Vom Kino zum Hilfsprojekt: Der ehemalige Theatersaal der Herz Jesu Schwestern
Das ehemalige Eos-Kino im dritten Wiener Gemeindebezirk befindet sich nach wie vor im Besitz der Kongregation der Dienerinnen des Heiligsten Herzens Jesu. (c) Martin Gerlach jun.
Das ehemalige Eos-Kino in der Landstraßer Hauptstraße 137 befindet sich im Schul- und Schwesternheim der Kongregation der Dienerinnen des Heiligsten Herzens Jesu (Herz Jesu Schwestern), einem Zubau zum Klostergebäude und der Kirche, der 1931 fertiggestellt wurde. Beim Schulbau wurde auch ein Theatersaal mitgeplant, in dem regelmäßige Theater-Aufführungen und Vorträge für die Herz Jesu Schwestern und die Schüler:innen stattfanden.
Ungewöhnlich ist der Stil des Theaters: Während das Kloster und die Kirche des Ordens im neuromanischen Stil erbaut wurden, ist das Schul- und Schwesternheim mit dem Theatersaal ganz im Stil der späten 1920er-Jahre gebaut. So ähnelt die Ausstattung, beispielsweise die Fliesen im Foyer und Stiegenhaus, dem Rabenhof-Theater, das nur 200 Meter entfernt ist. Geplant wurde es vom Architekten Felix Angelo Pollak, der wegen seiner Tätigkeit für die Kongregation in Wien auch unter dem Spitznamen „Herz Jesu Pollak“ bekannt war.
1945 als „Eos-Kino“ wiedereröffnet
Während des Zweiten Weltkriegs wurden große Teile des Klosters, so auch das Schulgebäude, von den Nationalsozialisten beschlagnahmt. Im Kloster wurde ein Lazarett eingerichtet und die Schule geschlossen. Der Theatersaal wurde im Verlauf des Krieges als Soldatenbühne der Wehrmacht genützt. Ende 1944 wurde er als Ausweichlokal für die im Krieg stark beschädigten ursprünglichen Eos-Lichtspiele in der Ungar-Gasse bestimmt. Der Theatersaal wurde zum Kinosaal adaptiert und am 31. März 1945 als „Eos-Kino“ eröffnet.
Heute befindet sich im ehemaligen Kino das „Garderob137“, eine Ausgabestelle der Caritas für Sachspenden. (c) Caritas
Nach dem Krieg stand das Kino, das Platz für mehr als 600 Besucher:innen bot, unter öffentlicher Verwaltung, später wurde der Betrieb von Familie Huber, den ehemaligen Betreibern der Eos-Lichtspiele in der Ungar-Gasse, übernommen. Aufgrund des Besucher:innen-Rückgangs und der Pensionierung der Betreiber:innen wurde der Kinobetrieb am 31. Oktober 2004 eingestellt.
Räumlichkeiten stehen heute Hilfsprojekten zur Verfügung
Durch die erhöhten technischen Anforderungen ist der Theater- oder Kinobetrieb aufgrund des großen Renovierungsbedarfs heute nicht mehr möglich – das Gebäude steht unter Denkmalschutz. Die Herz Jesu Schwestern beschlossen daher, die Räumlichkeiten für Hilfsprojekte zu öffnen. Seit dem Beginn des Ukraine-Krieges im Jahr 2022 ist darin das „Garderob137“, eine Ausgabestelle der Caritas für Sachspenden, angesiedelt.
In den ehemaligen Schulräumen in den Stockwerken über dem ehemaligen Kino befinden sich heute die Gruppen des Herz Jesu Kindergartens und Horts, in dem täglich bis zu 130 Kinder betreut werden. Nach wie vor wirken die Herz Jesu Schwestern dort in der Kinderbetreuung und arbeiten in Pfarren mit. Das über sechs Jahrzehnte von der Ordensgemeinschaft geführte Herz Jesu Krankenhaus ist heute Teil der Vinzenz-Gruppe, die Schwestern zogen sich aus dem Betrieb zurück.