Praxistag widmete sich der Inventarisierung in verschiedenen Facetten

Rund 25 Teilnehmer:innen trafen sich am 27. Februar 2025 im Wiener Karmelitenkonvent zum Praxistag Inventarisierung. (c) ÖOK/tb
Die Päpstliche Kommission für die Kulturgüter betonte bereits im Jahr 1999 die Notwendigkeit und Dringlichkeit, kirchliche Kulturgüter systematisch zu inventarisieren und katalogisieren. Kunstwerke wie Gemälde und Skulpturen, liturgische Geräte sowie Alltagsgegenstände aus dem klösterlichen Leben sind wertvolle Zeugnisse des Ordens- und Glaubenslebens.
Kronbichler: Denkmalpflege als Verpflichtung
Das betonte auch Johann Kronbichler, der die Denkmalpflege – und damit auch die Inventarisierung – in seinem Vortrag gar als Verpflichtung bezeichnete. Der Kunsthistoriker führte in das Thema ein und berichtete dabei von seiner langjährigen Erfahrung und den Herausforderungen in der Praxis. So sei beispielsweise die Digitalisierung in den Anfängen seines Wirkens noch kein Thema gewesen, die heutzutage viel einfachere Foto-Dokumentation sei daher eine große Erleichterung.
Johann Kronbichler führte die Teilnehmer:innen in das Thema der Inventarisierung ein. (c) ÖOK/tb
Er wies auch auf die Wichtigkeit der Inventarisierung im Fall eines Diebstahls hin – sie dient als Nachweis, ist eine wichtige Rechtsgrundlage und kirchenrechtlich erforderlich. Kronbichler stellte außerdem wichtige Nachschlagewerke vor und sprach über Formen der Inventarisierung. Er betonte, dass Kunstwerke in der Kirche zwar nicht alle von „hoher Kunst“ sind, dennoch sollen sie wertgeschätzt und erfasst werden. Beim Inventarisieren komme zudem so manche Kostbarkeit zum Vorschein, die bisher im Verborgenen war.
„Inventarisierungskoffer“ hilft bei fachgerechter Beschriftung
Praktische Einblicke gaben Christa Zahlbruckner und Petra Wieseneder vom Museumsmanagement Niederösterreich. Sie stellten den „Inventarisierungskoffer“ vor, der die wichtigsten Materialien für die fachgerechte Beschriftung verschiedenster Objektarten enthält. Im anschließenden Praxisteil konnten sich die Teilnehmer:innen selbst ein Bild davon machen, wie und wo verschiedene Materialien am besten beschriftet werden können.
Christa Zahlbruckner (l.) und Petra Wieseneder (r.) stellten den „Inventarisierungskoffer“ vor. (c) ÖOK/tb
Nach einer Führung durch die Kirche mit P. Norbert Maria Kuschel ging es weiter in die neu gestalteten Depot-Räumlichkeiten im Karmelitenkonvent. Historikerin Claudia Rapberger und die Leiterin des Bereichs Kultur und Dokumentation der Österreichischen Ordenskonferenz, Karin Mayer, stellten anschließend das derzeit laufende Inventarisierungsprojekt der Karmeliten vor. Sie berichteten von der Geschichte des Projekts, der Planung, der Umsetzung und den Herausforderungen.
P. Norbert Maria Kuschel führte die Teilnehmer:innen am Praxistag durch die Kirche des Karmelitenkonvents. (c) ÖOK/tb
Depot-Projekt: Karmeliten bewiesen Mut
Außerdem betonten sie den Mut der Karmeliten, das Depot-Projekt von der langen Planung in die Realität umzusetzen. Die Kosten des Projekts seien ein Beitrag für die Erhaltung des kulturellen Erbes in der Zukunft. So sei es für die Ordensgemeinschaft wichtig, sich mit der Vergangenheit zu beschäftigen und Dinge aufzuarbeiten, damit sie in der Gegenwart Wirksamkeit zeigen und neue Weichen für die Zukunft stellen kann. Für Rapberger war der Praxistag außerdem der Abschluss einer bereichernden Zusammenarbeit mit den Karmeliten – sie verändert sich beruflich.
Claudia Rapberger (l.) und Karin Mayer (r.) stellten das derzeit laufende Depot-Projekt der Karmeliten vor. (c) ÖOK/tb
„Es war ein lebendiger Austausch. Verschiedene Perspektiven haben die Anforderungen beleuchtet, wie ein umfassendes Projekt erfolgreich umgesetzt werden kann. Dabei ist deutlich geworden, dass neben dem Fachwissen auch gegenseitiges Verständnis wichtig ist – von der Wissenschaft für das Ordensleben und umgekehrt“, fasste Mayer zusammen.
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