Slowakischer Salesianerpater für Bruno Kreisky-Preis 2015 nominiert
„Anton Srholec ist ein außergewöhnlicher Mensch, der sich seine eigene Würde und die Überzeugung von der Würde und Gleichberechtigung aller Menschen durch nichts hat brechen oder nehmen lassen", so begründete der Grazer Caritasdirektor Franz Küberl in der heutigen Pressekonferenz, warum er sich als Vorsitzender des Personenkomitees dafür einsetzt, dass der seit kurzem 85-jährige Srholec den Bruno-Kreisky-Preis für Verdienste um die Menschenrechte erhalten soll.
In der Slowakei ist P. Srholec über „alle Gesellschaftsschichten hinweg sehr bekannt und genießt höchstes Ansehen“, sagte der slowakische Theologe Miroslav Kocur bei der Pressekonferenz. Der Salesianer Don Boscos werde als „machtlose Autorität“ im Lande wahrgenommen.
Folter und Zwangsarbeit
Doch das war nicht immer so. Srholec kann auf ein bewegtes Leben zurückblicken. 1946 schloss er sich der Ordensgemeinschaft der Salesianer Don Boscos an, die 1950 vom kommunistischen Regime aufgelöst wurde. Der Ordensmann wurde verhaftet und zu zehn Jahren Zwangsarbeit im Uranbergwerk Jáchymov verurteilt. Nach seiner Entlassung verdiente er seinen Lebensunterhalt als Stahlarbeiter und bereitete sich auf die geheime Priesterweihe vor. Franz Küberl: „Ich kenne niemand, der auf seine unerquickliche Vergangenheit mit so großer Gelassenheit zurückblickt wie Pater Srholec, trotz langjähriger Haft und Überwachung.“
Während des Prager Frühlings erhielt er die Erlaubnis, nach Italien auszureisen und sein Studium in Turin abzuschließen. 1970 weihte ihn Papst Paul VI. zum Priester. Srholec ging zurück in seine Heimat, wo er als ehemaliger Staatsfeind keine Genehmigung erhielt, Priesterdienst zu leisten.
Ein Pater für die Jugend
Er wirkte 15 Jahre als Mesner in der Blumenthaler Pfarre. In dieser Zeit wurde Pater Srholec zur Legende, insbesondere junge Menschen manifestierten dort ihren Glauben als Widerstand gegen das starke Totalitätssystem. In der Folge musste der Ordensmann Verfolgung und Verhöre durch das Regime in Kauf nehmen. Gegen Ende der 70er Jahre durfte er als Landpfarrer tätig sein, doch 1985 entzog man ihm diese Erlaubnis wieder und er wurde wieder einfacher Arbeiter.
1989, im Jahr der Wende, ging er in Pension. Pater Srholec konnte endlich aus dem Untergrund in die Öffentlichkeit treten, wurde aber wie viele seiner Schicksalsgenossen von den „offiziellen“ Kirchenoberen bis heute nicht wirklich anerkannt.
"Vater der Armen"
Doch statt seine Pension zu genießen, stürzte sich der Salesianerpater in Arbeit und engagierte sich vor allem für Obdachlose: Er rief die Gruppe RESOTY ins Leben, die ein Resozialisierungszentrum bzw. ein „Altenheim“ für Obdachlose gründete. Pater Srholec ist dazu Vorsitzender der Konföderation politischer Häftlinge der Slowakei.
"Viele Leute haben große Karrieren gemacht, aber Pater Anton ist immer unter seinen obdachlosen Freunden geblieben", betonte Komitee-Mitglied Miroslav Kocur in der Pressekonferenz. Er lebe und zeige vor, wie Christen heute ihren tieferen Glauben ganz konkret und aktiv als Bürger leben können. Franz Küberl ergänzte: „Sowohl die katholische Kirche in der Slowakei als auch der Staat brauchen Srholec wie einen Bissen Brot.“ Denn wer sonst verstehe die Kernbotschaft des Papstes so gut wie der Salesianerpater? Deshalb sei der Ordensmann eine überragende „Leuchtfigur“.
Srholec ist Träger zahlreicher Preise; er ist unter anderem Ehrendoktor der Universität Trnava und der Slowakischen Universität der hl. Elisabeth und Träger des Kardinal König-Preises.
Bruno Kreisky-Preis für Verdienste um Menschenrechte
Der Preis wird alle zwei Jahre von einer unabhängigen, internationalen Jury vergeben. Besondere Kriterien für die Zuerkennung der Auszeichnung sind u. a. Aktivitäten zur Durchsetzung, Förderung und Weiterentwicklung der internationalen Menschenrechte und des internationalen humanitären Rechts und humanitäre bzw. karitative Hilfe in einer außerordentlichen Dimension.
[rs]