Säkularinstitute: Wirken im Verborgenen und neue Aufbrüche
Herausfordernd sei der Alltag, denn es gelte, die Probleme des Lebens alleine zu bewältigen, berichtet Maria Hochleitner im "kathpress-Gespräch". Es kontrolliere auch niemand, wie das Gebetsleben gestaltet wird. Nur ein bis zwei Tage pro Monat treffen sich die Frauen von "Madonna della Strada" zum gemeinsamen Gebet oder zu Gottesdiensten, Bibellesungen, Vorträgen oder Weiterbildungen, letzteres oft mit Gruppen anderer Gemeinschaften. Jedes Mitglied hat zudem eine Person, mit der sie Lebensentscheidungen bespricht und gemeinsam mit ihr regelmäßig den Alltag reflektiert. Hochleitner ist in Österreich die einzige noch berufstätige der 36 Frauen ihres Instituts. Die übrigen, einst beschäftigt in Berufen von Kindergärtnerin, Lehrerin und Sozialarbeiterin bis hin zur Rechtsanwältin oder Schauspielerin, hätten nun neue Aufgabengebiete und leben „im Verborgenen, die Liebe Gottes“: Sie erteilen Flüchtlingskindern und auch Erwachsenen Nachhilfeunterricht, sind im Hochhausapostolat gegen die Vereinsamung von Bewohnern tätig oder betreiben in den Pfarren Sozialdienste, Bibelarbeit oder Exerzitienkurse", schildert die Generalleiterin. Auch die Mitarbeit im Obdachlosenwerk "Vinzidorf", in der Krankenbetreuung oder bei Spendensammlungen für bedürftige Menschen zählen zu den Bereichen, in dem sich die Pensionistinnen ehrenamtlich engagieren.
Das Leben mit den Menschen der Umgebung teilen
Säkularinstitute sehen als ihre besondere Aufgabe, das Leben mit Menschen der Umgebung zu teilen, ihnen Begleitung, Beistand, Trost und Heimat zu bieten. Man wolle "gemeinsam unterwegs sein", wobei das Religionsbekenntnis des anderen keine Rolle spiele. Im "Jahr des geweihten Lebens", das in den Medien verkürzt auch "JAHR DER ORDEN" heißt, hat die weltweite Gemeinschaft "Maria della Strada" zudem den Bischöfen Gebetsdienst für Priester angeboten. "Je Mitglied wird ein Priester durch Gebet und Opfer durch dieses Jahr begleitet. In Österreich, der Slowakei und in Jamaika haben sich auch andere Säkularinstitute angeschlossen, die dieses Apostolat mittragen", berichtet Hochleitner.
Beachtliche Aufbrüche in Asien und Europa
Dass es in der Gemeinschaft derzeit - zumindest in Österreich - keinen Nachwuchs gibt, hängt laut Hochleitner auch mit der über lange Zeit gelebten absoluten Diskretion zusammen: Schon kurz nach der Gründung am 18. Februar 1936 im oberösterreichischen Steyr - damals durch den Jesuiten Carl Dinkhauser und die erste Leiterin, Maria Elisabeth Strachotinsky - konnte die Gemeinschaft ihr Wirken nur im Untergrund fortsetzen, zumal ihr im Nationalsozialismus ein öffentliches Auftreten untersagt war. Das einst "Gemeinschaft unserer Lieben Frau vom Wege" genannte Institut wurde vom Papst 1953 anerkannt, orientiert sich an der Jesuiten-Ordensregel und hat seinen weltweiten Sitz weiterhin in Wien.
Außerhalb ihres Gründungslandes verzeichnet die Gemeinschaft dennoch beachtliche Aufbrüche - laut Hochleitner besonders in Indien, Taiwan, Korea oder auf den Philippinen sowie in Europa in der Slowakei, wo binnen weniger Jahren eine neue Gruppe entstand. Besonders profitiere das Institut dabei von den technischen Möglichkeiten. "Alle neuen Mitglieder kamen über das Internet zu uns", so die Generalleiterin. Zumal bei einem Eintritt das berufliche Umfeld nicht gewechselt wird, geschieht heute auch die Einführung aus Praktikabilitätsgründen gleich online. So wird es möglich, dass derzeit etwa erstmals aus Nigeria eine Frau die Einführungsphase absolviert.
[hw]