Vernetzungstreffen Kulturgüter: Klosterkultur aus neuen Perspektiven

Von 24. bis 25. März 2025 fand im Stift Admont das diesjährige Vernetzungstreffen Kulturgüter statt. (c) ÖOK
Die Teilnehmer:innen beschäftigten sich dabei damit, wie sich klösterliche Traditionen und Sammlungen einem breiten Publikum spannend vermitteln lassen. Außerdem stellten sie sich die Frage, wie es gelingen kann, Brücken zwischen jahrhundertealter Spiritualität und der heutigen oft schnelllebigen Welt zu schlagen. Anlässlich des 950-jährigen Bestehens des Benediktinerstifts Admont im Jahr 2024 wurde die Dauerausstellung völlig neu konzipiert und lädt Besucher:innen dazu ein, Klosterkultur aus einer neuen Perspektive zu erleben.
Der Prior des Stifts, P. Maximilian Schiefermüller, betonte in seiner Begrüßung, dass die Entscheidung für einen Blick von „außen“ auf die Dauerausstellung durch einen externen Kurator eine gute gewesen sei. Die Rolle übernahm Kulturwissenschaftler Christian Rapp, der beim Vernetzungstreffen gemeinsam mit dem künstlerischen Leiter des Museums, Michael Richter-Gall, einen Einblick in das Museum gab, auch eine Museumsführung durch die neue Dauerausstellung und die weltweit größte Stiftsbibliothek stand auf dem Programm.
Erlebnisorientierte Vermittlung in Admont
Richter-Grall bezeichnete das Museum als kontrastreiches Privatmuseum auf drei Etagen: Im Erdgeschoß befinden sich kunst- und kulturhistorische Sammlungen, im ersten Stock die Sonderausstellung, die Stiftspräsentation sowie die Stiftsbibliothek und im zweiten Stock die Gegenwartskunst und Naturkunde. Der Schwerpunkt im Museum wird auf erlebnisorientierte Vermittlung gelegt, es gibt das Angebot eines Audio-Guides sowie Führungen mit Kulturvermittler:innen, beliebt sind auch Spezialführungen, beispielsweise die „Bibliothek bei Nacht“.
Prior P. Maximilian Schiefermüller begrüßte die Teilnehmer:innen. (c) ÖOK/es
Kurator Christian Rapp ging auf die neu konzipierte Dauerausstellung ein – so sei ein spannender Gestaltungsweg durch die Kunst- und Kulturgeschichte von 1200 bis 2000 gelungen. Die grobe Ordnung der Ausstellung sei nach Epochen gestaltet, manche kostbaren Stücke werden nach wie vor bei besonderen Anlässen im liturgischen Jahr verwendet. Das sei die Besonderheit eines Klostermuseums – es stehe in verschiedenen Beziehungen. Bei der Neugestaltung sei auch darauf geachtet worden, bestehende Einrichtungen zu erneuern und Vitrinen wiederzuverwenden, um den ökologischen Fußabdruck zu schonen.
Themenräume bilden Besonderheiten der Region Liezen ab
Katharina Krenn, Leiterin der Abteilung Schloss Trautenfels des Universalmuseums Joanneum, stellte das Museum im Schloss vor. Es hat den Auftrag, die Kultur und Natur des Bezirkes Liezen zu sammeln. Von den insgesamt 45.000 Objekten sind 10.000 als Highlights ausgestellt, verbunden mit multimedialer Präsentation. Auch 13 Themenräume wurde konzipiert und gestaltet. Die Schwerpunkte dafür ergeben sich aus den Besonderheiten der Region, den Menschen und der Sammlung des Landschaftsmuseums.
Auf dem Programm des Vernetzungstreffens stand auch eine Führung durch das Museum und die Stiftsbibliothek. (c) ÖOK/km
Außerdem berichtete Krenn von der Sonderausstellung „Gott und die Welt. Woran glauben wir?“ in den Jahren 2017 und 2018. In einem interreligiösen Konzept wurden dabei acht Religionen gegenübergestellt – 40.000 Besucher:innen kamen.
Klosterneuburg setzt auf Storytelling
Am zweiten Tag des Vernetzungstreffens standen Erfahrungsberichte aus weiteren Stiften auf dem Programm. Kustos Wolfgang Christian Huber aus dem Stift Klosterneuburg sprach über die Herausforderungen bei Klosterführungen und das Prinzip des Storytellings – im niederösterreichischen Augustiner-Chorherrenstift mit dem Slogan „Ein Ort. Tausend Geschichten“. Die Geschichten sollen die 70.000 bis 80.000 Besucher:innen jährlich zum Weiterdenken anregen, unterhalten, überraschen und emotional berühren. Bisher erschienen fünf Publikationen mit jeweils 50 Geschichten – das Ziel sind 1.000.
Einblick in die neu gestaltete Kunst- und Wunderkammer von Stift Kremsmünster (c) Andreas Gamerith
Sammlungen sollen Geschichte und Gegenwart vereinen
Andreas Gamerith, Archivar, Bibliothekar und Kustos im Zisterzienserstift Zwettl, stellte Konzeptionen und Präsentationen in verschiedenen Stiften vor. In Zwettl bringt er Schrift, besonderes Papier und Skulptur gemeinsam in Beziehung und schafft so neue Entdeckungsräume für die Besucherinnen und Besucher. Für das Benediktinerstift Kremsmünster gestaltete er die Kunst- und Wunderkammer neu und im Stift Altenburg kuratierte er den barocken Gemäldebestand der Sammlung Arnold für neue Räumlichkeiten und setze ihn in Szene.
Die Präsentation der Kunstwerke von Klöstern, gerade in Form längerfristiger Dauerausstellungen, berge besondere Herausforderungen, betonte er: Die Sammlungen sollen die historische Beziehung zum konkreten Ort beleuchten, zugleich aber aktuelle Bezüge herstellen, die es den Gästen ermöglicht, eine Wissens- und Erlebensbeziehung zu den Objekten aufzubauen – auch abseits religiöser Bindung und Bildung.
Melk: Kulturgut zu den Menschen bringen
Über den Spagat zwischen Klosterleben und Tourismus sprach P. Ludwig Wenzl aus dem Stift Melk, das zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten Österreichs zählt. 2024 kamen 455.437 Besucher:innen, die 11,5 Hektar Klosterareal erkundeten. P. Ludwig Wenzl betonte die Wichtigkeit von Kooperationen und Netzwerkpartnern. So sei das Stift immer wieder auf verschiedenen Tourismusmessen vertreten. „Kulturgut muss zu den Menschen gebracht werden, um eine Erhaltung zu ermöglichen“, ist die Gemeinschaft im Stift für den Tourismus offen.
Derzeit – von 2022 bis 2032 – wird außerdem die Stiftsbibliothek in Melk restauriert. Zur Finanzierung – sie kostet zwölf Millionen Euro – wurden verschiedene Crowdfunding-Projekte umgesetzt, beispielsweise Buchpatenschaften oder ein barockes Dinner.
Freuten sich über das gelungene Vernetzungstreffen Kulturgüter: Michael Richter-Grall, Christian Rapp, Karin Mayer, Katharina Krenn und Admonts Prior P. Maximilian Schiefermüller (v.l.). (c) ÖOK/es
Kunst als Brückenbauerin
Neben den inhaltlichen Inputs bot das Vernetzungstreffen Kulturgüter auch Raum für lebendigen Austausch und gute Vernetzung unter den Teilnehmer:innen, die aus Österreich und der Schweiz kamen. „Kunst hat die Fähigkeit, Brücken zwischen zwei Lebenswelten zu schaffen. Sie kann über Grenzen von Sprache, Kultur und Zeit hinweg kommunizieren und erreicht oft tiefere emotionale und geistige Ebenen – mehr als Worte es tun können“, fasste Karin Mayer, Leiterin des Bereichs Kultur und Dokumentation der Österreichischen Ordenskonferenz, die Wichtigkeit des Vernetzungstreffens zusammen.
Das Vernetzungstreffen Kulturgüter wurde vom Bereich Kultur und Dokumentation der Österreichischen Ordenskonferenz gemeinsam mit dem Museum des Benediktinerstifts Admont veranstaltet.