Exotinnen und Exoten in der Gesellschaft und nahe bei den Menschen
"Wir Ordensleute sind nur eine kleine Gruppe in der Gesellschaft. Wir sind ExotInnen, aber das ist auch unsere Stärke. Wir sind heute nahe bei den Menschen, mitten unter ihnen." Das betonte Sr. Teresa Schlackl von den Salvatorianerinnen. Sie berichtete beim Pfarrgemeinderatskongress in Mariazell am 30. Mai 2014 über unterschiedliche Formen, wie Christusnachfolge heute in einer Ordensgemeinschaft gelebt werden kann. In Kolumbien seien die Ordensfrauen stark in die Friedensbemühungen in dem von Gewalt und Krieg zerrütteten Land engagiert, in Indien mache der interreligiöse Dialog einen Schwerpunkt der Arbeit der Schwestern aus. In Österreich schließlich habe sich die Ordensgemeinschaft in den letzten zwei Jahrzehnten die Frage stellen müssen, "wie wir weitermachen, wenn es fast keinen Nachwuchs mehr gibt".
Versöhnung im und für das Land
Am gefährlichsten sei das Wirken der Schwestern in Kolumbien, berichtete Schlackl. Eine Handvoll Ordensleute würde sich gemeinsam mit Priestern und engagierten Laien um Versöhnung im Land bemühen. Unzählige Guerillagruppen, das Militär und paramilitärische Einheiten würden einander bekämpfen, vor allem die indigene Bevölkerung in den unzugänglichen Gebieten des Landes würde unter dem Krieg leiden. Fünf bis sechs Mann- und Frau starke Friedensgruppen würden sich vor Ort um Vermittlung zwischen den bewaffneten Gruppen und der Zivilbevölkerung bemühen, manchmal aber auch nur mehr die Opfer von Massakern identifizieren können. Weitere Aufgaben der Ordensschwestern würden im Gesundheits- und Bildungsbereich liegen, berichtete die Ordensfrau.
Dialog der Religionen in Indien
In Indien würden die Ordensfrauen einen besonderen "Dialog der Religionen" führen, so Schlackl weiter. Bei einer Bevölkerungszusammensetzung von 80 Prozent Hindus, 13 Prozent Muslimen und nur zwei Prozent Christen werde so gut wie jede Begegnung im Alltag schon zu einer interreligiösen Begegnung. "Es geht darum, bei den Menschen zu leben und ihnen zuzuhören", so Schlackl wörtlich. Die Menschen würden von sich aus dann auf die Schwestern zugehen und nach deren Glauben fragen. Das sei Mission.
Neue Wege in Österreich heißt Altes loslassen
In Österreich hätten personelle und finanzielle Probleme den Orden gezwungen, neue Wege zu gehen. Ohne neue junge Schwestern habe der Orden viele seiner Werke wie Schulen oder Gesundheitseinrichtungen nicht mehr wie bisher weiterführen können. Sr. Teresa: "Wir mussten Altes loslassen und wir konnten nicht mehr mit den Veränderungen warten, bis dem auch die letzte Schwester zustimmt". Wichtig sei aber gewesen, dass stets alle Mitglieder des Ordens in den Veränderungsprozess miteinbezogen worden waren.
LaienchristInnen leiten
Das St. Josef Krankenhaus in Wien-Hütteldorf wurde in den Krankenhausverbund der Vinzenzgruppe überführt; Schule, Hort und Kindergarten in Wien-Kaisermühlen gehören nun zur Vereinigung von Ordensschulen Österreichs und auch das Alten- und Pflegeheim im niederösterreichischen Pitten werde nicht mehr von Schwestern geführt. Laien haben die Leitung der Einrichtungen übernommen, die Schwestern bringen sich aber nach wie vor ein und bemühen sich mit den anderen Mitarbeitern, das salvatorianische Charisma in den Einrichtungen weiter erlebbar zu machen. Durch die Abgabe bisheriger Werke seien aber Kräfte für neue Aufgaben frei geworden. So sind die Salvatoriannerinnen in Österreich etwa im Kampf gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution engagiert. Sie gehören zu jenen sechs Frauenorden, die den Verein "Solwodi" ("Solidarity with women in distress - Solidarität mit Frauen in Not") gegründet haben. Ein weiteres salvatorianisches Projekt: ImpulsLEBEN, ein geistliche Zentrum für junge Erwachsene in Wien.
Sr. Teresa Schlackl gehört dem internationalen Leitungsteam der Salvatorianerinnen mit Sitz in Rom an. Insgesamt wirken rund 1.100 Salvatorianerinnen in 29 Ländern auf der ganzen Welt.
Quelle: Kathpress
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