Eigens produzierter Film zu 800 Jahren Stift Schlägl
(c) magdalena schauer
Der wahre Grund zum Feiern
Wenn mit kommendem Sonntag das offizielle Jubiläumsjahr in Stift Schlägl beginnt, geht es nicht darum, ein bestimmtes Datum zu feiern, erklärt der Bibliothekar und Archivar H. Petrus Bayer im Film nachdrücklich. Nicht, dass Stift Schlägl 1218 gegründet wurde, sondern dass es die Prämonstratenser seit 800 Jahren in dieser Gegend gäbe und sie seit damals dem Auftrag Jesu folgen und nach Art und Weisung der Apostel für die Menschen in der Region leben könnten, sei der wahre Grund zum Feiern.
Öftest gewählter Abt
Abt Martin Felhofer ist der am öftesten gewählte (3 mal jeweils für 10 Jahre seit 1989) Abt des Stiftes. Er betont, er habe sich dieses Amt aber nicht gewunschen, sondern sei gewählt worden. Seine Rolle als Ordensmann erklärt er gerne metaphorisch: „Ich definiere die Gelübde gerne als Gelübde der offenen Ohren (Gehorsam), Gelübde der offenen Hände (Armut) und Gelübde des offenen Herzens (Das ist das Dasein für andere, also die herzliche Beziehung, die sich eben nicht auf einen Menschen konzentriert. Das ist auch der tiefste Sinn der gottgeweihten Ehelosigkeit, dieses Herz zu haben für viele.) Deshalb sind die Gelübde eigentlich eine Einladung für jeden Christen, sie in seiner Weise zu leben. Man darf sich öffnen: Ohren, Hände, Herz, Augen, alles das sind für mich die Gelübde, denn genau das hat Jesus getan, das war seine Missio und seine Botschaft, nach der er gelebt hat.“
Gastfreundschaft
So wird auch Gastfreundschaft in Stift Schlägl sehr groß geschrieben und Abt Martin Felhofer hält die Türen für jeden Gast offen. Ganz gleich, ob als Oase der Stille, um spirituell aufzutanken oder um Gott im Feiern näher zu kommen.
(c) magdalena schauer
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Regionaler Motor
Regional spielt das Stift seit seiner Gründung eine große Rolle und die Prämonstratenser Chorherren sehen sich als eine Art Motor in diesem Gebiet. Um bestehen zu können, braucht ein solches Stift eine entsprechend gute Ausstattung mit Land und Finanzen. Im Laufe der Zeit entstand daher ein gewisses Vermögen durch Nutzen des Vorhandenen, Schenkung und Erwerb. Dieser Besitz ermöglichte dem Kloster Freiheit, sicherte ihm die Unabhängigkeit in der Seelsorge und verschaffte die nötige Zeit für Liturgie, gemeinsames Gebet und Studium. Das Stift verhalf der Region in Zeiten ohne staatliche Sicherung zu einem Vorsprung an Kultur, Lebensqualität und Einkommen. So sind die Prämonstratenser Eigentümer des Forstbetriebes, mit circa 6000 ha Land im Böhmerwald und am Attersee und betreiben eine Brauerei und stellen das „wert-vollste“ Bier in der einzigen hundertprozentigen Stiftsbrauerei Österreichs her.
38 Mitbrüder und Chorgebet
Insgesamt besteht der Konvent aus 38 Mitbrüdern von denen rund 20 ein Zimmer im Stift Schlägl haben. Die restlichen Ordensmänner wohnen in den Pfarrhöfen der Umgebung von denen 28 durch das Stift betreut werden.
Der Name Chorherren kommt von Chorgebet, und: „Eigentlich könnte man sagen, wir versuchen beim Chorgebet in den Chor der Engel einzustimmen. Also himmlische Liturgie und irdische Liturgie zusammen fließen zu lassen und zu zeigen, dass das Reich Gottes schon hier angebrochen ist. Vielleicht noch nicht ganz ausgewachsen und noch nicht richtig sichtbar, aber das liegt dann auch an uns, wie sehr wir das mit unserem Leben verdecken oder enthüllen können.“
Schlusspunkt nach 800 Jahren?
Auf die Frage, ob man nach 800 Jahren nun langsam zu einem Schlusspunkt kommt, erhält man eine klare Antwort von H. Petrus Bayer: „Mir gefällt der Schlusspunkt nicht so sehr, vielmehr der Doppelpunkt, der ja manches abschließt aber automatisch auch Neues eröffnet. Nach dem Doppelpunkt kommt immer etwas und so hoffen auch wir, dass wir nach 800 Jahren Stiftgeschichte keinen Schlusspunkt setzen müssen oder gesetzt bekommen, sondern dass sich für Stift Schlägl immer wieder eine neue Zukunft eröffnet.“
[mschauer]