Propst Maximilian Fürnsinn: Legen wir die eigene Bequemlichkeit ab
Zum 110. Mal pilgerten mehrere tausend Männer bei der traditionellen Männerwallfahrt nach Klosterneuburg zum Grab des heiligen Leopold, die dieses Jahr unter dem Motto "Geht ohne Furcht" stand. Anlässlich der Feierlichkeiten zum 900-jährigen Bestehen des Stiftes Klosterneuburg, das bei seiner Gründung zur Diözese Passau gehörte, nahm heuer erstmals ein Vertreter der Diözese Passau an der Wallfahrt teil. Domkapitular Gerhard Auer hob die enge Beziehung seiner Diözese mit dem Stift Klosterneuburg hervor und überbrachte eine Grußbotschaft des Passauer Bischofs Stefan Oster.
Seit Papst Franziskus könne man "nicht mehr so Christ sein wie vor einem Jahr", sagte Propst Fürnsinn in seiner Predigt. Die Kirche sei im "Umbruch" und zugleich im "Aufbruch" in Richtung Barmherzigkeit, jeder Christen könne un solle seinen Beitrag dazu leisten. Ein "Sich-Abputzen" und "Auf-die-da-oben-Ausreden" sei nicht mehr denkbar. Als konkrete Betätigungsfelder für christliche Barmherzigkeit nannte Fürnsinn die Flüchtlingsthematik, psychische Erkrankungen, die zunehmende Vereinsamung von Menschen, der steigende Druck in Betrieben und in der Wirtschaft, Lebenskrisen und die weltweite Not. Der bereits bestehende "gute barmherzige Humus", der sich vor allem aus dem Ehrenamt, der Arbeit von Hilfsorganisationen, Pflege- oder Nachbarschaftshilfe speise, müsse weiter gestärkt werden - "da dürfen Christen nicht fehlen".
Ausbaufähig sei auch die prophetische Dimension im Alltag vieler Christen: "Manchmal sind Christen derart passiv, dass sie belanglos geworden sind. Manchmal scheint das Christentum in unserer Gesellschaft so gezähmt, dass es seinen prophetischen herausfordernden Charakter verloren hat". Als Gegenprogramm forderte Fürnsinn die Gläubigen dazu auf, sich einzumischen. "Sie müssen die Dinge beim Namen nennen, Zivilcourage zeigen, den Kopf hinhalten und nicht ständig 'Blutgruppe 0' spielen".
Das habe auch eine politische Dimension: Bei politischen Entscheidungen werde die Kirche heute nicht mehr automatisch und selbstverständlich gefragt. "Deshalb müssen sich Christen aktiv einmischen." Etwa bei den Themen Schöpfungsverantwortung, soziale Gerechtigkeit, "wenn es um mediale Beeinflussung und um Volksverdummung geht, wenn um das Menschenbild gerungen wird". Gefragt sei eine Bewegung von der Familie und dem Wirtshaustisch hin in gesellschaftliche und politische Gremien. "Dort sind sie gefragt!", appellierte der Propst an die KMB-Mitglieder.
Quelle Foto: Erzdiözese Wien
[rs]