Bildungstag: Jerusalemer Schuldirektor über Toleranz, Respekt und Frieden
Herausfordernder Alltag: Dietrich Bäumer, Direktor der Schmidt-Schule in Jerusalem, berichtete über die aktuelle Situation an seiner Schule. (c) ÖOK/emw
Der Bildungstag, zu dem die Verantwortlichen der Ordensschulen zusammengekommen waren, warf heuer einen Blick über die Grenzen Österreichs und nahm das kirchliche Schulwesen in verschiedenen Weltgegenden in den Blick. Die Schmidt-Schule, 1886 von den Borromäerinnen gegründet und aktuell vom Deutschen Verein vom Heiligen Lande getragen, wird von über 500 Schülerinnen besucht. Rund 15 Prozent der Schülerinnen sind Christinnen, die übrigen Muslima. Bei den Lehrkräften ist das Verhältnis umgekehrt: 85 Prozent sind Christen, 15 Prozent Muslime. Die Schule umfasst eine Grundschule und ein Gymnasium, wo unter anderem Deutsch unterrichtet wird.
Tägliche Herausforderungen durch Checkpoints
Wie Bäumer berichtete, müssen zahlreiche Schülerinnen und Lehrkräfte aus dem Westjordanland täglich israelische Checkpoints passieren, um die Schule in Ostjerusalem zu erreichen. Die Wartezeiten an den Kontrollpunkten sind oft stundenlang und stellen eine erhebliche Belastung dar.
Am 7. Oktober 2023, nach dem Terrorangriff der Hamas, wurde die Schule aus Sicherheitsgründen zunächst evakuiert, nachdem die Schülerinnen in einen Luftschutzkeller gebracht worden waren. Zwei Wochen Online-Unterricht folgten, bevor der reguläre Schulbetrieb wieder aufgenommen werden konnte.
„Ein ganz normaler Arbeitsalltag in der Schule. Das ist das, was sich alle hier wünschen und um das wir uns bemühen“, so der Direktor. Er betonte die Bedeutung von Zusammenhalt innerhalb der Schulgemeinschaft, während politische Diskussionen bewusst vermieden werden. Alles in allem sei die Arbeit in der Schmidt-Schule in Jerusalem ein Spagat zwischen Religionen, Konfessionen und Kulturen, den man täglich aufs Neue in Angriff nehmen müsse.
Finanzielle Notlage durch Krieg
Die Folgen des Konflikts betreffen auch die Familien der Schülerinnen: Viele Eltern, die im Tourismus tätig waren, haben durch den Krieg ihre Arbeit verloren. Wenn Eltern das Schulgeld nicht mehr aufbringen können, übernimmt die Schule die Kosten. „Niemand muss die Schule verlassen“, erklärte Bäumer. Ohne zusätzliche Spenden sei dies jedoch langfristig nicht möglich.
„Die Kunst des Möglichen“
Vom 25. bis 28. November kommen im Wiener Kardinal-König-Haus die Verantwortlichen der heimischen Ordensgemeinschaften sowie Mitarbeitende ihrer Einrichtungen zu den traditionellen Ordenstagungen zusammen. Sie beraten dort über aktuelle Entwicklungen im Spitals- und Pflegewesen, im Bereich der Ordensschulen, der Kulturgüter und in den Missionsorden. Mitte der zahlreichen Tagungen war der „Ordenstag 2024“ am 26. November. Das viertägige Programm steht unter dem Generalmotto „Die Kunst des Möglichen“
Spielräume mutig nützen
Der Ordenstag am Dienstag wurde mit einer gemeinsamen Messe in der Konzilsgedächtniskirche abgeschlossen, der Erzabt Korbinian Birnbacher vorstand. Mit ihm zelebrierten Benediktiner-Abtpräses Johannes Perkmann, Marianisten-Regionaloberer Helmut Brandstetter, Salvatorianer-Provinzial Marton Gal, der Stamser Abt Cyrill Greiter und der Direktor des Kardinal-König-Hauses P. Helmut Schumacher.
Im Gebet verbunden: Der Ordenstag am Dienstag wurde mit einer gemeinsamen Messe in der Konzilsgedächtniskirche abgeschlossen. (c) ÖOK/emw
In seiner Predigt rief der Erzabt die Ordensfrauen und -männer dazu auf, die jeweils vorhandenen Spielräume mutig zu nützen. Gerade auch in vermeintlich aussichtslosen Situationen gelte es, auf Gott zu vertrauen und den Kopf nicht in den Sand zu stecken. Ordensleute seien hoffnungsvolle Menschen, die konkrete Schritte setzen – seien sie auch noch so klein – und vorwärts blicken. Ordensleute seien zudem auch solidarische Menschen, die die Armen und Schwachen, die Kranken und Hilflosen mitnehmen und nicht zurücklassen, so Erzabt Birnbacher.
In Kooperation mit Kathpress