Ware Mensch - Info-Aktion der salvatorianischen Gemeinschaften am 18. Oktober 2014
Der Michaelerplatz im 1. Wiener Gemeindebezirk steht am 18. Oktober ganz im Zeichen des Kampfes gegen Menschenhandel. Die Initiative "Ware Mensch", die von den salvatorianischen Gemeinschaften ins Leben gerufen wurde, wird am „EU Tag gegen Menschenhandel“ mit einem Infostand zu diesem Thema vertreten sein. Neben umfassendem Infomaterial können Interessierte dort auch mit Proponenten verschiedener, sich beteiligender Gruppen über das Thema ins Gespräch kommen und Fragen stellen.
Menschenhandel ist lukratives Geschäft
In der Gegenwart stellt der Menschenhandel ein überaus lukratives Geschäft dar. Rund 21 Millionen Menschen sind aktuell von Menschenhandel weltweit betroffen. Schätzungen zufolge werden im Rahmen dieses Verbrechens Umsätze in der Höhe von etwa 32 Milliarden US $ Umsatz gemacht – vergleichbare Größen findet man nur im Waffen- und Drogenhandel. Der Handel mit Menschen ist laut UNO die drittgrößte und am schnellsten anwachsende Form organisierter Kriminalität. Diese Tatsache darf einen kaum wundern, denn im Gegensatz zu Waffen und Drogen kann man den Menschen immer und immer wieder kaufen und verkaufen. Betroffene von Menschenhandel werden allerdings im Alltag viel zu selten erkannt.
Auch Österreich ist Zielland
Wer hier nur an Prostitution denkt, liegt ziemlich falsch, denn neben Frauen und Kindern ist die Zahl der Männer zunehmend. Österreich hier keine Insel der Seligen, sondern durch seine zentrale Lage in Mitteleuropa als Durchgangs- und Zielland betroffen. Laut Oberst Tatzgern, Leiter der Zentralstelle im Bundeskriminalamt zur Bekämpfung der Schlepperkriminalität und des Menschenhandels, wurden in den letzten zehn Jahren 1.131 Opfer von Menschenhandel in Österreich identifiziert. „Menschenhandel ist auch ein österreichisches Problem. Wir alle haben eine Verantwortung“, so Helga Konrad, ehemalige OSZE-Sonderbeauftragte gegen Menschenhandel. In Österreich gäbe es zu wenige Verurteilungen und zu wenige MenschenhändlerInnen, die gefasst werden, erklärt Konrad.
Auch die Kriminologin Katharina Beclin unterstreicht diese Situation in Österreich: „Höchstens jeder Zehnte, Zwanzigste wenn nicht Dreißigste Täter wird erwischt. Von den Tätern werden vielleicht zwei Drittel angeklagt, und von denen werden dann gerade ein paar TäterInnen verurteilt. Die Verurteilungsraten der letzten Jahre liegen bei etwa 17-20 %. Bezogen auf die Angezeigten heißt das dann, dass es mindestens zehn oder zwanzig Mal so viele TäterInnen gibt. D.h. jemand der das weiß, wird sich von den (hohen) Strafen nicht abschrecken lassen. Relevant für die Prävention ist die Rate der Verurteilungen – und die ist gering“, so Beclin. Die Kriminologin sieht hier auch eine Verbindung zum Asylrecht in Österreich: „Wir erlauben Menschen, die hier um Asyl bitten, nicht zu arbeiten. Wir geben ihnen auch zu wenig Taschengeld, um halbwegs anständig leben zu können. Das heißt diese Personen sind sehr anfällig in problematischen Arbeitsverhältnissen ausgebeutet zu werden. Da macht sich Österreich mitschuldig.“
Konkrete Verbindung zwischen Armut und Menschenhandel
Die Opfer dieses Verbrechens kommen oftmals aus dem Ausland, wie etwa aus den EU Mitgliedsstaaten Rumänien oder Bulgarien, oder auch aus Ländern wie Nigeria oder den Philippinen. In der Hoffnung, im „goldenen Westen“ mehr Glück zu haben, werden sie beispielsweise nach Österreich oder Deutschland gelockt. Die Armut im Herkunftsland zwingt sie gewissermaßen zur Ausreise. Es besteht eine konkrete Verbindung zwischen Armut, Arbeitslosigkeit und dem Menschenhandel. Länder mit einem besonders hohen Anteil der Bevölkerung unter der Armutsgrenze weisen einen viel höheren Prozentsatz an Opfern des Menschenhandels auf. Westliche Industriestaaten hingegen gehören zu den wichtigsten Zielregionen für gehandelte Menschen.
Weitere Informationen zum Thema finden Sie auf unter www.ware-mensch.at
Quelle Foto: CDS
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