Romreise auf den Spuren einer Kirche der Armen
Trastevere. Philipp schwenkt begeistert eine Postkarte mit dem Konterfei von Papst Franziskus und sagt: "Schaut, was da hinten draufsteht. Dass Papst Franziskus diesen Namen deshalb gewählt hat, weil er wie der Heilige aus Assisi eine arme Kirche für die Armen will!" Wir sind unterwegs in Rom, um dieser Kirche der Armen nachzuspüren. Wir, das sind acht junge Erwachsene, die Mehrzahl Studierende, und ich, P. Franz Helm von den Steyler Missionaren, als ihr Begleiter. Großteils gehen wir zu Fuß und entdecken dabei Dinge, die uns als Bus- oder U-Bahn-Fahrer nicht auffallen würden: Wie Männer mit Migrationshintergrund als selbsternannte Parkwächter versuchen, etwas Geld zu verdienen. Oder wie kalt der Wind jetzt, im April, noch ist. Als wir an einem Abend der Gemeinschaft von San Egidio beim Bahnhof Termini helfen, Brötchen und warmen Kakao an Obdachlose auszuteilen, pfeift derselbe eisige Wind. Wir können in unsere Jugendherberge schlafen gehen, sie müssen auf der eisigen windigen Straße bleiben.
Die Letzten zuerst
Papst Franziskus sind wir auf dem Petersplatz bei der Audienz begegnet. Bei einer Katechese über die Familie spricht er von Jesus, der sagte: Lasst die Kinder zu mir kommen! Und er erinnert an die vielen Kinder, die in Not und Verzweiflung leben müssen. Und dass Jesus uns auffordert, die Sorge für diese Kinder in den Mittelpunkt zu stellen. Die Letzten zu den Ersten zu machen.
"Die Letzten zuerst" - dieses Motto hat sich die neue Generalleitung der Steyler Missionare gegeben. Wir können Generalsuperior Pater Heinz Kulüke treffen, der uns davon erzählt, wie seine Ordensgemeinschaft versucht, die Armen in den Mittelpunkt zu stellen. Er selbst hat sich früher, als er noch Philosophieprofessor auf der Insel Cebu auf den Philippinen war, für Müllmenschen und Sexarbeiterinnen eingesetzt. Pater Patrick Kofi Kodom, der in Wien vor einigen Jahren mit der Seelsorge bei Schubhäftlingen begonnen hat und derzeit Migrationsstudien in Rom absolviert, ist unser zweiter Gesprächspartner. Aber die Frage, die uns verfolgt ist: Wie können wir eine konkrete Option für die Armen treffen? Wie unseren Beitrag für diese Erneuerung der Kirche leisten?
Anfrage an unseren Lebensstil
Dieser Frage gehen wir in der Domitilla-Katakombe nach. Dort haben vor 50 Jahren 40 Bischöfe am Rand des 2. Vatikanischen Konzils einen "Pakt für eine arme und dienende Kirche" unterzeichnet. Wir gehen in die Stille und fragen uns: Was bedeutet das für mich persönlich? Und dann feiern wir in der Katakombe miteinander Eucharistie: Jesu Lebenshingabe, Tod und Auferstehung. Wir hören die Stelle aus dem Lukasevangelium, wo Jesus sagt: "Der Geist des Herrn ruht auf mir. Er hat mich gesandt, den Armen die Frohe Botschaft zu verkünden..." Und dann teilen wir einander mit, wozu uns die Selbstverpflichtung der Bischöfe herausfordert. Wir identifizieren uns stark mit der Vision der Bischöfe, es solle "eine neue Gesellschaftsordnung entstehen, die der Würde der Menschen- und Gotteskinder entspricht" und schätzen ihre klare Sicht dafür, dass das nur über die Veränderung von gesellschaftlichen Strukturen erreicht werden kann. Den Bischöfen ging es auch sehr stark um ihren Lebensstil. Wir werden durch sie herausgefordert, unseren eigenen Lebensstil im Umgang mit Ressourcen und den Produktionsbedingungen für die Waren, die wir konsumieren, zu überdenken. Als wir einander beim Vaterunser die Hände reichen, erinnern wir uns an einen eindrücklichen Moment am Vortag. Auch da gaben wir einander die Hände und verbanden uns beim Gebet des Herrn zusätzlich mit der Statuengruppe von Franz von Assisi und seinen Gefährten am Platz vor der Lateranbasilika. Die Motivation von Franziskus, die Armen in den Mittelpunkt zu stellen und so die Kirche vom Evangelium her zu erneuern, begleitet uns auf dem Weg zurück in unseren Alltag.
Text des Katakombenpaktes
Foto: Franz Helm
[hw]