Ungebrochener Pilgerboom in Österreich
Der Pilgerboom in Österreich ist ungebrochen. Klöster dienen als Raststätten entlang der Routen. (c) ferdinand kaineder
Eine besondere Rolle beim Pilgern schreibt Stadler den Klöstern und Stiften zu. „An vielen Pilgerwegen liegen Klöster, die für Pilger Raststätten am Weg sind, Kultur oder die Möglichkeit zum Übernachten bieten“ und so zu „Oasen“ entlang der Wege werden.
Christine Dittelbacher, Pilgerbeauftragte der Diözese Linz und Ferdinand Kaineder, seines Zeichens Berggeher, Weitgeher und Stadtpilger trafen sich über den Dächern von Linz zum Gedankenaustausch über vergangene und künftige Wege und zum gemeinsamen Nachspüren ihrer Pilgererlebnisse. Sie sind sich sicher: Aufbruch bewegt und Gehen weitet den Horizont. (c) magdalena schauer
Zum „Pilgerland“ werde Österreich vor allem durch seine zentrale Lage in Europa, die es zu einem Knotenpunkt und Transitland für viele Pilgerwege mache, erläuterte Stadler. Bekanntestes Beispiel dafür ist der Jakobsweg, der in Rumänien startet und unter anderem über Ungarn und Österreich ins spanische Santiago de Compostela führt. Ein wichtiges Transitland ist Österreich aber etwa auch für die „Via Slavorum“, die ihren Ausgang von Krakau aus nimmt und in Rom endet.
Mariazell weiterhin Hauptziel
Die meisten Pilger und Pilgerinnen in Österreich ziehe nach wie vor die „Magna Mater Austriae“ in Mariazell an. Rund 800.000 Menschen besuchten laut Stadler jährlich das wichtigste Marienheiligtum Zentraleuropas, das auf sieben verschiedenen Wegen zu erreichen ist. Vor allem für Menschen aus den Ländern der ehemaligen Habsburgermonarchie habe Mariazell nach wie vor eine große Bedeutung.
Eine Renaissance erlebte in den vergangenen Jahren aber auch der „Wolfgangweg“ von Regensburg nach St. Wolfgang im Salzkammergut, der im Mittelalter zu den wichtigsten Wallfahrtswegen überhaupt gehörte. Zu den weiteren Pilgerwegen durch Österreich gehören unter anderem auch die „Hemmapilgerwege“ nach Gurk, der „Rupert-Pilgerweg“ in Salzburg, der „Europäische Pilgerweg“ (Via Nova), der „Martinsweg“ von Ungarn über Eisenstadt nach Frankreich sowie zahlreiche andere, teils auch grenzüberschreitende Pilgerwege, darunter etwa der Marienweg, der Mariazell mit dem größten rumänischen Wallfahrtsort Csiksomlyo (Sumuleu Ciuc) in Siebenbürgen verbindet.
Entschleunigung und Orientierung
Die Motive fürs Pilgern sind laut Einschätzung Stadlers vielfältig und reichten vom Bedürfnis nach Entschleunigung in einem hektischen Alltag, über die Suche nach Orientierung und nach einem neuen Zugang zur Schöpfung und zu Gott, bis hin zur einfachen Freude am Unterwegssein und dem Kennenlernen neuer Landschaften und Kulturen.
Offizieller Pilgerauftakt
Offiziell gestartet wird die Pilgersaison in Österreich heuer bereits am 23. Februar. Anlass ist das zehnjährige Bestehen des Benediktwegs in Kärnten. Die Wanderung führt von St. Paul im Lavanttal über das Rottensteiner- und Waldeggkreuz zum Zielort Lavamünd. In den meisten anderen Diözesen finde der Pilgerauftakt dann rund um Ostern statt, so Pilgerexperte Stadler.
Ein Höhepunkt der heurigen Saison ist ein Pilgersymposium, das unter dem Titel „Wie passen Spiritualität und Tourismus zusammen? Pilgern als touristisches Arbeitsfeld“ am 12. April im Bildungshaus Schloss Großrußbach im niederösterreichischen Weinviertel stattfindet. Bei dem Symposium werden unter anderen der Göttweiger Abt Columban Luser und der lutherische Bischof Michael Bünker Impulse rund ums Pilgern geben.
[mschauer]