Weltfrauentag: „Wir sind gerne katholische Frauen im 21. Jahrhundert!“
Sr. Franziska Madl, stv. Vorsitzende der Österreichischen Ordenskonferenz, und Generalsekretärin Sr. Christine Rod sind sich einig: „Wir sind gerne katholische Frauen im 21. Jahrhundert. Es wird so oft über Probleme gesprochen und darüber, was nicht funktioniert. Da ist es doch auch schön zu sagen: Ja, wir sind gerne Frauen und gerne katholisch.“ © Magdalena Schauer-Burkart; ÖOK/E. Mayr-Wimmer Fotodownload Sr. Franziska Madl © M. Schauer-Burkart | Sr. Christine Rod © ÖOK/E. Mayr-Wimmer
Die stellvertretende Vorsitzende der Österreichischen Ordenskonferenz, Sr. Franziska Madl, und Generalsekretärin Sr. Christine Rod sind dankbar, als katholische Frauen im 21. Jahrhundert zu leben, sehen aber dennoch nach wie vor einige Ungleichheiten zwischen Männern und Frauen.
„Ich finde es schade, dass es den Weltfrauentag überhaupt noch geben muss. Dass es diesen Tag gibt, bedeutet ja, dass es nach wie vor Ungerechtigkeit und Ungleichheit gibt. Mein Wunsch wäre es, dass es diesen Tag irgendwann gar nicht mehr braucht. Aber solange es soziale Unterschiede, ungleiche Bildungschancen und ungleiche Bezahlung gibt, wird er weiterhin notwendig sein“, sagt Sr. Franziska Madl, Priorin der Dominikanerinnen in Wien-Hacking.
Generalsekretärin Sr. Christine Rod betont anlässlich des Weltfrauentags: „Wir hier in Europa gehören zu den privilegierten Frauen: Wir haben eine gute Ausbildung, können unser Leben gestalten, unsere Meinung frei äußern … Als der Weltfrauentag vor mehr als 100 Jahren ins Leben gerufen wurde, kämpften Frauen für Rechte, die für uns heute selbstverständlich sind, wie das Wahlrecht oder die Arbeitsbedingungen von Arbeiterinnen. Der Weltfrauentag erinnert uns jedes Jahr daran, dass es auch heute noch Ungleichheiten zwischen Männern und Frauen gibt und dass Frauen weltweit für gerechte Lebensbedingungen kämpfen.“
Doch beide sind überzeugt: „Wir sind gerne katholische Frauen im 21. Jahrhundert. Es wird so oft über Probleme gesprochen und darüber, was nicht funktioniert. Da ist es doch auch schön zu sagen: Ja, wir sind gerne Frauen und gerne katholisch.“
Ordenskonferenz: Vorzeigeprojekt für Frauen und Männer auf Augenhöhe
Seit fünf Jahren sind Frauen- und Männerorden unter dem Dach der Österreichischen Ordenskonferenz vereint. Sr. Franziska Madl meint dazu: „Wir haben durch diese mutige Veränderung unglaublich viel dazugewonnen.“ Sie werde immer wieder nach der Qualität der Zusammenarbeit zwischen Frauen und Männern gefragt. „Ich kann jedes Mal mit tiefer Überzeugung sagen: Es funktioniert sehr gut! Als Ordensfrauen und -männer ergänzen und bereichern wir einander. Manchmal haben wir unterschiedliche Perspektiven, aber wir begegnen einander stets auf Augenhöhe, mit Respekt und Wertschätzung. Als Ordenskonferenz dürfen wir innerhalb der Kirche und vielleicht auch darüber hinaus zeigen, wie eine gleichwertige Zusammenarbeit zwischen Frauen und Männern aussehen kann.“
Sr. Christine Rod verweist auch auf die operative Führungsebene im Büro der Österreichischen Ordenskonferenz, wo nahezu in allen Bereichen Frauen leitende Funktionen innehaben. Der Bereich Bildung und Ordensschulen wird von Marie-Theres Igrec geleitet, Karin Mayer verantwortet den Bereich Kultur und Dokumentation, Sr. Anneliese Herzig trägt Verantwortung für den Bereich Mission und Soziales, Verena Osanna leitet die Gesprächsinsel, und Renate Magerl verantwortet den Bereich Kommunikation und Medien. Sr. Ruth Pucher leitet den Bereich Ordensentwicklung im Kardinal König Haus. Die Vereinigung von Ordensschulen Österreichs, in der heute 20 Schulstandorte vereint sind, wird von Martha Mikulka als Geschäftsführerin geführt.
Papst Franziskus: Ein Unterstützer von Ordensfrauen
Papst Franziskus setzt sich aktiv für die Förderung von Ordensfrauen in kirchlichen Führungspositionen ein. Erst kürzlich ernannte er Sr. Simona Brambilla zur Präfektin des Dikasteriums für die Institute des geweihten Lebens und Sr. Raffaela Petrini zur Regierungschefin im Vatikan. Sr. Franziska Madl und Sr. Christine Rod sehen darin ein positives Signal. „Ich bin froh, wenn Frauen in hohen Führungspositionen im Vatikan sind“, sagt Sr. Christine Rod. Sr. Franziska Madl hat trotzdem das Gefühl, „dass Frauen in hohen Leitungsfunktionen mehr Kritik ausgesetzt sind als Männer, Und sich häufiger rechtfertigen müssen, dass sie keine ‚Quotenfrau‘ sind. Das stört mich. Denn letztlich geht es um die Qualifikation“, sagt Sr. Franziska Madl. „Aber zum Glück wächst die Erkenntnis, dass nicht an jeder kirchlichen Position Priester erforderlich sind“, bekräftigt sie.
„Wir Ordensfrauen müssen uns ordentlich anstrengen!“
Zum Bild von Ordensfrauen in der Öffentlichkeit sagt Sr. Christine Rod: „Wir müssen uns nach wie vor ordentlich anstrengen, damit wir Ordensfrauen nicht für naiv und weltfremd gehalten werden. Ordensfrauen sind gut ausgebildete Frauen, oft mit universitärer Ausbildung, Fachexpertise und Führungskompetenz. Das wird leider immer wieder vergessen.“ Sr. Franziska Madl ergänzt: „Ordensfrauen haben in Europa das Krankenpflege- und Bildungswesen aufgebaut. Ohne diese tatkräftigen und intelligenten Frauen gäbe es das heute nicht.“
Frauen in der Kirche
Sr. Christine Rod ist Mitglied des „Synodalen Frauenforums“, ein Netzwerk von Frauen in kirchlichen Leitungsfunktionen, die sich regelmäßig untereinander und mit Bischöfen austauschen. „Uns ist wichtig, dass wir uns vernetzen, voneinander wissen und im Gespräch bleiben. Der Austausch mit den Bischöfen ist für beide Seiten wertvoll. Die Bischöfe haben uns gesagt, dass sie für Denkpartnerinnen dankbar sind – da stellen wir uns gerne zur Verfügung.“
„Wir Frauen lieben diese Kirche und sind daher bereit, Verantwortung zu übernehmen. Das bedeutet auch, die Ärmel aufzukrempeln und sich die Hände schmutzig zu machen“, beschreibt Sr. Christine Rod die Beweggründe, warum sich Frauen in Österreich für Reformen in der katholischen Kirche stark machen. Denn: „Wir wären nicht so lästig, wenn wir diese Kirche nicht so lieben würden!“
Zu den Personen
Sr. Franziska Madl OP wurde 1980 geboren und ist in der Wachau aufgewachsen. 2001 trat sie in den Predigerorden (Dominikanerinnen in Wien-Hacking) ein. Sie studierte Katholische Fachtheologie und Religionspädagogik an der Universität Wien. Im Orden übernahm sie im Lauf der Zeit verschiedene Aufgaben: Berufungspastoralverantwortliche, Ratsschwester, Novizenmeisterin und Subpriorin. 2018 wurde Sr. Franziska Madl zur Priorin gewählt. Seit 2019 ist sie im Vorstand und seit 2022 stellvertretende Vorsitzende der Österreichischen Ordenskonferenz. In den vergangenen Jahren absolvierte sie die Ausbildung zur Psychotherapeutin und begann im Jänner 2023 mit einer eigenen Praxis als Psychotherapeutin in Ausbildung unter Supervision.
Sr. Christine Rod MC, geboren 1959 in Niederösterreich, studierte nach der Matura Theologie und Germanistik an der Universität Wien. Ab 1985 stand sie im pastoralen Dienst der Erzdiözese Wien. Zwischen 1990 und 1992 verbrachte sie einen Studienaufenthalt auf den Philippinen. Im Jahr 2000 trat sie in die Gemeinschaft der Missionarinnen Christi ein. Sie ist Organisationsentwicklerin und Supervisorin. Von 2003 bis 2013 leitete sie den Bereich Ordensentwicklung im Kardinal-König-Haus. 2013 übernahm sie die Regionalleitung der Missionarinnen Christi für Deutschland und Österreich. Seit Mai 2020 ist sie Generalsekretärin der Ordenskonferenz.
Die Österreichische Ordenskonferenz
Die Österreichische Ordenskonferenz ist die gemeinsame Vertretung der katholischen Männer- und Frauenorden in Österreich. Sie umfasst 193 Ordensgemeinschaften mit insgesamt rund 4.000 Ordensfrauen und Ordensmännern. Sie wirken in zahlreichen Bereichen wie Bildung, Kultur, Mission, Soziales, Gesundheit, Spiritualität, Seelsorge und Schöpfungsverantwortung. (Stand: 31. Dezember 2023)
Presseaussendung der Österreichischen Ordenskonferenz
Wien, 3. März 2025