Valentinstag: Jugend Eine Welt macht auf Kinderarbeit aufmerksam

1,5 Millionen Kinder arbeiten in der Elfenbeinküste und Ghana auf Kakao-Farmen. Don Bosco-Projekte geben ihnen die Chance, aus dem Teufelskreis auszusteigen. (c) Jugend Eine Welt
Ganz oben auf der Liste stehen Blumen und Pflanzen (56%) sowie Schokolade und Süßes (22%). Während die Freude bei den Beschenkten traditionell groß ist, gerät das Leid, welches bei der Herstellung oft passiert, weitgehend in den Hintergrund, teilt Jugend Eine Welt mit. Denn nicht selten sind an der Produktion von Schokolade oder der Züchtung von Blumen Kinderhände beteiligt, wie ein aktueller Bericht des Bureau of International Labor Affairs (ILAB) bestätigte.
60 Prozent der weltweiten Kakao-Produktion stammen aus den beiden westafrikanischen Ländern Elfenbeinküste und Ghana, wo mehr als 1,5 Millionen Kinder auf Kakao-Farmen arbeiten. Zu diesem Ergebnis kommt das Bureau of International Labor Affairs (ILAB) im Zuge der Veröffentlichung der „list of goods“ – einer umfangreichen Aufzeichnung von 204 Gütern aus 82 Ländern, die durch Kinder- oder Zwangsarbeit hergestellt werden.
Elfenbeinküste und Ghana führende Exporteure
Kakao-Bohnen von der Elfenbeinküste und Ghana befinden sich bereits seit dem Jahr 2009 auf der „list of goods“. Anstrengungen von multinationalen Konzernen führten in den vergangenen 15 Jahren in beiden Ländern zu einem erheblichen Ausbau, um rohe Kakaobohnen in Zwischenprodukte wie Kakaobutter, -pulver und -paste zu verarbeiten. Infolgedessen haben sich beide westafrikanischen Nationen zu führenden Exporteuren dieser Produkte entwickelt, die in einer Reihe von Alltagsprodukten enthalten sind, heißt es im Bericht des Bureau of International Labor Affairs (ILAB), und weiter: Neue Untersuchungen zur Lieferkette zeigen einen direkten Zusammenhang zwischen Kakao, der in der Elfenbeinküste und Ghana durch Kinderarbeit geerntet wurde, und dem weltweiten Angebot an Kakaopaste, Kakaobutter und Kakaopulver. Im vergangenen Jahr 2024 wurden diese Produkte daher in die ILAB-Liste der mit Kinderarbeit oder Zwangsarbeit hergestellten Waren aufgenommen.
„Die schwere körperliche Arbeit und das Hantieren mit scharfen Gegenständen sowie der Kontakt mit Agrarchemikalien machen die Arbeitsbedingungen für Kinder bei der Kakao-Ernte besonders gefährlich. Zusätzlich haben die Kinder kaum die Möglichkeit, eine Schule zu besuchen, da die Familien oft vom geringen Lohn der Arbeit ihrer Kinder abhängig sind“, erklärt Jugend Eine Welt-Geschäftsführer Reinhard Heiserer. „Um das Problem Kinderarbeit bzw. seine wichtigsten Ursachen in den Griff zu bekommen, braucht es Hilfe vor Ort. Zahlreiche von Jugend Eine Welt geförderte Don Bosco-Projekte geben arbeitenden Kindern und Jugendlichen die Chance, aus dem Teufelskreis Kinderarbeit auszusteigen: Durch den Zugang zu Bildung und Ausbildung, aber auch durch die fürsorgliche Begleitung der Jugendlichen bei ihren ersten Schritten in ein Berufsleben ohne Ausbeutung. Auf diese Weise geben wir gemeinsam mit unseren Projektpartnern vor Ort jungen Menschen die Möglichkeit auf ein selbstbestimmtes Leben ohne Armut. Denn Bildung überwindet Armut“, sagt Heiserer weiter.
Auf Gütesiegel des fairen Handels achten
Heiserer gibt in weiterer Folge zu bedenken, dass das Thema Kinderarbeit in den Köpfen von vielen Österreicher:innen zu wenig präsent ist. „Die Ausbeutung der jungen Mädchen und Buben geschieht vorwiegend im Globalen Süden. Ich bin mir sicher, dass in Österreich niemand zum Valentinstag Schokolade schenken will, in der Kinderarbeit steckt. Ich bin auch davon überzeugt, dass keiner seinen Liebsten Blumen überreichen will, die nicht unter fairen Arbeitsbedingungen hergestellt wurden. Ich bitte Sie daher: Achten Sie immer und speziell jetzt auch am Valentinstag beim Kauf von Schokolade und Blumen auf das Gütesiegel des fairen Handels“, sagt Heiserer, dessen mitbegründete Entwicklungsorganisation Jugend Eine Welt selbst seit vielen Jahren Mitglied von Fairtrade Österreich ist.
Lieferkettengesetz umsetzen
Abschließend fordert Heiserer, die Umsetzung der beschlossenen europäischen Richtlinie zum Lieferkettengesetz in nationales Recht schnellstmöglich anzugehen: „Anstatt das über viele Jahre mühsam ausgehandelte Paket wieder aufzuschnüren und neu zu verhandeln, gilt es jetzt das EU-Lieferkettengesetz in Österreich umzusetzen. Passiert dies nicht, dann werden weltweit 160 Millionen Kinder ihrer Zukunftschancen beraubt und Österreich ist daran beteiligt. Unser Wohlstand darf nicht auf Ausbeutung von Kindern und Jugendlichen im Globalen Süden passieren!“
Die Initiative „Kinderarbeit stoppen” – bestehend aus Jugend Eine Welt, der Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar, FAIRTRADE Österreich, Solidar Austria (ÖGB), Kindernothilfe Österreich und Butterfly Rebels – setzt sich seit Jahren für ein europäisches Lieferkettengesetz ein, das dazu beiträgt, Kinderarbeit und andere Menschenrechtsverletzungen wirksam zu stoppen.
Quelle: Jugend Eine Welt