Salzburg hilft Rumänien
L.I.F.T. - Lernen. Integration. Förderung. Tagesstruktur
In der Kleinstadt Dumbraveni, nördlich der Kreisstadt Sibiu, leben 8.400 Menschen. 15 Prozent von ihnen gehören der Volksgruppe der Roma an. Dieser Anteil liegt deutlich höher als in anderen rumänischen Städten. Viele Kinder wachsen in sozial benachteiligten Familien auf - geprägt von hoher Arbeitslosigkeit und einem Mangel an Perspektiven. Sie haben kaum Zugang zu Bildung und damit später auch keine Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Das Projekt "L.I.F.T. - Lernen. Integration. Förderung. Tagesstruktur." legt daher in Dumbraveni den Fokus auf Kinder und Jugendliche von sieben bis 15 Jahren. 25 sollen in einem geplanten Tageszentrum Platz finden. Ziel des Projekts ist es, die Kinder in ihrer schulischen Laufbahn unterstützen und eine Basis für spätere Berufswege legen, Bildung und sinnvolle Beschäftigung ermöglichen. Dabei werden aber nicht nur Kinder aus Roma-Familien aufgenommen, sondern generell Kinder aus sozial benachteiligten Familien. Das soll dazu beitragen, schon früh Vorurteile abzubauen.
Armut hat Platz
Die Erzabtei St. Peter ist seit 2014 Mitglied der Plattform "Armut hat Platz", P. Prior Virgil Steindlmüller gehört dem Kernteam der Plattform an. Dieser Initiative geht es darum, ArmutsmigrantInnen einen Platz in unserer Gesellschaft zu verschaffen, für einen menschlichen Umgang und die Würde dieser oft Ausgegrenzten zu kämpfen. Die Idee zum Projekt L.I.F.T. ist aus dieser Plattform entstanden.
Das von Stadt und Land Salzburg unterstützte Projekt soll Modellcharakter haben und von anderen Gemeinden übernommen werden. Die Laufzeit wird mindestens acht Jahre betragen und wird sich auf die Erfahrungen eines bereits bestehenden Tageszentrums der "Stiftung öko-soziale Erziehung" in Rusciori nahe Sibiu stützen. Aber auch die Expertise aus bestehenden Projekten des internationalen Diakoniewerks werden einfließen. Dieses ist seit 2006 in Rumänien tätig und betreibt zwei Werkstätten für Menschen mit Behinderung sowie zwei Beratungsstellen und einen ambulanten Dienst. Dort sind rund 80 Prozent der Klienten aus der Volksgruppe der Roma. Heuer soll auch eine Tagesbetreuung in Sebes für sozial benachteiligte Schulkinder aufgebaut werden.
Lernen und Verstehen auf Augenhöhe
Das Projekt will vor allem ortsansässige Menschen einbinden, engagierte Menschen, vor allem auch Roma und Mitglieder der ungarischen Minderheit, welche die Initiative für ihre Volksgruppe ergreifen wollen und dafür Unterstützung brauchen.
Derzeit stehen drei Dinge im Vordergrund: Erstens müssen geeignete Räume für das Tageszentrum gefunden werden. Zweitens wird derzeit nach einem Sozialarbeiter oder einer Sozialarbeiterin gesucht. Drittens werden alle Möglichkeiten einer Mitfinanzierung aus EU-Mitteln geprüft.
Am 12. April wird Michael König, der Geschäftsführer des Diakoniewerks Salzburg, nach Dumbraveni reisen. Begleitet wird er von Pater Virgil aus der Erzabtei St. Peter. "Niemand soll das Gefühl haben, dass von außen ein Hilfsprojekt übergestülpt wird", betont König. Für P. Virgil geht es vor allem um einen Lokalaugenschein, darum, der konkreten Armut auf die Spur zu kommen, mit Betroffenen und lokalen Behörden zu sprechen und das Projekt zu verankern. Michael König: "Es soll auch für uns in Salzburg ein europäisches Lernprojekt werden: ein Lernen und Verstehen auf Augenhöhe von einem Stück europäischer Lebenswelt, das uns in Salzburg und auch in Westeuropa in den vergangenen Jahren mit vielen Fragen und Herausforderungen konfrontiert hat."
Foto: Plattform "Armut hat Platz"
[hw]