„Nicht Aufrechterhaltung von status quo sondern lebendige Weitergabe von Glauben und Mönchsleben“
Im kleinen Kreis mit rund 30 Anwesenden fand die berührende Übergabefeier des Stiftes statt. Anwesend waren neben Abtpräses Jeremias Schröder und den Patres von Stift Fiecht Christoph Swarovski mit seiner Gattin, als Vertreter der Ordensgemeinschaften Abt em. Christian Haidinger, Bischof Hermann Glettler, Landeshauptmann Günther Platter und die Bürgermeister der Umgebung.
Nach einer Begrüßung durch Prior Raphael betete man den Psalm 122 bevor die Worte der Anwesenden folgten.
Schwierige Situation beherzt in die Hand nehmen
Der folgenreiche Beschluss des Konvents zur Übergabe des Stiftskomplexes an einen neuen Eigentümer fiel am 30. Mai 2016. Abtpräses Jeremias Schröder lobt die Entschlussfreude der Gemeinschaft: „Die Mönche von Fiecht waren bereit, in einer schwierigen Situation die Zukunft beherzt in die Hand zu nehmen. Das ist nicht überall so. Das macht mich stolz auf den Fiechter Konvent, aber es ist vor allem auch Grund für Dankbarkeit.“
v.l. Abtpräses Jeremias Schröder, Prior P. Raphael (Stift Fiecht), Christoph Swarovski mit Gattin Tanja, Bischof Hermann Glettler und LH Günther Platter. (c) Falch
Übergabe in neue Verantwortung
Diözesen und Land sahen keine Möglichkeit, den bedeutenden Baukomplex in eigener Regie einer neuen Nutzung zuzuführen weshalb das Kloster nun in die Verantwortung von Christoph Swarovski übergeht: „Mit Gottes Hilfe wollen wir beginnen, es wird ein gutes Werk werden“, ist sich der neue Eigentümer sicher: „Es ist ein ganz besonderer Tag für mich, an dem ein Kloster, das im Tal gegründet wurde, nach 310 Jahren heute in meine Verantwortung übergeben wird. Ich werde mich bemühen, und dazu haben wir uns auch in Verhandlungen verpflichtet, dass aus dem Kloster ein geistlich wissenschaftliches Zentrum entsteht. Es soll ein Leuchtturmprojekt entstehen, das als innovatives Zentrum im Zusammenhang mit betrieblichen Herausforderungen der Industrie und der Wirtschaft rund um Themen wie Digitalisierung wichtige Impulse für den Standort Tirol setzt und ein besonderes Augenmerk auf die Förderung von Talenten hier auszubildender Tirolerinnen und Tiroler legt.“
Neues "Benediktinerkloster St. Georgenberg"
Die Mönchsgemeinschaft wird die 1000jährige Tradition am Georgenberg fortführen und nach ihrem Umsiedeln ins Tal vor 310 Jahren nun wieder zurück auf den Georgenberg ziehen, um in dem kleinen Zentrum dort weiter für Pilger, Wallfahrer und auch für verschiedene Kurse für Jugendlichen Anlaufstelle zu sein. „Er wird wieder, was er einstmals war: Sitz einer ganzen Mönchsgemeinschaft, die dort oben betet und lebt, und für die Pilger und Besucher da ist. Es wird da oben ein anderes Leben sein als hier im Tal, darüber sind sich alle Mitbrüder im Klaren. Es ist eine Rückkehr zum Ursprung, und zwar nicht nur geographisch. Da oben werden die Mönche oft unter sich sein, morgens und am Abend, und wohl auch wenn der Winter anzieht. Diese Rückkehr ist ein Abenteuer. Es bietet die Chance, dem benediktinischen Mönchtum in Tirol noch einmal eine ganz neue Gestalt zu geben, die aus unseren Wurzeln kommt“ beschreibt Abtpräses Jeremias Schröder den in den kommenden Monaten folgenden Weg für die Patres von Stift Fiecht. Derzeit sind die Benediktiner dabei, das Kloster St. Georgenberg im Rahmen einer Generalsanierung für die Aufnahme des Konvents vorzubereiten. Der Name der Abtei wird zu „Benediktinerkloster St. Georgenberg“ geändert werden.
Gleichzeitig wird im Tal das Stiftsgebäude von Christoph Swarovski in der Bildungstradition des Ortes der Benediktiner weiterentwickelt und in die Zukunft geführt. Das konkrete Konzept der Bildungsinitiativen wird momentan auf Basis klar ausgearbeiteter Vorgaben und in enger Zusammenarbeit mit allen Beteiligten gefertigt.
Pfarrkirche bleibt
Dass die Kirche in das Patronat der Diözsese übergegangen ist und Pfarrkirche bleibt, freut die hiesige Bevölkerung. Alle Kulturgüter, die nicht mit auf den Georgenberg gehen, verbleiben an ihrem angestammten Ort. Das Vertragswerk behandelt ausführlich die Konservierung und den Zugang zu ihnen.
Ordensgemeinschaften in ganz Europa im Wandel
Der Vorsitzende der Superiorenkonferenz der männlichen Orden Österreichs, Abt em. Christian Haidinger informierte sich regelmäßig über die Schritte des Übergangsprozesses und sieht das große Ganze: „Die Ordensgemeinschaften in Europa stehen vor einem ganz großen Wandel und viele befinden sich mitten oder kurz vor einem Wendepunkt, an dem sie ihre Werke und Einrichtungen nicht mehr selbst weiterführen können und in neue Trägerschaften übergeben, oder neue Nutzungsmöglichkeiten für diese finden müssen. Diese Herausforderungen, die da auf uns zukommen, sind immer mit mutigen und gleichzeitig schmerzlichen Entscheidungen verbunden.“ Er sei, als er zum ersten Mal von dem Beschluss hörte selbst erschrocken gewesen, doch durch die Begleitung des Prozesses sei in ihm Zuversicht und die Sicherheit gewachsen, dass „das zwar ein großer Einschnitt ist, aber dass wir an Herausforderungen wachsen und gute Wege in die Zukunft suchen und gehen werden“
[mschauer]