Kloster Mehrerau gibt Einblick in Renovierung der Abteikirche
Restauratorin Nicole Mayer inspiziert einen Teil des Triptychons. (c) Zisterzienserabtei Wettingen-Mehrerau
Über die aktuellen Arbeiten in der Abteikirche teilte das Bregenzer Kloster mit: „Die Sanierung der ‚modernen‘ Kirche auf romanischen Fundamenten schreitet voran.“ Laut Abt und Bauherr Vinzenz Wohlwend befinde man sich im Zeitplan; die Einsegnung soll im März 2025 erfolgen. Rund 60 Handwerkerinnen und Handwerker verschiedener Metiers sind beschäftigt. Eine von ihnen, die Restauratorin Nicole Mayer, ist mit besonders heiklen Arbeiten betraut: Sie restauriert die sakralen Ausstattungselemente wie das Triptychon, die Gnadenmutter der Mehrerau sowie weitere Tafelgemälde und Reliquiare. Rund 500 bis 600 Stunden wird sie für die konservatorischen Maßnahmen benötigen, hieß es.
„Im ersten Schritt reinige ich die Oberflächen – entweder trocken, zum Beispiel bei Blattgoldschichten, oder mit Lösemitteln bei Farbfassungen – je nach vorgefundener Situation“, erklärte Mayer. Im Anschluss an die Konservierungsschritte würden „dezent restauratorische gesetzt“. Dies bedeute, dass Fehlstellen randgetreu gekittet und retuschiert werden, um einen homogenen Gesamteindruck zu erzielen. „Man darf durchaus sehen, dass die Objekte ein entsprechendes Alter und eine Geschichte hinter sich haben“, sagte die Restauratorin.
„Nichts Vergleichbares“
Das ca. 400 Jahre alte Triptychon in der Abteikirche ist ein gotisches Tafelgemälde und hing in der Apsis. „Für sein Alter und dafür, dass es immer im liturgischen Gebrauch war, ist es in einem sehr guten Zustand und weist nur leichte mechanische Beschädigungen auf“, beschreibt Nicole Mayer die Einzigartigkeit. „Es gibt in Vorarlberg meines Wissens nichts Vergleichbares in dieser Größe und Qualität.“
Die Portalplastik von Hans Albrecht ist bereits restauriert und erstrahlt prachtvoller denn je. (c) Zisterzienserabtei Wettingen-Mehrerau
Die Mehrerauer Gnadenmutter, eine um 1500 geschaffene Statue, die auf einem neugotischen Altaraufbau steht, wird ebenfalls von Mayer restauriert: „Der Gnadenaltar, der im Nazarener-Stil in einer sehr guten Qualität geschnitzt ist und die Neugotik nachahmt, befindet sich in einem konservatorisch guten bis mittelmäßigem Zustand. Er hat der Zeit entsprechend Gebrauchsspuren, da er sich ebenfalls im liturgischen Gebrauch befindet.“ Hier gelte es, „die Fassung zu festigen, die Fehlstellen mit Kreidegrund randgetreu zu kitten und im Hinblick auf die Optik des Bestands, die Fehlstellen zu retuschieren“, informierte die Restauratorin.
Auch Infrastruktur wird erneuert
Die neuromanische Abteikirche, die in den Jahren 1856 bis 1859 von den Wettinger Zisterziensern errichtet und von 1961 bis 1964 von Architekt Hans Purin umfassend umgestaltet wurde, wird noch bis März 2025 renoviert. Im zweiten Bauabschnitt wird die Infrastruktur der Abteikirche erneuert: Zum Beispiel wird die in die Jahre gekommene Akustikanlage ausgetauscht, es werden Lichttechnik und Beheizung modernisiert und Teile des Chorgestühls rollstuhlgerecht gestaltet. Aus den drei Seitenkapellen entstehen zwei Beichträume sowie eine Kapelle mit Reliquien, unter anderem der Heiligen Gallus, Bernhard und Maurus sowie von Nikolaus von der Flühe. „Um unsere Gottesdienste allen Menschen zugänglich zu machen, installieren wir ein System, mit dem Live-Übertragungen möglich werden“, kündigte Abt Wohlwend an.
Freuen sich über das Fortschreiten der Sanierung: Barbara Keiler (Bundesdenkmalamt), Restauratorin Nicole Mayer, Abt Vinzenz Wohlwend und Klosterverwalter Michael Gmeinder (v.l.). (c) Zisterzienserabtei Wettingen-Mehrerau
Das Investitionsvolumen von drei Mio. Euro für die Sanierung der Abteikirche wird teilweise aus Eigenmitteln des Klosters finanziert. Hinzu kommen Förderungen des Bundes – das Bundesdenkmalamt unterstützt das Bauvorhaben sowohl in fachlicher als auch in finanzieller Hinsicht –, des Landes Vorarlberg und der Stadt Bregenz. Spenden sind dennoch notwendig. Die Diözese Feldkirch unterstütze die Renovierung mit einem großzügigen Beitrag, obwohl Mehrerau-Wettingen als Territorialabtei direkt dem Vatikan unterstellt ist und nicht der Diözese, freute sich Klosterverwalter Michael Gmeinder.
Etwa einstündige Baustellenführungen in der Abteikirche sind am 22. und 30. November sowie am 13. Dezember 2024 jeweils um 14 Uhr geplant.
Quelle: kathpress