Weihnachten - das ist der Hauptbahnhof der Liebe
„Ein Wort des Jahres 2015 könnte für die Stadt Wien ‚Bahnhof‘ heißen“, beginnt Sr. Beatrix Mayrhofer, Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden Österreichs, ihren nachdenklichen Weihnachtsgruß. „Im Sommer ist der Westbahnhof zu einem Inbegriff des Ankommens geworden, zu einer Station der Hoffnung auf der Flucht vor Verfolgung, Folter und Krieg“, so die Ordensfrau.
Gleichzeitig habe sich der Westbahnhof in einen Ort des Staunens verwandelt. „Menschen helfen Menschen, fraglos, rund um die Uhr. Seit dem Fahrplanwechsel fahren auf dem Wiener Hauptbahnhof die Fernzüge ein. Vorher hat dort monatelang der ‚Train of Hope‘ Station gemacht, die Organisation von vielen Freiwilligen, die den Schutzsuchenden Hilfe anbieten und ihnen die Menschenwürde zurückgeben möchten“, formulierte es Präsidentin Mayrhofer in ihrer Weihnachtsbotschaft hoffnungsfroh.
In Bethlehem hätte es damals keinen Bahnhof gegeben. „Ein Zug kam aber trotzdem an, ein langer Zug von Menschen, die unterwegs waren, um sich registrieren zu lassen. Manche von ihnen waren willkommen. Für ein junges Paar, für eine schwangere Frau, war kein Platz. Den ‚Train of Hope‘ bildeten dann die armen Leute, die Hirten. ‚Sie eilten hin‘, heißt es beim Evangelisten Lukas. Und sie haben sicher nicht nur geschaut. Sie haben geholfen, so, wie arme Leute helfen: sie bringen und teilen. Das Kind, über das sie staunen, wird später viele zum Staunen bringen. Dieser Jesus, diese menschgewordene göttliche Liebe, wird einen ganz neuen „Train of Hope“ in Bewegung setzen und die letzte Aussichtslosigkeit unseres Daseins besiegen“, zeigt sich Mayrhofer zuversichtlich, und sagt wörtlich: „Weihnachten – das ist der Hauptbahnhof der Liebe, eine Station des Staunens und des Teilens. ‚Hoffnung‘ ist zu einem Hauptwort geworden.“
Ihre Weihnachtsbotschaft schließt mit dem Vers 2,20 aus dem Lukasevangelium „Die Hirten rühmten Gott und priesen ihn für das, was sie gehört und gesehen hatten“ und mit persönlichen Dankesworten: „Ich sage von Herzen: Danke, und gesegnete Weihnachten!“
Flüchtlingsfamilie vor 2000 Jahren: Maria und Josef mit ihrem Kind auf der Flucht nach Ägypten. Die mittelalterliche Stadt Wien dient dabei als Hintergrund. (c) Schottenstift
Abtpräses Christian Haidinger: Gottes Heilsplan ist unwiderruflich
Auch Abtpräses Christian Haidinger, Erster Vorsitzender der Superiorenkonferenz der männlichen Orden Österreichs, besinnt sich in seinen Weihnachtsgrüßen auf die Flüchtlingsströme, die „seit Wochen und Monaten allgegenwärtig“ sind. „Die immense Hilfsbereitschaft durch Caritas, Diakonie, Rotes Kreuz und anderen Hilfsorganisationen, aber ebenso auch aus der Zivilgesellschaft ist dankens- und bewundernswert“, betont der Abt em. des Benediktinerstiftes Altenburg.
Gleichzeitig weiß er sehr genau: „Aber es belastet uns auch die zunehmende Ratlosigkeit: wie geht es weiter? Wohin führen diese nicht enden wollenden Flüchtlingsströme? Wie verändern diese Fakten unser Europa in den nächsten Jahren und Jahrzehnten? Es sind viele Fragen, die uns in diesen Wochen vor Weihnachten beschäftigen und bewegen.“
In Gedanken an diese Problematik dränge sich vor seinem geistigen Auge „das Bild einer Flüchtlingsfamilie vor 2000 Jahren auf: Maria und Josef mit ihrem Kind auf der Flucht nach Ägypten, - um dem Kindermord zu entgehen! Der angekündigte und erhoffte Retter auf der Flucht!“ Haidingers Weihnachtswunsch: „Möge uns allen die Weihnachtsbotschaft unsere Hoffnung stärken, dass Gottes Heilsplan für uns Menschen und für die Welt unwiderruflich ist!“
Auch der Ordensmann schließt mit sehr persönlichen Worten: „Zum Weihnachtsfest und für das neue Jahr wünsche und erbitte ich allen Segen und Freude in Fülle!“
[rs]