Ordensverantwortliche sehen in Papstaussagen über Orden wertvolle Anregungen
Anlässlich des „Tag des Geweihten Lebens“ hat Papst Franziskus am 2. Feber 2017 in Rom gegenüber Ordensleuten recht klare Worte gefunden. Ordensleute dürften den heutigen Herausforderungen nicht ausweichen, indem sie nur auf „die ruhmreichen - aber vergangenen - Taten“ zurückblickten. Orden, die sich ausschließlich auf das eigene Überleben konzentrierten, würden „reaktionär und ängstlich“. Eine solche Haltung führe dazu, „dass wir uns langsam und lautlos in unseren Häusern und unseren Voreingenommenheiten verbarrikadieren“. Der Papst forderte die Orden zu einer Rückbesinnung auf die „prophetische Kreativität“ ihrer Gründerinnen und Gründer auf. Es dürfe nicht zuerst darum gehen, Räume, Gebäude oder Strukturen zu bewahren. Entscheidend sei, das „neue Prozesse“ ermöglicht werden. Ausdrücklich nannte der Papst bei dem Gottesdienst mit mehreren Tausend Ordensleuten den multikulturellen Wandel, der auch die Orden betreffe. Die Zahl der 2.300 Ordensmänner und Ordensfrauen, die jedes Jahr ihren Kongregationen verlassen, sei eine traurige Realität und ein „Ausbluten des Geweihten Lebens“.
Prophetische Mahnung und Ermutigung
Präsidentin Sr. Beatrix Mayrhofer sieht in den besorgten Äußerungen von Papst Franziskus Mahnung und Ermutigung: „Danke dem Papst für die klaren Worte, die selbst eine prophetische Mahnung, aber auch eine Ermutigung sind. Er erinnert an das Wesen der Berufung.“ Die Präsidentin der Vereinigung von Frauenorden in Österreich Mayrhofer zieht die Verbindungen nach Österreich: „Vieles trifft ebenso für uns in Österreich zu, aber wir erleben auch, dass die Frische des Evangeliums keine Altersgrenze kennt. Auch wenn wir weniger werden, so sind wir durch unseren Dienst, unser Wort und unser Zeugnis präsent in Gesellschaft und Kirche. Gemeinsam sorgen wir uns um Gemeinschaften, die aus Altersgründen in Schwierigkeiten geraten, gemeinsam unterstützen wir neue Initiativen. Wirklich realistisch ist unser Blick immer dann, wenn wir nüchtern auf unser Situation schauen und gleichzeitig mit der verlässlichen Führung Gottes rechnen.“
An der Realität nicht vorbeischauen
Vorsitzender und Abtpräses Christian Haidinger nimmt die Aussagen des Papstes als positive Herausforderung: „Das ist die Realität, an der wir nicht mehr vorbeischauen können und auch nicht vorbeischauen wollen. Ich meine schon, dass wir - die Ordensgemeinschaften in Österreich - dabei sind, die Zeichen der Zeit nicht nur zu sehen, sondern auch zu deuten und danach zu handeln.“ Der Vorsitzende der Superiorenkonferenz der Männerorden Haidinger nimmt den Ball der prophetische Kreativität der Gründerinnen und Günder, die der Papst genannt hat, auf und verweist auf verschiedene Aktivitäten in Österreich: „Dankbar denke ich an die Entwicklungen der VOSÖ (Vereinigung von Ordensschulen), an das gemeinsame Suchen der Ordensspitäler nach einer guten Zukunft „im Geist, in der Spiritualität der einzelnen Orden und Ordenscharismen“ oder an die Bereitschaft, Werke aufzugeben, weil das heute nicht mehr die direkte Aufgabe von Ordensleuten ist. Gerade auch der Aufbau des Institutes der Orden zeigt ein neues Denken im Bereich der Vernetzung und Unterstützung untereinander.“ Und Haidinger sieht auch in den Austritten wie der Papst eine ganz besondere Situation, wenn er meint: „Die steigende Zahl der Austritte ist tatsächlich beunruhigend und eine große Herausforderung. Wir haben aber keine Rezepte. Wichtig scheint mir, bei der Auswahl zum Eintritt in eine Gemeinschaft mehr Sorgfalt zu üben und für die ersten Jahre viel mehr „fordernde und fördernde“ Begleitung zu entwickeln.“ Haidinger erinnert daran, dass die Zahlen von Ordensleuten entlang des langen Lineals der Geschichte „nicht als Niedergang, sondern als Rückkehr zur Normalität vor 1850 gesehen werden darf“. Es geht darum, „dankbar in die Vergangenheit schauen, die Gegenwart mit Leidenschaft leben und die Zukunft voll Hoffnung ergreifen“.
Statistik Ordenszahlen in Österreich
Pressefotos Mayrhofer und Haidinger
[fk]