Ordensspitäler drängen auf Reformen im Gesundheitswesen
Als „tragende Säule der österreichischen Gesundheitsversorgung“ bezeichnete Peter Bohynik, Leiter der Arbeitsgemeinschaft der Ordensspitäler Österreichs (ARGE), die 23 Ordensspitäler Österreichs. (c) ÖOK/emw
Es brauche etwa eine „gesetzliche Sicherung der Trägervielfalt“, erklärte Bohynik. Trägervielfalt als wesentlicher Faktor für Transparenz und Effizienzsteigerung durch freien Marktzugang müsse in Zukunft sichergestellt werden, lautet sein Appell an die nächste Bundesregierung bzw. die Regierungsverhandler:innen.
Damit zusammen hängt für Bohynik auch die Forderung nach einer langfristigen Finanzierungs- und Planungssicherheit. Wir brauchen eine „rechtlich abgesicherte, einheitliche und langfristige Finanzierung der Krankenanstalten“. Das sei letztlich Voraussetzung für eine erfolgreiche, wirtschaftliche Betriebsführung. Die Ordensspitäler würden mit den jeweiligen Bundesländern, in denen sie tätig sind, gut zusammenarbeiten, meinte Bohynik. Die derzeitige Finanzierung der Ordensspitäler über die Landesgesundheitsfonds (LKF) sei allerdings nicht kostendeckend. Man sei hier gegenüber Landeskrankenanstalten benachteiligt.
Kostendeckende Finanzierung gefordert
Die fondsfinanzierten Ordensspitäler fordern daher eine gesetzlich verankerte, kostendeckende Finanzierung ihrer Leistungen. Unter den derzeitigen Rahmenbedingungen bestehe immer eine gewisse Spannung bzw. Unsicherheit für die Ordensspitäler, das sei auch nicht im Interesse des gesamten österreichischen Gesundheitswesens, erklärte Bohynik.
Ein weiteres dringliches Anliegen des ARGE-Vorsitzenden betrifft den Einsatz gegen den zunehmenden Pflegekräftemangel. Hier seien alle Krankenhäuser bzw. Gesundheitseinrichtung gleichermaßen betroffen. Es brauche einen Mix an verschiedenen Maßnahmen, sagte Bohynik. Als kurzfristige Maßnahme sollten etwa steuerliche Anreize geschaffen werden, um die Vollzeitbeschäftigung attraktiver zu gestalten. Dadurch könnten rasch zusätzliche personelle Ressourcen geschaffen werden. Die Ordensspitäler forderten zudem einen nationalen Schulterschluss, um das Image der Pflegeberufe attraktiver zu gestalten.
Fachkräfte nach Österreich holen
Darüber hinaus braucht es aber auch eine klare und rechtssichere Zuwanderungsstrategie, um Fachkräfte nach Österreich zu holen. Nur so werde es langfristig gelingen, ausreichend Menschen für diese sinnstiftende Tätigkeit zu begeistern, unterstrich der ARGE-Vorsitzende. – Die Ordensspitäler hatten bereits im vergangenen Mai anlässlich des Internationalen Tags der Pflege (12. Mai) auf den Pflegekräftemangel aufmerksam gemacht. Bis 2030 fehlen demnach nach derzeitigem Stand 90.000 Pflegekräfte.
Bohynik unterstrich im Kathpress-Interview, dass die Ordensspitäler nicht nur Forderungen an die Politik stellen, sondern auch gewillt seien, sich konstruktiv an neuen Überlegungen und Maßnahmen zu beteiligen.
Wunsch: Wertschätzung von Politik und Kirche
Bohynik, Geschäftsführer der Österreichischen Ordenskonferenz (ÖOK), ist seit knapp einem Jahr Vorstand der Arbeitsgemeinschaft der Ordensspitäler Österreichs. Die ARGE ist ein Gremium für Austausch, Vernetzung sowie Wissens-Transfer. Zudem gehe es darum, eine starke Stimme für die Ordensspitäler nach außen zu sein, erläuterte Bohynik. Er würde sich wünschen, dass die Bedeutung der Ordensspitäler künftig noch stärker von der Politik, aber auch innerhalb der Kirche wertgeschätzt werde. Was in den Ordensspitälern geleistet wird, sei schließlich auch eine wichtige Form von Seelsorge bzw. Verkündigung des Evangeliums.
So unterschiedlich die einzelnen Ordensspitäler auch sind, allen gemeinsam sei die christlich-orientierte Unternehmenskultur, der ganzheitliche Zugang zum Menschen und höchste medizinische Standards.
Jedes fünfte Spitalsbett in einem Ordensspital
Bundesweit steht rund jedes fünfte Spitalsbett in einem Ordenskrankenhaus. In absoluten Zahlen sind es etwa 7.120 Betten. Ca. 200.000 Patientinnen und Patienten werden jährlich in den Ordenskrankenhäusern operiert. Mit rund 20.000 Mitarbeitenden sind die Ordensspitäler zudem ein wichtiger Arbeitgeber.
Die ARGE der Ordensspitäler Österreichs wurde 1978 von P. Leonhard Gregotsch gegründet, deren Leiter und Vorsitzender er als Generalsekretär der damaligen Superiorenkonferenz viele Jahre lang war. In den letzten Jahren hatten die Vertreter der Barmherzigen Brüder (Adolf Inzinger), der Vinzenz Gruppe (Michael Heinisch) und der Gruppe der franziskanischen Ordensspitäler (Christian Lagger) jeweils zwei Jahre die Leitung der ARGE inne.
Quelle: kathpress