Die "Kunst der Balance" als Statement der Solidarität
"Die Bilder sind anziehend und aussagekräftig und laden zum Verweilen ein. Sie laden ein, in einen inneren Dialog mit Formen und Farben zu treten", sagte Abtpräses Christian Haidinger, erster Vorsitzender der Superiorenkonferenz der männlichen Orden Österreichs und damit Hausherr im Begegnungszentrum Quo Vadis, in seiner Eröffnungsrede. "Vielleicht ist es hilfreich für das Verstehen der Bilder zu wissen, dass es Prof. Gottschlich ein großes Anliegen ist, aufgrund seiner eigenen Wurzeln zur Versöhnung zwischen Juden und Christen beizutragen. Ich bin in beiden Religionen Zuhause - das ist sein klares Bekenntnis, das mir bei unserer ersten Begegnung in Erinnerung geblieben ist."
Die "Kunst der Balance" bedeute im übertragenen Sinn die Fähigkeit, in der Zerrissenheit der Welt und der menschlichen Existenz zu leben. Abtpräses Haidinger: "Zu dieser Kunst, zu der uns die Welt immer wieder herausfordert, will das Begegnungszentrum Quo Vadis mit seinen Ausstellungen und vielen Angeboten Hilfestellung leisten. Es bietet Freiraum für Menschen und eröffnet Zugänge für eine weltoffene Spiritualität."
V.l.n.r.: Prof. Maximillian Gottschlich, Abtpräses Christian Haidinger und Mag. Peter Bohynik bei der Vernissage "Kunst der Balance" am 15.1. 2015 im Quo Vadis.
Gottschlich: Kein Christentum ohne Judentum
"Ich versuche, beide Religionen unter einen Hut zu bringen. Ich weiß, ich lebe in einem theologischen Widerspruch", sagt Maximilian Gottschlich. "Doch ich glaube, wenn man offen genug ist, kann man beide umfassen. Und das spiegelt sich in gewisser Weise auch in meinen Bildern wider, die hier hängen." Doch die Bilder des emeritierten Universitätsprofessors für Publizistik seien nicht nur als Ergebnis (s)einer künstlerische Auseinandersetzung zu verstehen, sondern - gerade nach den Attentaten von Paris - auch als politisches Statement. "Es ist ein Statement der Solidarität der Christen mit den Juden, nicht nur mit den ermordeten Juden in Paris, sondern mit den verfolgten Juden in Europa und auf der ganzen Welt. Und ich denke, wenn das hier passieren kann im Zentrum des Katholizismus, dann ist Hoffnung gegeben, dass wir die Einsicht entwickeln können, wir Christen müssen solidarisch sein." Schließlich gäbe es ohne Judentum kein Christentum.
Sein Resümee: "Es gilt, Balance zu halten zwischen Rationalität und Emotionen, zwischen Glaube und Vernunft, zwischen Intellekt und Herz. Diese Balance muss man suchen und auch versuchen zu leben."
Kunst der Balance
16. Jänner–1. April 2015 Montag – Donnerstag 10.00–18. 00 Uhr & Freitag 10.00–16.00 Uhr
Ausstellungsort:
Quo Vadis
Stephansplatz 6, 1010 Wien
Um Anmeldung wird gebeten: office@quovadis.or.at
Rahmenprogramm zur Ausstellung
Entwurzelt – Warum die jüdische Religion für Christen unverzichtbar ist
Otto Friedrich (Die Furche) im Gespräch mit Maximilian Gottschlich
Montag, 19. Jänner 2015, 19.00 Uhr
Führung durch die Ausstellung mit Maximilian Gottschlich
Mittwoch, 11. März 2015, 17.00 Uhr
Auf der Suche nach dem Unergründlichen
Religion und Spiritualität in der Kommunikationsgesellschaft.
Johannes Kaup (ORF/Ö1) im Gespräch mit Maximilian Gottschlich und Em.O.Univ.-Prof.Dr.Herbert Pietschmann
Mittwoch, 18. März 2015, 19.00 Uhr
[rs]