Christlich-islamischer Dialog in Stift Altenburg
Besucht man die StudentInnen in Altenburg findet man sie locker und in legerer Atmosphäre zusammensitzend in den Bänken. Diese unterschiedlichen jungen Intelektuellen wären sich außerhalb der Klostermauern wohl kaum begegnet: Da diskutiert beispielsweise ein junger Inder mit einem Marokkaner und einer Australierin. Und das ist das Spannende an dieser „Vienna International Christian-Islamic Summer University“.
Menschen aus verschiedenen Kulturen, politischen Systemen und religiösen Praxen lernen einander kennen und tauschen sich über ihre Meinungen und auch über ihre Arten zu leben, aus.„Der rote Faden, der sich durch alle sechs bisherigen Sommeruniversitäten sozusagen als Sinn zieht, ist die Begegnung. Und zwar ist das eine Begegnung, die drei Wochen dauert. Die Sommeruni ist keine Tagung, wie es sie so oft gibt, die nur einen Tag dauert. Das vertieft die Diskussion und die Eindrücke ungemein“, erklärt die Leiterin Irmgard Marboe, Professorin für Völkerrecht an der Uni Wien.
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Zu den offiziellen Höhepunkten zählen u.a. ein vom gastgebenden Benediktinerstift mit Abt Thomas Renner veranstaltetes Sommerfest am 9. August, ein zweitägiger Wienbesuch mit Empfang durch Bürgermeister Michael Ludwig am 16. August im Wiener Rathaus, sowie am 17. August die Übergabe der Zertifikate an der Universität Wien bei erfolgreichem Abschluss des Curriculums.
Inhaltlich stehen Einführungen jeweils in Islam und Christentum, in Internationales Recht und Menschenrechte sowie der Themenkomplex Frauen und Dschihadismus auf dem Kursprogramm, ebenso jedoch auch der religiöse Pluralismus, die freie Meinungsäußerung, Zensurmaßnahmen in Europa und international im Lauf der Geschichte sowie "Islam, Scharia und Politik in Südostasien", wobei es vor allem um den Einfluss des Rechtes auf die Gestaltung von Gesellschaft behandelt wird. In der dritten und abschließenden Woche wird erstmalig ein Training in Krisen- und Konfliktmanagement angeboten.
Außerhalb des Kursprogramms finden verschiedene Diskussionsveranstaltungen, Führungen und Ausflüge statt.
Die lehrenden Professoren kommen von der Universität Wien sowie von Universitäten in Australien, Deutschland, Ghana, Libanon und der Türkei. Aus diesen Ländern stammen auch die jungen Teilnehmer, sowie zusätzlich aus Indien, Indonesien, Marokko, Oman, Pakistan, Uganda und den USA. Die Tatsache, dass in mehreren Teilnehmerländern Konflikte und Gewalt herrschen, mache es noch wichtiger, dass Studierende und junge Akademiker Perspektiven für ein friedliches Zusammenleben entwickeln und dafür Wissen sowie persönliche Erfahrungen erhalten, hieß es seitens der Organisatoren.
Sommeruniversitäts-Leiterin Irmgard Marboe zeigte sich in einer Stellungnahme "berührt, mit welcher Begeisterung die jungen Menschen Neues lernen wollen und aufeinander zugehen. Sie sind überaus dankbar für die Gelegenheit, die dieses Projekt ihnen bietet. Gleichzeitig tragen sie die Botschaft der Sommeruniversität in ihre Heimatländer." Bei jeder Sommeruniversität würden lange andauernde Freundschaften über Kultur- und Religionsgrenzen hinweg geschlossen. Umso trauriger sei es, "dass sich in den letzten Jahren die Erlangung von Visa durch die österreichischen Behörden besonders schwierig gestaltet", so die Professorin vom Institut für Europarecht der Internationales Recht und Rechtsvergleichung der Universität Wien.
[mschauer]