Das Auslandsvolontariat ist eine Lebensschule und Ordensgemeinschaften bieten attraktive Möglichkeiten
Peter Rinderer war selbst Volontär in Mexiko: "Der Volontariatseinsatz ermöglicht es, Lernender zu sein und gleichzeitig eigene Talente und Fähigkeiten einzubringen." Foto: Viktoria Hofmarcher
"Jugendlichen Raum und Verantwortung zu geben ist ein Modell mit enormem Potenzial, das auch die Jugendsynode in Rom sehen sollte", so Pater Rinderer. Das große Interesse Jugendlicher für Volontariate komme nicht von ungefähr, erklärte Rinderer. "Junge Menschen haben viel Idealismus, oft trifft das Sprichwort des 'Weltverbesserers' zu. Sie wollen anpacken und etwas tun, doch braucht es auch den geeigneten Rahmen dafür. Das ist auch der Grund, warum Angebote wie '72 Stunden ohne Kompromiss' so gut funktionieren." Immer mehr Ordensgemeinschaften in Österreich - darunter neben den Salesianern Don Boscos u.a. die Don Bosco Schwestern, Steyler Missionare, Jesuiten, Salvatorianer, sowie im kirchlichen Bereich auch Dreikönigsaktion und Caritas - bieten darüber hinaus längere Einsätze mit einer Dauer von bis zu einem Jahr im Ausland an. Informationen zu den internationalen Freiwilligendiensten der Ordensgemeinschaften Österreichs finden Sie bei "ausserordentlich".
Vorstellung der Kooperation "ausserordentlich" der Freiwilligendienste der Ordensgemeinschaften. Video (c) magdalena schauer
Offene Gemeinschaften
Sehr gezielt versuche man bei den beteiligten Orden, den Jugendlichen ein gutes Umfeld für solche Einsätze zu schaffen, verdeutlichte Pater Rinderer: "Die Salesianer öffnen den jungen Leuten bewusst ihre Türen. Man hört auf sie, gibt ihnen Möglichkeiten zum Ausprobieren eigener Ideen und damit zur Entfaltung. Gleichzeitig wird viel Wert auf die Gemeinschaft und die kompetente Begleitung in der Vor- und Nachbereitung sowie vor Ort gelegt: Auf gar keinen Fall soll ein junger Mensch alleine gelassen werden." Dabei gehe es darum, nicht jungen Menschen etwas vorzuschreiben, sondern als Gesprächspartner präsent zu sein.
Maria Fischeneder sagt über ihren Einsatz in Äthiopien: "Mein Volontariat ist wie ein bunter, dicker Teppich – geknüpft aus den liebevollen und engen Beziehungen zu den Kindern, den Leuten, zum Land und zur Kultur."
Aus Perspektive der Jugendlichen sei das Volontariat eine "Lebensschule", betonte Rinderer: "Man ist ein Jahr lang weg von Zuhause, in einem völlig neuen Kontext, herausgefordert und manchmal überfordert. Diese Situation hilft beim sich selbst besser Kennenlernen, Dazulernen und bei der Frage: Wofür möchte ich meine Kräfte und Energie einsetzen - in diesem Jahr, aber auch in meinem Leben? Diese starke Erfahrung machen fast alle." Viele würden vom Einsatz im Ausland - der bei den Salesianern stets mit Tätigkeiten im Bereich der Pädagogik und Freizeitbetreuung verbunden ist - für ihr Leben lang geprägt.
Schwung mitnehmen
Viele Rückkehrer seien später im pädagogisch-sozialen Bereich tätig, bei anderen sei einfach der Blick geschärft worden - auf die Gesellschaft, das eigene Leben, immer wieder jedoch auch auf das Thema Glaube und Religion. Das intensive Mitleben in der Ordensgemeinschaft, das Arbeiten im Team und der Einsatz für Benachteiligte seien gleichzeitig Erfahrungen von Kirche, betonte Rinderer - "die jeder auf völlig unterschiedliche, kulturell geprägte Weise macht: Der eine mit indischer Färbung, der andere mit afrikanischer", so der Volontariats-Beauftragte. Manche Freiwillige berichteten von "Gotteserfahrungen" in den Begegnungen mit den Menschen vor Ort, bei einigen wenigen - wie auch bei Peter Rinderer selbst - entwickle sich daraus eine geistliche Berufung.
Besonders wertvoll für Europa seien "die Begeisterung und der Schwung", welche Jugendliche aus dem Volontariat in Asien, Afrika oder Lateinamerika mitbrächten, sagte Pater Rinderer. Die Kirche wäre gut beraten, dies ernst zu nehmen: "Sie sollte künftig noch mehr Begleitung und Räume bieten, damit diese Erfahrungen auch im Alltag zuhause integriert werden und weiterlaufen können". So hätten im Salesianerorden ehemalige Volontärinnen und Volontäre in Wien eine Freizeitbetreuung im Projekt Sale für Alle oder Deutschkurse für Flüchtlinge gestartet.
Text und Fotos: Salesianer Don Boscos
[hwinkler]