FILM: Gold der Kirche- Reichtum oder Last?
„Im Mittelalter war man der Meinung: Das ist aber sehr geizig, wenn ein Orden nicht das Beste, das er besitzt, in seine Kirche gibt zur höheren Ehre Gottes!“, betont Kulturreferats-Leiterin Helga Penz. So beginnt der neueste Film der Ordensgemeinschaften Österreich, der sich kontrovers mit dem goldenen Reichtum der Klöster auseinandersetzt. Hinterfragt werden beispielsweise Spenden für Kirchen und Klöster, die Solidarität zwischen den Orden und die Sinnhaftigkeit von Gold und Prunk an sich.
(c) magdalena schauer
Gedreht wurde am vergangenen Wochenende bei der Jahrestagung Kirchenpädagogik, veranstaltet vom Referat für die Kulturgüter der Ordensgemeinschaften Österreich in Stift Melk. Österreichs Kirchenführer setzten sich vor Ort zwei Tage lang mit dem Thema „Was ist würdig? Reichtum und Gold der Kirche als Anfrage" auseinander.
Goldschmuck als Abglanz des Himmlischen
„Speziell in der Barockzeit fand Gold in Kirchen großzügig Anwendung, da es als Abglanz des Himmlischen galt, als Ausdruck von Lebensfreude und Sinnlichkeit und als Merkmal eines besonders schönen und erheblichen Festraumes", erklärt Historikerin Helga Penz, umgeben vom Goldglanz in der Sommersakristei Melk.
Kein Massivgold, nur Vergoldungen
Auch wenn viele glaubten, dass es sich um Massivgold handelt, seien in Kirchen ausnahmslos Vergoldungen zu sehen, was viele freilich nicht wüssten. „Goldene“ Statuen seien also aus Holz oder Gips, überzogen mit einer Haut von einem siebentausendstel Millimeter Gold. „Der künstlerische Wert übersteigt den Materialwert um ein Vielfaches. Mit einem Barren Gold könnte man also eine ganze Barockkirche vergolden", so die Historikerin. Sr. Anneliese Herzig von der Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar Österreich weist außerdem darauf hin, dass man das Gold heute weder herunterkratzen noch einschmelzen könne und dass der finanzielle Aufwand für die Pflege und Restaurationsarbeiten oft enorm sei. So sei der dargestellte Reichtum oftmals eher „Bürde“ im ökonomischen Sinn.
Ordensleute sind Treuhänder, nicht Eigentümer
Was man auch nicht vergessen dürfe, so Penz, sei, dass sich die Ordensleute als Treuhänder und nicht als Eigentümer der Vermögenswerte ihrer Klöster ansehen: „Der Mönch profitiert ja nicht persönlich vom Grundbesitz seines Klosters, er hat ein Armutsgelübde abgelegt. Die Wirtschaft selbst muss davon profitieren und die Erhaltung des kulturellen Erbes, die Erhaltung einer Schule, einer Sozialeinrichtung etc. finanzieren.“
(c) mschauer
Kirchenräume als Kontrasträume
Sr. Pucher erklärt die unterschiedlichen Gestaltungsstile von Kirchen durch die Jahrhunderte: „Kirchenräume sind immer Orte des Kontrastes, Orte, wo wir etwas erfahren können, das wir im sonstigen Leben nicht haben. Wenn in der Barockzeit die meisten Menschen sehr einfach gelebt haben, kaum farbige Gewänder getragen und in dunklen Hütten gelebt haben und nur wenige Adelige in reichen Palästen wohnen konnten, dann war es ein großartiges Erlebnis, eine reich geschmückte Kirche zu betreten. Menschen wollen zu allen Zeiten etwas erleben, etwas Neues sehen, ja, Spaß haben, würden wir es heute nennen.“
Unterstützen reiche Ordensgemeinschaften die ärmeren?
Es gibt Solidaritätsfonds zwischen den Ordensgemeinschaften berichtet Helga Penz: „Reichere Gemeinschaften unterstützen ärmere Gemeinschaften. Oft im Hinblick auf ihr kulturelles Erbe, da fließt Geld hinein, aus dem kein Geld wieder herauskommt. Diese Solidarität gibt es schon.“
Wenn Kirchen und Klöster Vermögen besitzen, warum gibt es dann noch Spendenaufrufe?
Spendenaufrufe sind meistens sehr projektbezogen, sie bitten um Geld für einen ganz bestimmten Zweck, ruft Penz in Erinnerung. „Erhaltet den Stephansdom“ sei beispielsweise ein konkreter Zweck, warum man spenden solle, weil dies aus dem Dombesitz alleine einfach nicht zu machen sei. Auch für Sozialprojekte würde um Mithilfe gebeten, um diese Projekte mitzufinanzieren. Manche Klöster hätten eben mehr Eigenkraft und können viele Projekte finanzieren wie beispielsweise Stift Klosterneuburg. Im Gegensatz dazu gäbe es viele, die eigentlich keine großen Besitzungen haben, wie viele Frauenkongregationen des 19. Jahrhunderts, „die sehr sozial aktiv sind und da einfach auch um Unterstützung bitten, damit manches leistbar wird, das aus dem Besitz dieser kleinen Frauenorden selber nicht finanzierbar wäre“.
[mschauer]