Stift Vorau: Frühjahrsakademie beschäftigte sich mit Künstlicher Intelligenz
Im Stift Vorau fand am 4. April 2025 die Frühjahrsakademie zum Thema „Künstliche Intelligenz“ statt. (c) Johann Romirer
Den Hauptvortrag hielt Prof. Thomas Gremsl, Leiter des Instituts für Ethik und Gesellschaftslehre an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Graz, zum Thema „Zwischen Fortschritt und Verantwortung: Ethische Perspektiven der digitalen Transformation“. Er gab der „Kleinen Zeitung“ im Vorfeld der Veranstaltung ein Interview, in dem er für einen verantwortungsvollen Umgang mit KI plädierte.
Künstliche Intelligenz hat längst Einzug in den Alltag der Menschen gefunden. Ob und wo sie dabei eine unterstützende Rolle übernimmt oder schadet, untersucht Gremsl an der Karl-Franzens-Universität Graz. Schon „schwache“ KI-Systeme wie ChatGPT, Alexa oder Midjourney würden „ein ganzes Bündel an ethisch relevanten Fragen aufwerfen“, erklärte er im Interview.
Prof. Thomas Gremsl hielt bei der Frühjahrsakademie im Stift Vorau den Hauptvortrag. (c) Johann Romirer
Umgang mit KI aktiv gestalten
KI-Tools greifen tief in den Alltag der Menschen ein und „beeinflussen unser Denken, Handeln und Entscheiden subtil, aber weitreichend“, sagte Gremsl. Der Umgang mit KI müsse darum nach bestimmten Werten und Interessen aktiv gestaltet werden. Ein zu starkes Vertrauen auf die „vermeintliche Potenz“ von KI bringe die Gefahr mit sich, dass Kompetenzen und grundlegendes Wissen von Menschen vernachlässigt werden oder gar verloren gehen. Den Menschen zeichneten jene Qualitäten aus, die der KI fehlen, sagte Gremsl, „die Fähigkeit zu zweifeln, zu deuten, zu hoffen – und Verantwortung zu übernehmen“.
In einer zunehmend digitalisierten Welt, in der Technik als unfehlbar gilt, droht eine „gefährliche Verschiebung“, warnte der Forscher. „KI-Systeme werden überhöht, als hätten sie Einsicht oder Urteilskraft. Tatsächlich aber beruhen sie auf Wahrscheinlichkeiten – sie berechnen, sie verstehen nicht.“ Bei der Suche nach Orientierung und Halt im Leben der Menschen hob Gremsl insbesondere die Bedeutung des Glaubens hervor: „Es braucht einen Glauben, der nicht berechnet, sondern vertraut – und der dem Menschen in seiner Tiefe gerecht wird.“
Bei einer Podiumsdiskussion kamen neben Gremsl auch die ORF-Journalistin Monika Kalcsics, Gesundheitsinformatiker Joachim Waltl und die Künstler Birgit und Peter Kainz zu Wort. Moderiert wurde die Diskussion von Anna Pfleger (4.v.l.). (c) Johann Romirer
Erfahrungen in verschiedenen Bereichen
Im Rahmen der Frühjahrsakademie im Stift Vorau stand außerdem eine Podiumsdiskussion mit Gremsl, der ORF-Journalistin Monika Kalcsics und dem Gesundheitsinformatiker Joachim Waltl auf dem Programm. Kalcsics berichtete von ihren Erfahrungen mit digitalen Welten im Bereich der Berichterstattung im ORF und der Herausforderung des Arbeitens mit Fakten im Journalismus. Waltl erzählte von einem Projekt in der Demenzprävention.
Veranstaltet wurde die Frühjahrsakademie vom Verein Frühjahrsakademie Stift Vorau in Kooperation mit dem Chorherrenstift Vorau, dem Haus der Frauen sowie der Marktgemeinde Vorau.
Quellen: kathpress, Stift Vorau