Präsidentin Mayrhofer: Wir dürfen keine Zäune zwischen Menschen ziehen
Viele würden sich in Österreich um eine gute, vernünftige Lösung in der derzeitigen Flüchtlingssituation bemühen, zeigte sich Sr. Beatrix Mayrhofer, Präsidentin der Vereinigung der 105 Frauenorden Österreichs, im ZIB24-Gespräch überzeugt. „Aber es gibt natürlich politisch engagierte Menschen in unserem Land, die leider versuchen, diese Situation für ihre eigenen Interessen und für ihren eigenen Erfolg auszunützen.“ Gegen die müsse man jetzt aufstehen und Widerstand leisten – das sei der Grund für die Veröffentlichung der gestrigen Stellungnahme. „Es geht um ein dringendes Wachrütteln in einer sehr brisanten Situation in unserem Land“, Präsidentin Mayrhofer.
Eine Politik, die Zäune er- und Obergrenzen einrichtet, lehnte die Ordensfrau definitiv ab. „Zäune errichten ist etwas, was gar nicht geht. Wir sind Menschen füreinander, und wir gehen über Grenzen zu den anderen hin.“ Die eigentliche Frage sei: „Wer ist der Verursacher dieser Situation? Wo sind denn die Gewinner, wenn andere leiden? Ich habe heute eine Schlagzeile gesehen: Wenn der Krieg so weitergeht, wird er 1,18 Billionen Dollar kosten. Wer gewinnt denn daran?“ Mayrhofer hat darauf eine klare Antwort: „Wir müssen hier an große überregionale Interessen denken, und wir müssen an die Waffenlobby denken.“
Präsidentin Sr. Beatrix Mayrhofer, Vereinigung der Frauenorden Österreichs: „Es geht um ein dringendes Wachrütteln in einer sehr brisanten Situation in unserem Land.“ (c) Ordensgemeinschaften Österreich
Auch auf Roman Rafreiders Frage, ob Mayrhofer „alle Flüchtlinge aus Nächstenliebe reinlassen“ würde, fand die Frauenorden-Präsidentin deutliche Worte: „Mein Herz würde sich um jeden einzelnen unbedingt kümmern, besonders um die Kinder. Natürlich brauchen wir Herz und Verstand.“ Eine Lösung könne nur in einem gemeinsamen Miteinander bestehen, nicht in einem sich gegenseitigen Ausspielen. Mayrhofers Credo: „Aber letztendlich geht es um die Botschaft Jesu, dass jede und jeder unser Nächster ist. Darum dürfen wir keinen Grenzzaun ziehen. Als Christin, als Christ sind mir alle Menschen nahe, und ich bin für sie alle mitverantwortlich.“
[rs]