Ferdinand Rohrhirsch: Führung ist Einsatz der eigenen Person
"Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eines Unternehmens müssen nicht als Kostenfaktor, sondern als Vermögensbestand gesehen werden", lautete das Eingangsstatement von Ferdinand Rohrhirsch. Untersuchungen des Gallup-Institutes über 25 Jahre hinweg bewiesen, dass Unternehmen mit motivierten und solidarisch verbundenen MitarbeiterInnen tatsächlich mehr Gewinn machten. In diesem Sinne könnte man formulieren: Aufgabe des Managements sei, das "Humankapital" in optimaler Weise in die Wertschöpfungskette einzubinden.
Die/der direkte Vorgesetzte ist der Schlüssel
Doch was ist das Ausschlaggendende für eine/n zufriedene/n MitarbeiterIn? Die Gallup-Untersuchung zeigt Schwarz auf Weiß: Nicht Gehalt, Zusatzleistung oder Vergünstigungen sind die entscheidenden Faktoren, sondern es ist die/der unmittelbare Vorgesetzte. Die vorgesetzte Person hat die größte Auswirkung auf die Bindung oder Fluktuation von MitarbeiterInnen. Für Ferdinand Rohrhirsch bedeutet das: "MitarbeiterInnen kündigen nicht dem Unternehmen, sondern den unmittelbaren Vorgesetzten."
Stellt sich die Frage: Was macht aus einer/m ChefIn eine/n guten ChefIn? Die populäre Managementliteratur hat darauf eine Vielzahl von Antworten: Er soll eine Mischung aus Gärtner, Dompteur, Fluglotse, und, wenn möglich, noch eine Mutation von Mutter Theresa und Lara Croft bzw. Martin Winterkorn und Wendelin Wiedeking sein. Wie diese Führungskraft sich diese Eigenschaften aneignen soll, darüber gehen allerdings die Meinungen auseinander. "Dafür gibt es eine Unzahl von Konzepten und Techniken, die meist auf den 'neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen aus den USA' aufbauen", formuliert es Rohrhirsch mit einer gehörigen Portion Ironie.
Führungswissen ist gewonnenes Wissen
Doch viele beginnen sich zu fragen: Wenn ich als Mittel zur betrieblichen Zielerreichung eingesetzt werde, warum soll ich dann nicht den Betrieb als Mittel meiner persönlichen Karrierevorstellung nutzen? "Vom Nutzen zum Ausnutzen ist dann nur mehr einm kleiner Sprung", so Rohrhirsch. Führungsaufgabe ist dann nur mehr Teil des eigenen Karriereplans. Doch eines wird übersehen: "Noch nie ist einer durch sein Werkzeug zum Meister geworden, wohl aber kann ein Meister mit Werkzeug umgehen", sagt Rohrhirsch und fragt weiters: "Was gehört zum Meistersein? Erfahrung!" Doch Erfahrung braucht Zeit. Sie lässt sich nicht lehren. Deshalb ist Führungswissen ein wesentliches, durch Erfahrung gewonnenes Wissen. Und damit untrennbar an an die Person gebunden.
Führung und Bildung gehören zusammen
Führung beruht auf Bildung - womit nicht Schulabschlüsse gemeint sind. Sondern der Prozess der Annahme seiner selbst. Dazu gehört auch Selbsterkenntnis. Nur wer sich selbst kennt, vermag andere zutreffend in ihrer Fähigkeit einzuschätzen und sie dementsprechend zu fördern. Die Anerkennung durch eine andere Person lässt sich nicht erzwingen. Rohrhirsch: "Der Andere muss es spüren, dass Sie es 'gut' mit ihm meinen. Er muss als Person geachtet werden. Das lässt sich nicht durch Psychotricks machen." Und weiter: "Führung ist der Einsatz der eigenen Person. Führung benötigt ein großes Maß an Geduld und die Bereitschaft zu Erfahrungen, die nicht immer schön sind. Meisterschaft braucht Zeit."
[rs]