120 Jahre Kloster Lauterach: Bischofsmesse und Museumseröffnung
Freude über 120 Jahre Präsenz in Lauterach: Bischof Benno Elbs inmitten der Redemptoristinnen. © Reinhard Mohr
Mit Liebe und Dankbarkeit auf die Vergangenheit schauen, mit Glaube und Freude die Gegenwart bewältigen und mit Hoffnung und Mut in die Zukunft gehen – unter diesem Motto luden die Lauteracher Redemptoristinnen zur Feier ihres 120-Jahr-Jubiläums ein. Dieser Einladung folgten nicht nur Bischof Benno Elbs, sondern zahlreiche Ordensleute, Freund:innen und Angehörige der Ordensfrauen.
Den Dankgottesdienst zelebrierte Bischof Benno gemeinsam mit elf Priestern. In seiner Predigt hob er die Freundschaft mit Christus als das Fundament des Lebens und Wirkens der Ordensfrauen hervor. Als Redemptoristinnen trügen sie Jesus Christus, den Redemptor – den Erlöser, den heilenden Heiland – in ihrem Namen und damit auch in ihrem Sein und Handeln. Er zeigte sich sehr dankbar für die Berufung der Ordensfrauen, Balsam für die Wunden vieler Menschen zu sein und in ihrem Gebet stellvertretend für andere einzutreten.
Worte des Dankes: In seiner Predigt hob Bischof Benno Elbs das fürsorgliche Ordenscharisma der Redemptoristinnen hervor. © Reinhard Mohr
Im Anschluss an den Festgottesdienst waren die Besucher:innen zu einer Agape im Kreuzgang des Klosters eingeladen und konnten das neue Museum, das Gästehaus, den Klosterfriedhof und die Hostienbäckerei besichtigen. Hier werden jährlich drei bis vier Millionen Hostien produziert.
Neues Klostermuseum mit Papstutensilien
Als ob die Vorbereitungen für den großen Festtag nicht ohnehin Aufgabe genug waren, hielt der Zufall noch eine weitere Herausforderung für die Schwesterngemeinschaft bereit. Beim Stöbern auf dem weitläufigen Dachboden des Redemptoristinnen-Klosters St. Josef in Lauterach stieß Sr. Alena Diabolkova vor geraumer Zeit auf ein Päckchen. Neugierig wickelte die Leiterin der kleinen Schwesternschaft den in feines Papier gehüllten Inhalt aus und staunte nicht schlecht. Sie hielt plötzlich Utensilien eines Papstes aus dem 19. Jahrhundert in Händen – was für eine Überraschung und zugleich ein kleiner sensationeller Fund! Wann und wie ein Pileolus und ein roter Pontifikalschuh von Papst Pius IX. tatsächlich auf den klösterlichen Dachboden in Vorarlberg gelangten, weiß bislang noch niemand.
Highlights des Klostermuseums: Ein roter Pontifikalschuh und ein Pileolus von Papst Pius IX – beide Gegenstände wurden von den Redemptoristinnen erst unlängst auf dem Dachboden gefunden. © VN
Pius IX. war von 1846 bis 1878 der 255. Papst. In sein Pontifikat – mit 31 Jahren und 8 Monaten übrigens das längste nachweisbare – fallen unter anderem die Verkündung des Dogmas der Unbefleckten Empfängnis Mariens und das Erste Vatikanische Konzil.
Die Redemptoristinnen wollten den außergewöhnlichen Dachboden-Fundstücke von Papst Pius IX. unbedingt einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen. Sie sind ab sofort Teil eines kleinen Museums, das im Obergeschoss des Klosters in Lauterach eingerichtet und am Jubiläumstag von Provinzial Martin Leitgöb CSsR eröffnet wurde.
Segensreicher Start in den Jubeltag: Die Segnung des Museums nahm P. Martin am Morgen im kleinen Kreis der redemptoritischen Familie vor. © Reinhard Mohr
Wie alles begann
Am 19. November 1904 zogen 17 Redemptoristinnen in das ehemalige Internat der Dominikanerinnen in Lauterach ein. Letztere brauchten mehr Platz und übersiedelten deshalb nach Bregenz, die Redemptoristinnen wiederum benötigten ein neues Zuhause, nachdem jenes in Salzburg immer mehr zerfiel.
„Ein Pater unseres Ordens hat die Schwestern auf die leerstehende Anlage in Lauterach aufmerksam gemacht“, erzählt Sr. Maria Sidorova. Bei den Redemptoristen handelt es sich um eine Ordensgemeinschaft, die ihre Wurzeln in Italien hat, sich aber erst von Wien aus in die ganze Welt verbreitete. Die erste Oberin des Klosters St. Josef stammte aus Holland, die Schwestern kamen unter anderem aus Deutschland, der Schweiz, Luxemburg, Südtirol und Polen. In der Hochblüte lebten 39 Ordensfrauen im Kloster St. Josef in Lauterach. Das war 1929. Inzwischen umfasst die Klostergemeinschaft nur noch fünf Ordensfrauen.
Sr. Seraphica und Sr. Theresia, beide 93, sind die ältesten Bewohnerinnen. Beide haben es nie bereut, nach Lauterach gekommen zu sein. Sr. Theresia lebt seit 75, Sr. Seraphica seit 65 Jahren hinter Klostermauern. „Wir sind immer noch gerne hier“, bekräftigen die rüstigen Ordensfrauen. Die Jüngste im Bunde ist Maria Sidorova. Die 38-Jährige kam 2019 nach Lauterach. „Gott ist überall der Gleiche“, bemerkt sie mit einem seligen Lächeln. Dabei hatte die gebürtige Slowakin früher so gar kein Interesse am Klosterleben. Sie wollte Kinder, eine Familie. Dann jedoch traf sie auf Menschen, die den Glauben bewusst lebten. „Ihre Freude und Ausstrahlung waren ansteckend“, erinnert sich Sr. Maria.
Eingeschworene Gemeinschaft: sitzend Sr. Seraphica, Sr. Theresia und Sr. Anna aus Polen, dahinter Sr. Maria, Sr. Oberin Alena und Sr. Maria (v.l.n.r.) © Reinhard Mohr
Von Gott gerufen
Schließlich fühlte auch sie sich von Gott gerufen. „Ich möchte Zeugnis seiner Liebe ablegen und die Geschichte der Redemptoristinnen weitertragen“, beschreibt sie ihre Mission. Diese Einstellung teilt sie mit ihren Mitschwestern, die in jeder Form offenbleiben wollen. Das Kloster St. Josef will die Spiritualität, die durch das Haus weht, mit anderen Menschen teilen, auch über die sozialen Medien und das Internet. Damit verbunden ist das Anliegen, Gleichgesinnte zu erreichen. „Es gibt immer Menschen, die Gott ruft“, merkt Sr. Maria hoffnungsfroh an.
WEITERE FOTOS:
Der Text enthält Passagen eines Artikels, der am 18. November 2024 in den Vorarlberger Nachrichten erschienen ist. Vielen Dank für die Möglichkeit, ihn hier zu veröffentlichen!