Ordensleute feierten den Tag des geweihten Lebens
Sr. Beatrix Mayrhofer: Kirche muss lieb gewordene Pfarrgrenzen ändern
Den Beginn machte am 31. Jänner die Diözese Linz. Die Festrede hielt Sr. Beatrix Mayrhofer, Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden Österreichs. Sie nahm in ihrem Vortrag Bezug auf die veränderten Rahmenbedingungen, mit denen Ordensgemeinschaften heute konfrontiert seien. Deutlich spürbar sei etwa die schwindende Mitgliederzahl. "Wir müssen viele Dienste und Häuser verlassen und wissen nicht, ob wir in unserem Land eine Zukunft haben und wenn ja, welche", so Mayrhofer. Im Hintergrund stünden "verschiedene Zeitumstände, Strömungen in Gesellschaft und Kirche".
Untergangstimmung wolle sie aber keine verbreiten, betonte die Ordensfrau und verwies auf ein Schreiben der Religiosenkongregation, das die "Geweihten dazu anregt, sich mit den dringlichen Problemen dieser Zeit auseinanderzusetzen".
Die Oberösterreicherin Sr. Beatrix Mayrhofer hielt die Festrede am "Tag des geweihten Lebens" in der Diözese Linz. (C) Diözese Linz
Der "Prozess des Loslassens" sei aber nicht nur auf die Ordensgemeinschaften beschränkt. "Auch unsere katholische Kirche muss lieb gewordene Pfarrgrenzen ändern und Kirchengebäude verlassen. Da ist es geradezu ein Gebot der Stunde, an die Menschen zu denken, die ihre Heimat verlassen müssen, die vertrieben werden und wissen, dass sie ein ganzes Land verlassen, in dem Christen nicht nur seit Jahrzehnten sondern seit zwei Jahrtausenden gelebt haben".
Veränderungen zwischen Gesellschaft und Ordensgemeinschaften
Spürbar würden die Veränderungen auch im Verhältnis zwischen Gesellschaft und Ordensgemeinschaften. Die frühere Anerkennung sei manchmal noch auf dem Papier oder in Jubiläumsansprachen vorhanden, aber nicht mehr dann, "wenn wir auf ein Entgegenkommen angewiesen wären, auf eine gesetzliche Kann-Bestimmung, die eben ein Kann und kein Muss ist und daher nicht mehr gewährt wird". Die Orden kehrten ins Gedächtnis zurück, sobald es etwa Räume für Flüchtlinge brauche, "sonst sind wir im politischen und medialen Bewusstsein nicht mehr präsent, vielleicht sogar störend".
Abt Raimund Schreier: Ordensleute haben Vorbildcharakter
Den Tag des geweihten Lebens feierte 31. Jänner auch die Diözese Innsbruck mit einer gemeinsamen Vesper in der Stiftskirche Wilten, an der rund 250 Tiroler Ordensleute und Mitglieder von Säkularinstituten teilnahmen. Abt Raimund Schreier vom Prämonstratenserkloster Wilten, der gleichzeitig Vorsitzender der Superiorenkonferenz der Männerorden in der Diözese Innsbruck ist, machte in seiner Rede die anwesenden Ordensleute darauf aufmerksam, dass sie eine wichtige Rolle in der Gesellschaft spielten.
"Denn trotz allem ist und bleibt auch der Mensch von heute ein Suchender", der auf seiner Suche Maß an Ordensleuten nehmen könne, so Schreier. Mit ihrer "mystischen, gottverbundenen Lebensart" könnten Ordensleute als "Spezialisten Gottes" Hinweis auf einen Gott geben, der Glück, Heilung und Rettung bringe.
In der Diözese Innsbruck versammelten sich die TeilnehmerInnen am Tag des geweihten Lebens um die rote Ordenscouch. (c) Diözese Innsbruck
Rote Couch lädt zum Gespräch ein
Im Anschluss wurde ein Projekt der Ordensgemeinschaften zum JAHR DER ORDEN gestartet: Eine rote Couch, die nun in Tirol auf Tournee geht, wird zum Gespräch mit Vertretern der Ordensgemeinschaften einladen. Dieses Themenjahr sei ein guter Anlass, nicht mit lauten und schreienden Kampagnen, sondern eher leise auf die Präsenz von Ordensgemeinschaften aufmerksam zu machen, um auch junge Mädchen und Burschen einzuladen, sich auf ein geweihtes Leben einzulassen. Wir müssen uns nicht verstecken", betonte Abt Schreier.
Abt Petrus Pilsinger: Ordensleute lieben das Leben
Die Diözese St. Pölten feierte am 1. Februar. Anlässlich des Festtags kamen mehr als 80 Ordensleute im Stift Seitenstetten unter dem Motto "An-Ruf Gottes heute hören" zusammen. Seitenstettens Abt Petrus Pilsinger betonte bei der Vesper die positive Grundhaltung von Ordensleuten dem eigenen und dem Leben anderer gegenüber, die ansteckend sei und die Kirche wachsen lasse. "Ordensleute sind Menschen, die das Leben lieben - und das zeigen sie auch. Durchaus auch in Form von Humor, denn wer den Weg des geistlichen Lebens geht, braucht Begeisterung und Freude daran", so Pilsinger wörtlich.
Danke für Euer Wirken für die Mitmenschen, für die Kirche, für Gott. Gruppenfoto zum Tag des geweihten Lebens in der Diözese St. Pölten. (c) Diözese St. Pölten
Pilsinger forderte die anwesenden Ordensleute auf, sich bewusst Zeit zu nehmen "für das Gespräch mit Gott, Zeit für die Gemeinschaft, Zeit für gemeinsames Essen, Zeit für die Mitmenschen". Schließlich sollten Orden nicht an materiellem Luxus, sondern am "Luxus Zeit" erkennbar sein.
Bischof Alois Schwarz: Nicht in der Vergangenheit steckenbleiben
In der Diözese Gurk hatte Bischof Alois Schwarz Ordensfrauen und –männer am 1. Februar ins Bischofshaus eingeladen, und trotz Schneefall und rutschigen Straßen kamen 125 Schwestern und Brüder. „Die Gegenwart (altersgemäß) mit Leidenschaft leben“ war der Titel des Impulsreferates, das sich an ein Zitat von Papst Franziskus in seinem Schreiben an die Ordensleute vom 21.11.2014 anlehnte.
Prinzipiell sei durch die Taufe jedes Leben einer Christin und eines Christen geweiht; in der Profess werde diese Weihe bestärkt und vertieft. Bischof Schwarz ermutigte die Ordensleute, dankbar auf die Vergangenheit zu schauen, aber nicht darin stecken zu bleiben. Sie hätten nicht in erster Linie eine große Geschichte zu erzählen, sondern eine große Geschichte aufzubauen, um mit dem Schreiben „Vita consecrata“ zu sprechen. „Wir müssen uns fragen, ob Jesus wirklich unsere erste und einzige Liebe ist, wie wir es uns vorgenommen haben, als wir unsere Gelübde ablegten?“, so Bischof Schwarz.
In der Diözese Gurk kamen rund 125 Ordensfrauen und –männer ins Bischofshaus. (c) Diözese Gurk
In allem was Papst Franziskus schreibt, merkt man, dass er Ordensmann ist – er nimmt sich selber nie aus bei Anregungen oder Wünschen. Er erwartet u.a., dass die Orden die Welt „aufwecken“ und prophetisch leben; um der Gemeinschaft zu helfen, die „Kirche zu einem Haus der Gemeinschaft“ zu machen. Die Orden müssen hinausgehen zu den existenziellen Peripherien und auch auf einander zu gehen, das geistliche Leben miteinander teilen.
Generalvikar Rudolf Bischof: Orden sind wertvolle Perlen der Diözese
Im JAHR DER ORDEN wurde auf Initiative der Vereinigung der Frauenorden und der Superiorenkonferenz der männlichen Orden erstmals auch in der Diözese Feldkirch dieser Tag festlich begangen. In der Domkirche in Feldkirch versammelten sich am Nachmittag von „Maria Lichtmess“ viele Ordensleute aus dem Land und viele Freude der Klöster zu einer Festmesse. Mit einer Lichtfeier eröffnete Bischof Benno den Gottesdienst. Alle Teilnehmer trugen Kerzchen in den Händen, die neben dem Logo des JAHR DER ORDEN die Aufschrift trugen: „Gott gehören, Licht sein, Wärme spenden“ – ein Motto, das den tieferen Sinn des geweihten Lebens zum Ausdruck bringt. Die Feier wurde von verschiedenen Ordensleuten musikalisch mitgestaltet.
In der Predigt legte Generalvikar Rudolf Bischof ein Wort von Bischof Benno aus: „Unsere Orden sind Perlen, weil sie an vielen Brennpunkten des Landes im Stundengebet stellvertretend für viele das Leben Gott weihen, die Angst, Sorge, Freude vieler, die nicht mehr beten können, in Gott hineinhalten. So sind wir alle in einem Netzwerk des Gebetes geborgen.“ In der Buntheit der verschieden Orden und Berufungen seien die vielen verschiedenen Spiritualitäten für die Ordensleute aber auch für alle, die damit in Berührung kommen, echte Quellen. Am Ende des Gottesdienstes lud P. Georg Gantioler als Vorsitzender der Konferenz der Männerorden ein, in diesem Jahr der Orden besonders den „Engel des Herrn“ um neue Berufungen für die Ordensgemeinschaft zu beten. Dazu wurden Gebetsbildchen verteilt.
„Das Glückselixier – oder ein etwas anderes Leben“
Im Anschluss an den Gottesdienst gab es im Montforthaus eine Begegnungsmöglichkeit, zu der die Diözese alle Ordensleute und anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmer einlud. Bei Kaffee und Kuchen gab es einen frohen und bunten Gedankenaustausch. Den zweiten Höhepunkt des Tages bildete ein Theaterstück, das einige Schwestern der Zisterzienserinnen von Gwiggen anschließend präsentierten: „Das Glückselixier – oder ein etwas anderes Leben“: Zwei Krankenschwestern begegnen erstmals einer Ordensschwester, als diese als Patientin in ihre Station aufgenommen wird. Sie stellen erstaunt fest, dass diese erstens jung und zweitens „ganz normal“ ist, was ihre bisherige Sicht von Klosterschwestern korrigiert. Das heitere und tiefsinnige Stück aus der Feder von Mutter Hildegard wurde von den Schauspieltalenten der Zisterzienserschwestern von Gwiggen hervorragend und kreativ präsentiert.
Der „Tag des geweihten Lebens 2015“ war ein Zeichen für ein aktives Ordensleben im Land.
Am Tag des geweihten Lebens führten die Zisterzienserschwestern von Gwiggen ein Theaterstück aus der Feder von Mutter Hildegard auf. (c) privat
Erzbischof Franz Lackner: In Gott eintauchten und bei den Menschen auftauchten
Die Ordensgemeinschaften der Erzdiözese Salzburg begannen ihren Festtag mit einer Statio in der Stiftskirche St. Peter. Die anschließende Lichterprozession in den Salzburger Dom stand unter dem Motto "Gib das Licht weiter". Es symbolisierte die Aufforderung, das Evangelium in Wort und Tat weiterzugeben. Beispielgebend für die vielen Ordensleute, die gleichzeitig große Wissenschaftler, geistliche Begleiter und Sozialreformer gewesen seien, nannte Lackner Ignatius von Loyola: einen Menschen, der in "Gott eintauchte und bei den Menschen wieder auftauchte".
Die Lichterprozession in den Salzburger Dom symbolisierte die Aufforderung, das Evangelium in Wort und Tat weiterzugeben. (c) Erzdiözese Salzburg
Link zur Erzdiözese Salzburg
Siehe auch Artikel vom 2. Februar 2015: Gib das Licht weiter
Diözesanadministrator Heinrich Schnuderl: Ordensleute sind Leuchttürme für Gläubige
In der Diözese Graz-Seckau bezeichnete der neugewählte Diözesanadministrator Heinrich Schnuderl in seiner Predigt die Aufgabe von Ordensleuten, als "Leuchttürme und Orientierungszeichen für die Gläubige ihrer Zeit" zu wirken. Für die Kirche seien Ordensgemeinschaften mit "Frischzellen und innovativen Kräften" zu vergleichen, die eine geistliche Unruhe in die Kirche tragen und eine Offenheit für die Anforderungen unserer Zeit vorlebten. Konkret werde das im Hinausgehen an die Randgebiete, in der Offenheit für die Anforderungen der Zeit, so Schnuderl.
Administrator Heinrich Schnuderl, Regionalvorsitzende Sr. Sonja Dolesch und Regionalvorsitzender Abt Benedikt Plank feierten in der Diözese Graz-Seckau den Tag des geweihten Lebens. (c) Ordensgemeinschaften Österreich
Siehe auch Artikel vom 1. Februar 2015: Schnuderl: Ihr seid die Frischzellen für unsere Kirche
Papst Franziskus: Ordensleben light ist eine Karikatur
Papst Franziskus, als Jesuit selbst Ordensmann, feierte den „Tag des geweihten Lebens“ am 2. Februar im Petersdom. Er betonte vor mehreren Tausend Ordensleuten, dass das Ordensleben die völlige Selbsterniedrigung im Dienst der Menschen verlange. Ein "Ordensleben light" bleibe bloße Karikatur. "Für einen Ordensmann bedeutet das Vorwärtsgehen, sich zum Dienen zu bücken", so der Papst bei der Eucharistiefeier, und weiter: "Das ist ein Weg wie der Jesu, der 'nicht daran festhielt, wie Gott zu sein' (Phil 2,6)." Dieser Weg bedeute konkret: "Sich bücken, um ein Diener zu werden, um zu dienen."
Franziskus ging in seiner Predigt von der "Ikone der Mutter Maria" aus, "die mit dem Jesuskind im Arm nach Jerusalem geht". Die Arme der Mutter seien "wie die Treppe, über die der Sohn Gottes zu uns heruntersteigt", formulierte er. Das Evangelium, in dem sich Jesus vor den Menschen erniedrigt habe, sei der wichtigste Leitfaden für die Mitglieder katholischer Orden. Wer diesem Weg folgt, der finde die wahre Freude, so Papst Franziskus.
Aus der "unendlichen Kreativität" des Heiligen Geistes würden laut Franziskus die unterschiedlichen Regeln und Charismen der Gründer entstammen, "die alle aus der Nachfolge Christi kommen, aus diesem Weg des gebückten Dienens". Den Gehorsam von Ordensleuten, die konsequent diesem Weg folgten, verwandle Gott schließlich in Weisheit. Dieser Gehorsam gegenüber der Regel und der Kirche müsse jedoch "konkret" statt bloß "theoretisch" sein, forderte der Papst.
[rs]