Erzbischof Roque Paloschi: Brasiliens indigene Völker sind verzweifelt
„In Brasilien befinden wir uns angesichts des Leidens unserer ersten Bewohner in einer verzweifelten Situation“, mit diesen dramatischen Worten schildert Erzbischof Roque Paloschi in seinem Bericht an Papst Franziskus die niederschmetternde Lage der indigenen Völker in Brasilien.
Die Ursache sei die massive Zerstörung der Umwelt, die durch Infrastrukturprojekte der Regierung verursacht werden. Brasilien braucht immer mehr Energie; die sollen Mega-Wasserkraftwerke liefern, wofür bedenkenlos Flüsse aufgestaut und riesige Gebiete, teilweise in der Größe des Bodensees, geflutet werden. Auch die Agrarindustrie dringt rücksichtslos in die Reservate der Indianer ein, um noch größere Soja- und Maisfelder anlegen zu können. Was an Land und Wald noch übrigbleibt, schnappen sich Bergbaufirmen, um sich rücksichtslos auf die Suche nach Rohstoffen durch die Erde graben. Auf der Strecke bleiben Natur, Klima und der Mensch. „Das alles hat desaströse Folgen für die indigenen Völker“, schreibt Erzbischof Paloschi an Papst Franziskus.
„Experten sprechen von einem Genozid“
Die mächtige Industrielobby macht nicht nur gehörig Druck auf die Regierung, sondern setzt ihre Vorhaben auch mit Gewalt durch. „Die UNO hat insbesondere ihre Stimme gegen die Gewalt erhoben, die sich gegen die Guarani Kaiowá im Mato Grosso do Sul richtet. Den Guarani Kaiowá wird das Recht auf ihr Land verweigert und sie haben wiederholt massive Gewalt von Seiten paramilitärischer Gruppen erleiden müssen. Hinzu kommt die fortwährende Vernachlässigung durch den Staat“, berichtet der CIMI-Präsident, und weiter: „Experten sprechen von einem Genozid am Volk der Guarani Kaiowá.“
Der Bericht des Indianermissionsrats CIMI informiere aber nicht nur über die Missstände, sondern solle auch zeigen, dass es „eine große Anzahl von Missionarinnen und Missionaren gibt, die gleichsam als Blutzeugen mit den indigenen Völkern leben, in der Verteidigung des Lebens und der Schöpfung.“ Sie alle zählen auf das Gebet und den Segen des Papstes. „Wir sind zutiefst dankbar für Ihre Zärtlichkeit für und Nähe zu den Ureinwohnern der Welt. Das spüren wir in Ihrer Enzyklika Laudato Si, bei den Begegnungen in Bolivien, Mexiko und bei verschiedenen Ansprachen“, so Erzbischof Paloschi, dessen Bericht in Hinblick auf den voraussichtlichen Brasilien-Besuch des Papstes zum 300. Jahrestag der Erscheinung Mariens in Aparecida doch mit hoffnungsvollen Worten endet: „Die indigenen Völker träumen schon davon und warten auf Ihren Besuch als Zeichen Ihrer väterlichen Liebe zu den ersten Bewohnern unseres amerindischen Bodens.“
Roque Paloschi: Halskette aus Indianerhand als Dornenkrone
„Sein Palium wird eine Halskette aus Indianerhand sein, die sich auch immer wieder als Dornenkrone entpuppen wird“ – mit diesen eindringlichen Worten bringt Paulo Suess, langjähriger theologischer Mitarbeiter des CIMI, das Wesen seines Freunds Roque Paloschi auf den Punkt.
1956 in Lajeado, Rio Grande do Sul, Brasilien, in eine kinderreiche Familie von Kleinbauern geboren, wurde Paloschi nach Abschluss seiner Studien der Philosophie und Theologie 1986 in Bagé zum Diözesanpriester geweiht. 1997 bis 1999 war er im Rahmen des Projektes „Solidarische Kirchen“ der Brasilianischen Bischofskonferenz als Missionar in Mosambik tätig. Im Mai 2005 wurde er zum Bischof der Diözese Roraima im brasilianischen Amazonasgebiet ernannt. In der Bischofskonferenz arbeitet er zu Fragen der Zukunft der Landwirtschaft, sowie von Caritas, Gerechtigkeit und Friede. Von 2010 bis 2015 war er Präsident der Region Nord 1 der Brasilianischen Bischofskonferenz im Amazonastiefland. Im September 2015 wurde er als Nachfolger von Bischof Erwin Kräutler zum Präsidenten des Indianer-Missionsrates CIMI gewählt. Seit Oktober 2015 ist er der Erzbischof von Porto Velho im Bundesstaat Rondônia.
Zu Gast auf der Fachtagung Weltkirche
Am 22. und 23. Juli 2016 ist Erzbischof Roque Paloschi zu Gast auf der Fachtagung Weltkiche im oberösterreichischen Lambach. Ganz besonders auf den Gastreferenten freut sich Männerorden-Generalsekretär und Fachtagungs-Mitveranstalter P. Franz Helm, den mit Paloschi aufgrund seiner langjährigen Tätigkeit als Missionar in Brasilien eine besondere Freundschaft verbindet und der vor allem für MedienvertreterInnen viele ergänzende Einblicke beisteuern wird.
CIMI-Präsident Paloschi wird sich dem Thema „Lebensraum retten. Vom kirchlichen Engagement gegen die Zerstörung des Amazonasgebietes“ widmen.
Weitere Referenten sind Magdalena Holztrattner von der Katholischen Sozialakademie Österreichs (ksoe) und Pater Ferdinand Muhiqirwa Rusembuka SJ aus der Demokratischen Republik Kongo.
Fachtagung Weltkirche
„Schöpfung in Gefahr. Aufstehen gegen Raubbau und Gier“
22. und 23. Juli 2016 – ABZ Lambach, OÖ
An der Traun 1, 4650 Lambach
www.fachtagung-weltkirche.at
Anmeldungen bis Freitag, 1. Juni 2016
Veranstaltet wird die Tagung vom Missionsreferat der Ordensgemeinschaften Österreich, von der KOO und der MIVA in Zusammenarbeit mit Hilfswerken und einzelnen Ordensgemeinschaften.
VerteterInnen der Medien sind herzlich willkommen.
[rs]