Sr. Regina Hessler: „Erneut den Ruf verspürt, Gott mein Leben zur Verfügung zu stellen“
Sr. Regina Hessler stand dem Journalisten Toni Hötzelsperger in einem Interview Rede und Antwort. (c) Abtei Frauenwörth/Monika Wrba
Mit 50 Jahren trat Sr. Regina Hessler in das Kloster Frauenwörth im Chiemsee ein, am 11. Juli 2024, dem Hochfest des Heiligen Benedikt, legte sie ihre Ewige Profess ab. Am Beginn der Vorbereitungszeit bis zu dieser endgültigen Entscheidung sei ein erstes Kennenlernen gestanden. „Da ich bereits aus einer geistlichen Gemeinschaft kam, war dieser Prozess für mich natürlich etwas anders. Ich lernte die Gemeinschaft während eines mehrwöchigen Aufenthaltes im Jänner 2018 kennen. Ich nahm die Gemeinschaft als sehr offen und lebendig wahr“, sagte sie.
Zwei Welten trafen aufeinander
Die Zeit im Postulat sei für die gebürtige Niederösterreicherin sehr spannend gewesen, da sie von einer jungen geistlichen Bewegung in eine Gemeinschaft mit langer Tradition kam: „Man kann sagen, dass zwei Welten aufeinandertrafen und diese gehörte es nun zu vereinen.“ Wichtig sei dann auch die Zeit von der Zeitlichen bis zur Ewigen Profess gewesen: „Ich bin immer mehr in die Gemeinschaft hineingewachsen, aber trotzdem war ich noch nicht vollwertiges Mitglied. Mit meinem Alter und meiner Lebenserfahrung war das nicht immer einfach.“
Sr. Regina Hessler legte am 11. Juli 2024 ihre Ewige Profess in der Abtei Frauenwörth ab. (c) Abtei Frauenwörth/Monika Wrba
Sr. Regina Hessler wuchs in einem katholisch geprägten Elternhaus in der Buckligen Welt mit vier Geschwistern – ihr Zwillingsbruder Br. Thomas Hessler leitet das Europakloster Gut Aich als Prior – auf und arbeitete nach der Schule im Büro der elterlichen Autowerkstatt. „Nach einigen Jahren hatte ich den Wunsch, aus dem kleinen Dorf wegzugehen und etwas Neues kennenzulernen. Ich hatte in der Zwischenzeit die Fokolar-Bewegung kennengelernt“, erzählte sie. Mit Mitte 20 ging sie schließlich zur Ausbildung, ins „Noviziat“, nach Italien. Zehn Jahre lang blieb sie dann dort, um beim Aufbau und der Weiterentwicklung eines Geschäftes mitzuhelfen. Danach verschlug es die Benediktinerin nach Stuttgart, bevor sie 2015 nach Wien kam.
Auszeit im Europakloster Gut Aich
„Mir war es auch deswegen wichtig, da es meinem Vater gesundheitlich nicht mehr gut ging und ich wollte in seiner letzten Lebensphase unbedingt dabei sein. Meine Mutter war 2013 gestorben“, sagte sie. Dann folgte allerdings eine schwierige Zeit: „Bedingt durch Überarbeitung, Tod des Vaters, schlechte Erfahrungen in der Gemeinschaft geriet ich in eine existentielle Lebenskrise. Mir wurde eine lange Auszeit gewährt, die ich bei den Mönchen im Europakloster verbringen durfte“, beschrieb Sr. Regina Hessler.
Br. Thomas Hessler gestaltete die Chorkapelle Frauenwörth neu. (c) Abtei Frauenwörth/Monika Wrba
In dieser Zeit lernte sie über ihren Zwillingsbruder die Äbtissin des Klosters Frauenwörth, Johanna Mayer, kennen. „Ich bat sie mir in meiner Krise durch geistliche Begleitung zu helfen. So kam ich hierher. Durch den Kontakt mit benediktinischem Leben in der Gemeinschaft meines Bruders, mit Äbtissin und Schwestern des Konvents auf Frauenwörth habe ich erneut den Ruf verspürt, Gott mein Leben zur Verfügung zu stellen“, erklärte sie im Interview ihren Weg ins Benediktinerinnenkloster.
„Kehren wir zum Zauber der ersten Liebe zurück“
Auf die Frage nach ihrem Wunsch für das Kloster Frauenwörth meinte sie: „Sicherlich könnte ich sagen – Nachwuchs, dass es wieder Schwestern auf Frauenwörth gibt. Wir sind zur Zeit 14 Schwestern in vorgerücktem Alter. Etwas anderes ist mir noch wichtiger. Eine italienische Redewendung drückt es für mich am besten aus: ‚Tornare all‘ Incanto del primo Amore‘. Übersetzt heißt das, kehren wir zum Zauber der ersten Liebe zurück.“
2018 trat Sr. Regina Hessler in die Abtei Frauenwörth ein. (c) Abtei Frauenwörth/Monika Wrba
Frauen haben heutzutage viele Möglichkeiten, die Frauen früher nicht hatten. Wenn sie sich dazu entschließen, sich einem Kloster zu nähern, seien sie auf der Suche nach Authentizität. „Mich beeindruckt immer die Geschichte von Scholastica und Benedikt: ‚Die Liebe steht über dem Gesetz.‘ Man sagt von der seligen Irmengard, dass es zu ihrer Zeit keine Armen im Chiemgau gab. Ich wünsche uns, dass man einmal von uns sagen kann, wie von den ersten Christen: ‚Seht wie sie einander lieben.‘“, schloss Sr. Regina Hessler.
Quelle: Abtei Frauenwörth/Toni Hötzelsperger