Deutsche Ex-Generaloberin Magar macht Orden Mut zu neuen Wegen
Sr. Edith-Maria Magar von den Waldbreitbacher Franziskanerinnen rief am Ordenstag die heimischen Ordensleute dazu auf, ihre Stimme in Kirche und Gesellschaft stärker zu erheben. (c) ÖOK/emw
Als Beispiel für innovative Wege berichtete Magar aus ihrer eigenen Ordensgemeinschaft. Seit Jahren setzt sich der Orden für die Weihe von Frauen als Diakoninnen ein. In den Gesundheitseinrichtungen der Gemeinschaft agieren kompetente Laiinnen als „ethische Garantinnen“ für die christliche Ausrichtung der Spitäler. Außerdem bietet der Orden spezielle spirituelle Schulungsprogramme für Führungskräfte in den Spitälern an.
Auf den Rückgang der Zahl an Ordensfrauen reagierte die Gemeinschaft unter anderem mit der Berufung „weltlicher“ Oberinnen in den Konventen.
Magar hob zudem den gesellschaftspolitischen Einsatz ihres Ordens hervor und zeigte sich ob der zunehmenden Verrohung der Gesellschaft und des Erstarken rechtspopulistischer Parteien, die die demokratische Grundordnung gefährden, „besorgt“: „Bei Demonstrationen und über soziale Medien erheben wir unsere Stimme gegen völkische Nationalismen, Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus und Rassismus.“ Der Orden unterstütze auch Ordensleute, die Kirchenasyl gewährten und dafür strafrechtlich belangt wurden. Lobend hob Magar den deutschen Jesuiten P. Jörg Alt hervor, der nun für seinen Einsatz als Klimakleber sogar ins Gefängnis geht.
Engagierte Frauen in Führungsrollen
Über viele Jahrzehnte hinweg seien Ordensfrauen als Repräsentantinnen der christlichen Unternehmenskultur der Trägergemeinschaft im Leitungsteam (Direktorium) eines Krankenhauses „gesetzt“ gewesen. Trotz Nachwuchsmangel und Überalterung im Orden habe man keinesfalls auf diese Repräsentantinnen der christlichen Inspirationsquellen verzichten wollen. Darum haben man bereits 1994 erstmals engagierte Christinnen, darunter auch eine evangelische Frau, mit hoher fachlicher und sozialer Kompetenz in diese Führungsaufgaben berufen, so Magar: „Als Erbinnen unseres Vermächtnisses.“
Auf den Rückgang der Zahl an Ordensfrauen reagierte die Gemeinschaft unter anderem mit der Berufung „kompetenter verheirateter Frauen“ als Konvents-Oberinnen, so Sr. Magar: „Auch diese Frauen werden als Führungskräfte bezahlt – eine gute Investition!“
Sr. Edith-Maria Magar sprach am Ordenstag 2024 über „Die Kunst des Möglichen als Ordensfrau“. (c) ÖOK/emw
Ein wesentliches Element in den Einrichtungen der Franziskanerinnen seien zudem die Schulungsprogramme für die Führungskräfte. Schon seit Gründung der Ordensgemeinschaft 1863 habe die permanente Weiterbildung aller Mitarbeitenden, besonders der Führungspersönlichkeiten, hohe Priorität. Mit den christlichen Werten als Grundlage der Unternehmensphilosophie würden auch alle neu eingestellten Mitarbeitenden in sogenannten „Onboarding“-Formaten vertraut gemacht. Ebenso finden regelmäßige Ethikveranstaltungen speziell für Ärztinnen und Ärzte im Praktikum statt.
Engagement für Frauen als Diakoninnen
Seit Mitte der 1990er-Jahre organisiert der Orden Studiengänge für Frauen, die sich zum Diakonat berufen fühlen. Im jüngsten dreijährigen Kurs, der im April endete, nahmen 14 Frauen aus zehn deutschen Diözesen teil. Diese hätten sich einer anspruchsvollen Ausbildung gestellt und stünden „zur Weihe bereit“, berichtete Magar.
Die Bitte um die Öffnung des Diakonats für Frauen sei mehrfach an Papst Franziskus und die deutschen Bischöfe herangetragen worden. Auch bei der laufenden Weltsynode habe man das Anliegen eingebracht. „Wir müssen alles versuchen, was uns möglich ist“, so Magar, „auch wenn der Ausgang offen bleibt“.
Vielfältiges Aufgabengebiet
Sr. Magar war von 2012 bis 2024 Generaloberin der Waldbreitbacher Franziskanerinnen. Die Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen ihres Ordens beschäftigen rund 20.000 Mitarbeitende. Magar war zudem Vizepräsidentin des Deutschen Caritasverbands und ist weiterhin Mitglied im Kuratorium der Marienhausstiftung Waldbreitbach sowie Präsidentin der Franziskanischen Deutschsprachigen Ordensgemeinschaften. Diese umfassen 42 Frauen- und acht Männerorden.
Vom 25. bis 28. November beraten Verantwortliche der heimischen Ordensgemeinschaften und Mitarbeitende in Wien über Entwicklungen im Spitals- und Pflegewesen, in Ordensschulen, bei Kulturgütern und Missionsprojekten. Der Ordenstag am Dienstag steht unter dem Motto „Die Kunst des Möglichen“.
In Kooperation mit Kathpress