Hartmannspital feiert 150 Jahre Jubiläum
Als Oberstufen-Schülerin wollte sie Ärztin werden, erzählte Sr. Beatrix Mayrhofer in ihrer Festrede, und arbeitete freiwillig als Hilfskraft auf der Kinderstation eines Krankenhauses in Oberösterreich. „Und weil der Oberarzt von meinem Wunsch, Medizin zu studieren, wusste, hat er mir erlaubt, im Operationssaal zuzuschauen. Der Arzt sagte zu mir nur: Wenn Sie umfallen, ist das Ihr Problem. Wir können uns nicht um sie kümmern.“ Und weiter: „Vor 150 Jahren hat es in der damals wachsenden Stadt Wien viele Menschen gegeben, die umgefallen sind. Durch ein soziales Netz konnte man nicht fallen, das gab es noch nicht. Aber es gab Menschen, die sich gekümmert haben, denen die Not der Mitmenschen nicht gleichgültig war.“ Dazu zählten auch die Ordensfrauen, die 1865 zwei Häuser auf den Hartmann‘schen Gründen übernahmen und das Kloster und das Spital gründeten.
Hartmannschwestern kümmerten sich um Arme
Im heutigen 5. Bezirk waren damals Handwerker und Gewerbetreiben mit ihren Familien angesiedelt; der Kleinbürgerbezirk wandelte sich immer stärker zu einem Arbeiterbezirk. Deshalb „wissen wir, dass wir indirekt den armen Arbeitern und ihren Familien begegnen, für die die Schwestern in franziskanischem Geist ihr Leben eingesetzt haben“, sagte Sr. Beatrix, und weiter: Die Hartmannschwestern und „viele Ordensfrauen und Ordensmänner haben sich um die Kinder, die Alten, Armen und Siechen gekümmert und so mitgebaut an den Fundamenten des staatlichen Sozialsystems, auf das wir heute in Österreich stolz sein dürfen.“
"Es tut gut, in Dankbarkeit eine Geschichte der Solidarität zu feiern.“ Sr. Beatrix Mayrhofer war eine der FestrednerInnen auf der 150-Jahre-Jubiläumsfeier des Hartmannsspitals.
Kritisch merkte Sr. Beatrix an: „Wir sind nicht nur gesundheitspolitisch, wir sind sozialpolitisch, finanzpolitisch, ja wirklich weltpolitisch in sehr herausfordernden Zeiten.“ Umso mehr „tut es gut zu wissen, dass es Menschen gibt, die sagen: Wenn Sie krank werden, ist das auch unser Problem. Wir möchten uns um Sie kümmern. Nein: Wir werden uns um Sie kümmern!“ Zum Abschluss ihrer Rede bedankte sich Sr. Beatrix beim ganzen Team des Hartmannspitals und gratulierte noch einmal von ganzem Herzen: „Im Namen von rund 6000 Ordenschristen in unserem Land gratuliere ich heute den Schwestern von der christlichen Liebe ganz herzlich zum Jubiläum, ich gratuliere den Schwestern zu ihren Mitarbeitern und den Mitarbeitern zu ihren Schwestern“, denn: „Wir alle wissen: das Gebet der Schwestern trägt uns – seit 150 Jahren!“
Franziskusverbund: Ein gemeinsamer Schritt in die Zukunft
Heute ist das Hartmannspital der größte Arbeitgeber Margaretens. Und nimmt mit 169 Betten und zahlreichen Ambulanzen eine wichtige Funktion in der Gesundheitsversorgung der Wiener Bevölkerung. Dennoch möchte man sich nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen. Um fit für die Zukunft zu bleiben, geht man jetzt einen innovativen Schritt: Generaloberin Sr. Hilda Daurer: „Unser Haus verbindet sich gemeinsam mit dem Krankenhaus St. Elisabeth im 3. Bezirk bis zum Jahr 2020 zum „Franziskusverbund“, zu einer Krankenanstalt an zwei Standorten. Franziskanische Wurzeln verbinden.“ Andreas Achrainer, Geschäftsführer des Hartmannspitals, ergänzt: „Mit dem Konzept Franziskusverbund reagieren wir auf die geänderten Bedürfnisse der Menschen und die aktuelle Wiener Spitalsreform und bauen derzeit im Hartmannspital bei laufendem Betrieb zwei neue Operationssäle und eine neue Pflegestation.“ Am Standort St. Elisabeth entsteht ein Kompetenzzentrum für den Menschen im Alter und die größte Palliativstation Österreichs. Im Hartmannspital werden die beiden jetzt bestehenden chirurgischen Abteilungen zusammengeführt Die beiden Kompetenzzentren würden durch ihre Spezialisierung eine ausgezeichnete Versorgung garantieren.
Generaloberin Sr. Hilda Daurer und Geschäftsfüher Andreas Achrainer sprachen mit Moderatorin Daniela Zeller über Vergangenheit und Zukunft des Hartmannspitals.
Auch weiterhin eine möglichst langfristige Planungssicherheit erforderlich
Generaloberin Sr. Hilda Daurer auf die Frage, was sie sich für die Zukunft wünsche: „Wiens Ordensspitäler brauchen auch weiterhin eine möglichst langfristige Planungssicherheit. Das System der langfristigen Planbarkeit hat sich in den vergangenen Jahren bewährt und muss auch in Zukunft beibehalten werden." Eine mittelfristige Planbarkeit herzustellen ist erstmals 2012 gelungen, als die Ordensspitäler mit der Stadt Wien eine Finanzierungsvereinbarung bis einschließlich 2016 abgeschlossen haben. Auch Geschäftsführer Andreas Achrainer betont: „Eine möglichst langfristige Finanzierungsvereinbarung muss es also auch für die Jahre nach 2016 unbedingt geben, zum Beispiel weil sich Bauvorhaben über diesen Zeitpunkt hinaus erstrecken und entsprechende Verträge mit Baufirmen bestehen."
Als Abschluss des Festaktes präsentierte das Hartmannspital eine Ausstellung mit dem Titel: „150 Jahre Hartmannspital - seit 1865 eine Oase der Heilung“, die offiziell am 31. Jänner im Kapitelsaal des Klosters der Franziskanerinnen von der christlichen Liebe in Margareten eröffnet wird.
Unter den vielen Gratulantinnen und Gratulanten war auch Dr. Sabine Oberhauser, Bundesministerin für Gesundheit, Familie und Jugend.
Ehrengäste der Veranstaltung waren unter anderem Abtpräses Christian Haidinger, Vorsitzender der Superiorenkonferenz der männlichen Orden Österreichs, Bundesministerin für Gesundheit, Familie und Jugend Dr. Sabine Oberhauser, Bezirksvorsteherin Mag.a Susanne Schaefer-Wiery und der Wiener Weihbischof Franz Scharl.
[rs]