Klug, kreativ und kritisch
„Vor mehr als dreißig Jahren, als wir unsere Konstitution verfasst haben, fragten wir uns, ob wir etwas zum Thema Massenmedien in den Lebensregeln hineinnehmen“, erzählte Sr. Beatrix Mayrhofer, Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden Österreichs, zu Beginn des Kamingesprächs. „Wir haben uns zu dem sensationellen Satz durchgerungen: Als Erzieher pflegen wir in uns und den anderen eine kritische Einstellung gegenüber den Massenmedien, die wir klug und schöpferisch gebrauchen.“ Oder anders ausgedrückt: „Wir setzen sie klug, kreativ und kritisch ein. Ich denke, das ist noch immer eine gute Leitlinie, auch wenn wir damals noch keine Ahnung hatten von Laptops und Smartphones, Twitter und Facebook.“ Ordensleute geloben die evangelischen Räte – mit oder trotz Kreditkarte, Laptop und Smartphone?
Gefahr einer "Zweiklassengesellschaft"
Die neuen Medien bringen sicherlich Erleichterungen mit sich; viele neue Möglichkeiten der Vernetzung hätten sich dadurch ergeben, was gerade für eine weltweit tätige Ordensgemeinschaft ein Vorteil wäre. Es bestünde aber auch die Gefahr einer „Zweiklassengesellschaft“. Viele Ordensleute würden in Gebieten arbeiten, wo es keine oder nur selten Computerverbindungen gäbe; viele Gemeinschaften würden auch freiwillig darauf verzichten. Dazu käme auch ein Generationengap. Die entscheidende Frage sei letztendlich: "Bringt mich das I-Phone etc. näher an meine Gemeinschaft oder entfernt es mich von ihr?", so Sr. Beatrix. Natürlich sei Ersteres das Ziel, und in diesem Sinne sei auch der kluge, kreative und kritische Einsatz gemeint. Patentlösung gäbe es allerdings keine; jede Gemeinschaft müsse ihren eigenen Weg finden.
Sr. Beatrix Mayrhofer und Abt Johannes Perkmann eröffnete am 27. Mai 2015 mit einem Kamingespräch die Wirtschaftstagung der Ordensgemeinschaften Österreich. Moderation: Sr. Cordis Feuerstein
(c) Ordensgemeinschaften Österreich
Gottsuche erfordere Einsamkeit und Stille
Auch für Abt Johannes Perkmann von der Benediktinerabtei Michaelbeuern stellt sich nicht die Frage nach dem "Ob" sondern nur nach dem "Wie". Zwar habe der heilige Benedikt in seinen Regeln noch nichts über Handys und Laptops greschrieben, aber Abt Johannes deutet das Kapitel über das Weintrinken um: Das solle nicht über das Übermaß hinaus geschehen. Die Gottsuche sei etwas langsames und erfordere Einsamkeit und Stille. Deshalb müsse man sich Zeit nehmen und Räume suchen, wo man nach Gott suchen kann.
Hausverstand und Eigenverantwortung
Was Kreditkarte, Smartphone und Laptop betreffe, so ist einerseits Hausverstand gefragt, und andererseits ein hohes Maß an Eigenverantwortung. Er selbst handle nach dem Motto: "Ich surfe nur dorthin, wo ich auch in meinem Habit hingehen würde." Sinn sei nicht, die neuen Medien auszuschließen, sondern sich ihrer Grenzen bewusst zu machen.
[rs]