Studientag Archive widmete sich dem Umgang mit dem Besonderen

Die Referent:innen und Organisator:innen des Studientags Archive: Leonhard Baumgartl, Iris Fichtinger, Monika Dachs, Eva Neumayr (vorne, v.l.), Lukas Winder, Karin Mayer, Christoph Bazil, Susanne Barabas und Johannes Leitner (hinten, v.l.). (c) ÖOK
Viele Archivalien liegen in Formaten vor, die Archivar:innen bestens vertraut sind, beispielsweise in Form von Schriftgut wie Akten, Urkunden oder Amtsbüchern. Andere hingegen weisen speziellere Formate auf und sind aufgrund ihrer Inhalte oder äußeren Erscheinung schwierig zu erschließen oder zu erhalten. Genau dort setzte der Studientag an.
Denkmalschutz in der Kirche
Christoph Bazil, der Präsident des Bundesdenkmalamts Österreich, gab in seinem Vortrag Einblicke in das Denkmalschutzgesetz, das im Jahr 1923 in Kraft trat. Es soll unbewegliche und bewegliche Kulturgüter vor Veräußerung und unerlaubter Ausfuhr schützen. Zudem erläuterte Bazil die behördliche Aufgabenteilung zwischen dem Bundesdenkmalamt und dem Österreichischen Staatsarchiv. Derzeit stehen in Österreich rund 40.000 Bauten unter Denkmalschutz, von denen etwa ein Drittel in kirchlicher Verantwortung liegt.
Rund 50 Teilnehmer:innen erhielten am Studientag Archive unter anderem Einblicke in das Denkmalschutzgesetz. (c) ÖOK
In seinem Vortrag ging Bazil auch auf die Veränderungen im Zuge der Novellierung des Denkmalschutzgesetzes im Herbst 2024 ein und betonte, dass das Bundesdenkmalamt versucht, pragmatische Lösungen gemeinsam mit den Antragstellenden zu suchen. Die Kirche sieht er dabei als wichtigen Partner. Empfehlenswert sei die frühzeitige Kontaktaufnahme mit dem Bundesdenkmalamt bei geplanten Projekten, um zu einer guten und für alle Parteien zufriedenstellenden Lösung zu kommen.
Die Erschließung musikalischer Quellen
Eva Neumayr, Referentin der Musikaliensammlung im Archiv der Erzdiözese Salzburg, nahm beispielsweise musikalische Quellen und ihre Erschließung in den Fokus. Dabei konzentrierte sie sich auf alle musikalischen Quellen aus Papier, wie Drucke und Handschriften, und gab eine Einführung, wie und zu welchen Bedingungen Partituren, Stimmen, Libretti, Inventare usw. in der RISM-Datenbank katalogisiert und erschlossen werden können.
Forschung über Schnittbilder nicht sehr umfangreich
Schnittbilder standen im Vortrag von Monika Dachs, Kunsthistorikerin und Kuratorin im Stift Altenburg, im Fokus. Sie sprach über die Sammlung Sainitzer im Benediktinerstift, die aus rund 300 kunstvoll ausgeführten, großteils barocken, Andachtsbildchen, meist auf Pergament, besteht. Dachs erklärte, dass die Quellenlage zur Forschung über die Schnittbilder, die überwiegend zu Volkskundlichen Sammlungen gezählt werden, derzeit nicht sehr umfangreich ist. Sie ermutigte die Teilnehmer:innen daher zur Vernetzung und zum Austausch untereinander, um mehr zur Erforschung von Schnittbildern beitragen zu können.
Verantwortungsvoll mit Reliquien umgehen
Dem verantwortungsvollen Umgang mit Reliquien widmete sich Karin Mayer, Leiterin des Bereichs Kultur und Dokumentation der Österreichischen Ordenskonferenz, in ihrem Vortrag. Sie gab einerseits kirchenrechtliche Hinweise, andererseits aber auch einen Überblick über die geschichtliche Entwicklung.
Die Reliquienkapseln werden im Archiv der Jesuiten in Wien in Säckchen aufbewahrt. (c) Jesuiten Wien
Dabei brachte sie auch ein Best-Practice-Beispiel der Jesuiten in Wien, die über 700 Reliquien im Archiv aufbewahren. Die unterschiedlichen Reliquien werden nach bestmöglichen konservatorischen Kriterien gelagert. Neben der Verwendung von archivgerechten Materialien, war die Verzeichnung jeder einzelnen Reliquie in einer Liste wichtig, damit die Zuordnung zum jeweiligen Beglaubigungsschreiben möglich ist und somit deren Herkunft und Echtheit gesichert ist.
„Aufklärung über die Reliquienverehrung als christliche Glaubenspraxis ist wichtig, damit die leiblichen Überreste von Heiligen heute nicht als absonderlich eingestuft werden. Es liegt in unserer Verantwortung mit diesem besonderen Erbe mit Würde und Respekt umzugehen“, ist Mayer überzeugt.
Großteil der Pläne im Stift Herzogenburg erschlossen
Susanne Barabas, Archivarin im Stift Herzogenburg, gab einen Praxisbericht von der Revision der Plansammlung im niederösterreichischen Augustiner-Chorherrenstift. Sie berichtete, dass ein Großteil der rund 950 Pläne bereits in säurefreie Umgebung eingebettet, fotografisch dokumentiert und systematisch in einer Kunstgutdatenbank erschlossen wurde. Diese Aufarbeitung sei eine solide Grundlage für weiterführende Forschungsprojekte, vereinfache die Bereitstellung der Daten und sei ein wichtiger Beitrag für die Erhaltung von Kulturgut, sagte sie.
Veranstaltet wurde der Studientag Archive von der Fachgruppe der Archive der anerkannten Kirchen und Religionsgemeinschaften im Verband Österreichischer Archivarinnen und Archivare (VÖA), dem Bereich Kultur und Dokumentation der Österreichischen Ordenskonferenz, der ARGE der Diözesanarchive Österreichs und dem Archiv der Erzdiözese Salzburg.