Wir brauchen den Mut, eigene Ressourcen dem Gemeinwohl zur Verfügung zu stellen
"Trau dich mutig zu sein, es ist dein Leben" sagt die Ordensfrau und Bestseller-Autorin Melanie Wolfers im Interview mit dem Sonntag (c) kathpress
Mut dürfe allerdings nicht mit Tollkühnheit oder blankem Egoismus verwechselt werden, mahnte Wolfers in dem aus Anlass der Veröffentlichung ihres neuen Buches "Trau dich, es ist dein Leben. Die Kunst, mutig zu sein" geführten Interview. Mut brauche ein Gespür für Werte. "Mutig können wir dann sein, wenn wir etwas vor Augen haben, für das wir bereit sind, uns zu riskieren, uns in die Waagschale zu werfen, weil es wertvoll ist", so die Ordensfrau. Deutlich werde das zunächst im ganz Alltäglichen, etwa dabei, jemandem seine Liebe zu gestehen. Das sei ein Wagnis, für das es Mut brauche, denn der Ausgang entziehe sich der eigenen Kontrolle. Ein so verstandener und gelebter Mut öffne die Tür zum Leben und ermögliche eine intensivere Beziehung mit anderen.
Für überlebensnotwendig erachtet Wolfers allerdings auch ein gewisses Maß an Sicherheitsbestreben. "Das Streben nach Sicherheit steht dem Mut nicht entgegen, es ist ein wichtiges Element unseres Lebens." Problematisch werde es allerdings dann, "wenn das Streben nach Sicherheit zu dominant wird". Wo ein solches Streben nach größtmöglicher Sicherheit um sich greife, verhindere es im persönlichen Bereich Wachstum und Entfaltung. "Es geht darum, sich einerseits genügend gut zu schützen, aber andererseits zu sehen: Allein der Mut, auf der Bildfläche des Lebens aufzutauchen, mich emotional berührbar zu machen, mich auf Ungewisses einzulassen, allein dieser Mut ermöglicht ein Leben, das seinen Namen verdient", sagte die Ordensfrau.
Melanie Wolfers studierte Theologie und Philosophie in Freiburg und München und arbeitete anschließend als Hochschulseelsorgerin in München. 2004 trat sie in den Orden der Salvatorianerinnen in Österreich ein. Sie lebt und arbeitet als Seelsorgerin, Beraterin und Autorin in Wien.
[mschauer]