Erzabt Korbinian Birnbacher: Wahl war keine Palastrevolution, sondern Sternstunde

Erzabt Korbinian Birnbacher (li.) und sein Nachfolger Jakob Auer (re.) nahmen im Interview mit den „Salzburger Nachrichten“ zur jüngsten Abtwahl und zur Entwicklung der Erzabtei St. Peter Stellung. (c) Erzabtei St. Peter
Erzabt Korbinian Birnbacher hielt wörtlich fest: „Es hat keine Palastrevolution in St. Peter stattgefunden.“ Auch wenn das nach außen hin so wirken möge. Es sei im Wahlprozess viel gebetet worden: „Am Beginn dieser Wahl rufen wir ganz bewusst den Heiligen Geist an. Und wenn er dann wirklich wirkt, dann wollen wir es nicht wahrhaben? Für mich war die Wahl eine Sternstunde.“
Er sei sehr gerne Abt gewesen und sei wohl auch recht erfolgreich gewesen, „vor allem nach äußeren Maßstäben“, sagte Birnbacher wörtlich: „Es war mir aber auch klar, dass es geliehene Macht ist.“ Diese sei einem anvertraut, „man darf sie aber nicht ausnützen und es auch nicht übertreiben“. Zum richtigen Führen gehöre, „dass man eben auch ans Ende denken muss“. Natürlich müsse man als Abt auch Entscheidungen treffen, die nicht immer nur auf Begeisterung stoßen. „Das trifft einen auch persönlich. Da hat mir immer geholfen, zwischen Amt und Person differenzieren zu können.“
Bis November 2025 ÖOK-Vorsitzender
Er bleibe nun auf jeden Fall bis November 2025 – bis zum Ende seiner Amtszeit als Vorsitzender der Österreichischen Ordenskonferenz – in Salzburg. Seine weitere persönliche Zukunft ließ Birnbacher im Interview offen.
Er sei 2013 in einer kritischen Zeit gewählt worden (nach Missbrauchsfällen eines Vorgängers, Anmk.), erinnerte der scheidende Erzabt von St. Peter: „Damals war es sehr wichtig, wieder Vertrauen zu gewinnen, vor allem nach außen, in die Öffentlichkeit. Das Kloster sollte sich öffnen, sich nicht abschotten und dadurch Raum für wilde Spekulationen bieten.“ Jetzt habe er das Gefühl, „die Gemeinschaft im Inneren braucht mehr Sorge im Sinne, dass die Mitbrüder älter werden“.
Birnbacher übergibt gesunden Haushalt
Er könne auch einen gesunden Haushalt übergeben, den er aber auch schon von seinem Vorgänger gesund übernommen habe. Birnbacher: „Ich war sicherlich auch ein Abt, der viel Geld ausgeben durfte. Meine Amtszeit ist in eine glückliche Phase gefallen. Wir haben ja die ersten Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg schauen müssen, dass wir die Betriebe wieder alle reorganisieren. Erst nach den 1990er-Jahren konnten wir daran denken, Kunst, Kultur und Wissenschaft neu und dauerhaft zu organisieren.“ Dass man die Chance bekommen habe, ein Museum im Rahmen des Domquartiers zu eröffnen, sei etwas Besonderes, „das wir aus eigener Kraft wohl nicht geschafft hätten“.
Der scheidende Erzabt wies in diesem Zusammenhang auf die kollegiale bzw. synodale Verfasstheit eines Klosters hin: „Es war ja jetzt auch nicht so, dass ich die Wirtschaft mit starker Hand irgendwo allein geführt habe, sondern es gibt Gremien im Kloster, die mit wichtigen Entscheidungen befasst werden.“
Gutes Zusammenspiel von Abt und Prior
Der künftige Erzabt Jakob Auer zeigte sich überzeugt, dass es für ein funktionierendes Kloster ein gutes Zusammenspiel von Abt und Prior brauche. Auer war seit April 2024 Prior und damit Stellvertreter des Erzabtes und vor allem mit den Kloster-internen Angelegenheit befasst. „Die Sorge im Inneren habe ich, es war ja nur ein Jahr, gut erfüllen können. Mir wurde von Erzabt Korbinian die Freiheit gegeben, ins Innere zu wirken“, sagte Auer.
Das bestätigte auch Birnbacher: „Ich habe all die Tätigkeiten in der Öffentlichkeit nur machen können, weil ich mich absolut darauf verlassen konnte, dass die Mitbrüder zu Hause reif, erwachsen und selbstständig sind und der Prior mich bestens vertritt.“
Mehr Eintritte als Todesfälle
Übereinstimmend positiv bilanzierten Birnbacher und Auer, dass St. Peter als eines der wenigen Klöster in Österreich Nachwuchs und junge Mitbrüder habe. In der Amtszeit von Erzabt Birnbacher sind mehr Mitbrüder eingetreten als verstorben.
Auer: „Wir haben wirklich das Glück gehabt, dass die vergangenen zwölf Jahre immer wieder Menschen zu unserer Gemeinschaft dazugestoßen sind. Männer in unterschiedlichsten Altersgruppen. Das ist im Unterschied zur Klosterlandschaft in Österreich wirklich besonders. Es ist mein Wunsch, dass es so weitergehen darf, dass immer wieder jemand anklopft.“
Amtsübergabe im April
Die Amtseinführung bzw. -übergabe erfolgt am 12. April 2025, die Abtsbenediktion von Erzabt Jakob Auer findet am Ostermontag, 21. April, statt. Der Salzburger Erzbischof Franz Lackner wird dem Nachfolger von Erzabt Birnbacher im Rahmen eines festlichen Gottesdienstes um 14 Uhr in der Stiftskirche die Benediktion erteilen.
Quelle: kathpress