Orden sind "auf das Neue der Zukunft ausgerichtet"
"Strukturen, Sicherheiten und Institutionen sind fragwürdig geworden.", sagte Diözesanbischof Manfred Scheuer in seiner Messe zum "Tag der Orden". "Man kann darauf depressiv mit einer Fixierung auf eine heile Vergangenheit reagieren. Ist es nicht aber auch möglich, diese gegenwärtige Situation anders zu deuten und zu leben? Die Krise bietet auch die Chance zum Exodus, zum Aufbruch."
Díe Ordensgemeinschaften seien von ihrer Grundhaltung her "auf das Neue der Zukunft ausgerichtet", weshalb sie als besondere Kraftorte für diesen Neuaufbruch gesehen werden. Auch die Tugenden der Orden - Armut und Gehorsam - böten ein besonderes Potenzial: "Der Ordenschrist der Zukunft wird sehr bescheiden leben müssen. Es wird ein Hören auf andere, die Bereitschaft zum Lernen, zur Korrektur, zur Zusammenarbeit notwendig sein."
Verzicht sei keine Weltflucht
Bei aller Betonung des Verzichtcharakters gehe es den Orden jedoch letztlich "nicht um Weltflucht, sondern um die in Entfremdung, Verblendung und Sünde durchgehaltene Liebe zur Welt", führte der Innsbrucker Bischof weiter aus. Der Gehorsam müsse etwa als ein "Akt höchster Freiheit und nicht deren Aufhebung" begriffen werden - das zölibatäre Leben als "eine positive Möglichkeit des Menschseins".
Orden genießen große Wertschätzung
Zukunftsfähig seien die Orden nicht zuletzt, da sie in der Öffentlichkeit eine "große Wertschätzung" genießen, so Scheuer weiter: "Schulen, Sozialeinrichtungen und auch geistliche Zentren von Orden getragen sind durchaus beliebt und gefragt. Zudem fasziniert die Liturgie als nicht funktionalisiertes Handeln; Ästhetik insgesamt, Konzerte. Klöster sind Orte der Entgiftung für geplagte Typen." Zugleich warnte der Bischof jedoch davor, dass Kirche durch eine Reduktion auf ihre Dienstleistungen "verwechselbar und austauschbar" werde. Dies sei bereits bei "Krankenhäusern, Schulen, Sozialarbeit, aber auch in Fragen menschlicher Begleitung der Fall".
Bei näherer Betrachtung der Situation der Ordensgemeinschaften zeige sich außerdem eine Spannung zwischen der öffentlichen Wertschätzung und einem "hohen Maß an Unverständnis gegenüber der Lebensform": "Es gibt doch einen eklatanten Widerspruch zwischen der Beliebtheit der Dienste von Orden und der Fremdheit eines authentisch gelebten christlichen Zeugnisses", so Scheuer.
Die Predigt zum Nachlesen: Predigt_Scheuer_TagderOrden.pdf
Quelle Foto: Diözese Innsbruck
[rs]