilfe von Blutproben konnten in China fünf verschiedene Tumorarten bis zu vier Jahre vor der konventionellen Diagnose erkannt werden. Heitzinger entwickelte ein KI-Tool für die Empfehlung der Behandlung von Patient:innen mit Sepsis in Intensivstationen. Ab dem Zeitpunkt, als die KI die Daten von 150 bis 250 Fällen hatte, seien die Ergebnisse der KI genauso gut oder besser als jene der Mediziner:innen gewesen. Er sieht die Vorteile von KI-Systemen im Einsatz zur Entscheidungsunterstützung: Die Entscheidung bleibt beim Menschen, aber die KI liefert sehr rasch eine Zweit-, Dritt- und Viertmeinung.
Den Abschluss der Veranstaltung machte Rechtsanwalt Philipp Leitner aus Linz. Er ging auf rechtliche Aspekte und Fallstricke von KI ein. Diese gehen von den Problematiken des Halluzinierens von KI-Systemen über den Datenschutz bis zu berufs- und haftungsrechtlichen Fragen. Er diskutierte auch die neue KI-Verordnung der EU, die einen einheitlichen Rechtsrahmen für die Entwicklung und Einführung von KI-Systemen darstellt.
Quelle: Oö-Ordensspitäler