Musikarchive der Klöster als musikalisches Gedächtnis Europas
Etwa 15 Stifte verfügen über ein eigenes Musikarchiv. Die Werkkataloge beginnen zumeist im 18. Jahrhundert, da frühere Werke oftmals nicht aufbewahrt wurden, erklärte Deinhammer. Eine Ausnahme bildet hier das Stift Kremsmünster mit einer beträchtlichen Sammlung aus dem 18. Jahrhundert. Mit den Werken teilweise eher unbekannter Künstler geben die Musikarchive Auskunft über den musikalischen Kontext, in dem etwa Komponisten wie Mozart gelebt haben. Mozart besuchte zu Lebzeiten vier Mal das Stift Lambach und hat sich von der dortigen Musiksammlung inspirieren lassen, wovon bis heute eine Abschrift seiner Lambacher Symphonie zeugt, die der Haus- und Hofkopist der Familie Mozart, Josef Richard Estlinger, gefertigt hatte.
Die Lambacher Sammlung umfasst darüber hinaus auch frühe Abschriften der Werke von Michael Haydn, der Bach-Söhne, Beethoven und Franz Schubert. Für die Wissenschaft sind die Musikarchive der Klöster deshalb so etwas wie das "musikalische Gedächtnis Europas", wie Musikarchivar Deinhammer darlegte. Beispiel für die enge Zusammenarbeit zwischen den klösterlichen Musikarchiven und der Kunst ist das namhafte österreichische Barockorchester "Ars Antiqua Austria", das kommenden Sonntag im Linzer Brucknerhaus Werke u.a. aus den Musikarchiven oberösterreichischer Klöster aufführen wird. Auf dem Programm stehen Werke von J. Tischer aus dem Stift Lambach, G. Pasterwiz und W. Stark aus dem Stift Kremsmünster und F.J. Aumann aus den Stiften Lambach und Schlägl. Manche der Konzerte werden seit rund 200 Jahren das erste Mal wieder aufgeführt - "dank der Arbeit der Musikarchive der Klöster", betonte Deinhammer.
Fotos: Deck- und Partiturblatt der Sinfonia von J. Tischer aus dem Stift Lambach
[hw]