Abt Bernhard Eckerstorfer: „In Umbruchszeiten sind die Klöster umso wichtiger“

Abt Bernhard Eckerstorfer wurde am 25. Jänner 2025 für eine Amtszeit von zwölf Jahren vom Konvent zum neuen Abt des Stiftes Kemsmünster gewählt. © Stift Kremsmünster/D. Rodemund
Das Stift habe dabei in seiner fast 1.250-jährigen Geschichte selbst viele Auf- und Abbewegungen erlebt: Zur Zeit habe das Kloster 40 Mönche, Mitte des 20. Jahrhunderts seien es zwar noch an die 100 gewesen, zur Reformationszeit jedoch sogar nur vier. „Ich glaube, in Umbruchzeiten ist es gut, sich auf die Wurzeln zu besinnen. Und ich möchte mithelfen, aus diesen Wurzeln neue Kraft zu schöpfen“, sagt Eckerstorfer.
Alte und neue Schätze des Christentums
Das Christentum habe „großartige Schätze“ anzubieten, sagte der neugewählte Abt, Ordensgründer Benedikt von Nursia habe in seiner Ordensregel sogar ausdrücklich festgehalten: „Der Abt soll alte und neue Schätze hervorholen.“ Es gehe in jedem Fall darum, „die Botschaft Jesu Christi in der heutigen Sprache auch mit dem heutigen Verständnis neu durchzubuchstabieren und zum Leben zu bringen“.
Von Laien lernen
Zu den „neuen Schätzen“ zählte Eckerstorfer ausdrücklich den Gedanken der spirituellen Wechselseitigkeit zwischen Ordensleuten und Laien. Er schlug vor, „dass wir ein bisschen die Richtung umkehren. Wenn wir auf Klöster schauen, sagen wir normalerweise: Was können wir spirituell von den Klöstern haben und lernen? Vielleicht müssen wir Mönche auch lernen: Wie können uns Menschen, die nicht im Kloster leben, helfen, unsere eigene Tradition neu zu entdecken, unsere eigene Lebensform neu schätzen zu lernen? Also nicht so zu sagen: Wir teilen die Gnadengaben aus, die dann die anderen empfangen, sondern auch unsere Klöster sind in Situationen, wo wir zum Teil nicht weiter wissen, wo es keine Rezepte gibt, wo vieles auch beendet werden muss, damit wieder Neues entsteht. Und da, glaube ich, geht es darum, wirklich gemeinsam unterwegs zu sein und das heilige Volk Gottes einzubeziehen.“
Für Abt Bernhard Eckerstorfer ist ein Kloster ein Ort, wo „Freiheit geatmet wird“. Dies mache es möglich, den Menschen in der persönlichen Begegnung auch manchen neuen Zugang zum Glauben zu eröffnen. © Stefan Kerschbaumer
Im Kloster Freiheit atmen
Mit Blick auf die kleiner werdende Kirche in einem zunehmend säkularisierten Österreich sah es Eckerstorfer für wichtig, „nicht auf Strukturen zu schauen, sondern auf das einfache Zeugnis des christlichen Lebens“. Entscheidend seien oft genug die persönliche Begegnung und das Beispiel eines jeden einzelnen. „Deswegen, so erlebe ich es, sind Klöster oft auch Anlaufstelle für Menschen, die sich nicht als praktizierende Katholiken bezeichnen würden. Im Kloster leben wir und beten wir, ob jemand kommt oder nicht. Wir fragen nicht einmal, welche Konfession oder gar Religion jemand hat. Alle können mittun und sich einklinken.“ Die „Freiheit, die da geatmet wird“ mache es möglich, den Menschen in der persönlichen Begegnung auch manchen neuen Zugang zum Glauben zu eröffnen.
Wie Menschen dann reagieren, sei ganz unterschiedlich. „Ich habe ein Kreuz als Abt umgehängt, ich bin ein kirchlicher Repräsentant. Aber das ist vielleicht, was ich hier in Rom erlebt habe: Hinter Kardinälen und Bischöfen und Kurienbeamten stecken oft ganz demütige, tief gläubige Menschen, die mich zutiefst berührt haben.“ Er selbst bemühe sich darum, „einfach aus dem Glauben zu leben und das den anderen zu vermitteln und immer auch zu hören, wo sie stehen. Und ein bisschen diese Sehnsucht nach Gott, die jeder Mensch hat, ich würde nicht sagen wachrufen, denn das macht der Heilige Geist, sondern vielleicht ansprechen.“
Rückblick auf fünf Jahre Rektorat
Die Abtbenediktion von Bernhard Eckerstorfer findet am Sonntag, 30. März 2025, um 15 Uhr in der Stiftskirche von Kremsmünster statt. Eckerstorfer wurde vom Konvent des Stiftes Kremsmünster am 25. Jänner zum neuen Abt des oberösterreichischen Benediktinerklosters gewählt. Der 54-jährige Ordensmann war seit Jänner 2020 Rektor des Päpstlichen Athenäums Sant'Anselmo, der internationalen Benediktinerhochschule in Rom.
In diesem Amt habe er sich unter anderem bemüht, die Zusammenarbeit mit anderen päpstlichen Universitäten in Rom auszubauen, wie er sagte. „Wir haben daran gearbeitet, die Vernetzung zu stärken und Sant'Anselmo als wichtigen Teil im Konzert der päpstlichen akademischen Institutionen zu positionieren. Es ist gelungen, den Austausch zu fördern und gemeinsame Projekte voranzubringen“, bekräftigt Eckerstorfer.
Zugleich sah der Abt auch noch Entwicklungspotenzial, etwa bei der Weiterbildung der Ordensleute: „Wir müssen uns fragen, wie Lehre in Zukunft aussieht. Online-Angebote könnten hier wertvolle Schritte sein.“ Besonders für klausurierte Frauengemeinschaften seien Online-Vorlesungen eine wichtige Ressource.
Quelle: kathpress