Hohe Erwartungen an die Amazonassynode im Oktober 2019
Mit hohen Erwartungen sehe er der vatikanischen Amazonassynode im kommenden Oktober 2019 entgegen, betonte Fernandez. Außer einer Bekräftigung des Respekts der Kirche vor Natur und Umwelt müsse es dabei vor allem um die "Stärkung der Rechte der Indigenen und deren Einbindung in die Synode nach dem Vorbild der Jugendsynode" gehen, so sein Wunsch. Die Salesianer und die Don-Bosco-Schwestern könnten dabei viel einbringen: Sie seien im Amazonasgebiet bereits seit 130 Jahren tätig, zudem habe auch der Einsatz auf der Seite der eingeborenen Völker lange Tradition.
Verschiedenheit ist keine Gefahr
Als "derzeit größte Herausforderung der Menschheit" bezeichnete der Ordensobere die Migration. Wichtig sei jedoch, sich über die mit dem Thema verbundenen Veränderungen nicht zu ängstigen. "Verschiedenheit ist keine Gefahr, und sie als solche darzustellen, ist nicht christlich - bei allem Verständnis für die Bestrebungen Europas, zu einer 'geordneten Migration' zu finden." Ein schnelleres Voranschreiten bei der Aufgabe der Integration sei unabdingbar, könne man doch heute schon absehen, "dass viele der Länder, die Migranten heute besonders kritisch gegenüberstehen, aufgrund des Zusammenbrechens ihrer Sozialsysteme bald sagen werden: Kommt doch zu uns, denn wir haben keine Kinder mehr." #VielfaltStärkt
Europas Regierungen müssten dieser Realität ins Auge blicken und zugleich eine Politik verfolgen, "die in den Herkunftsländern die Entwicklung begünstigt statt sie zu verhindern", so P. Fernandez weiter. Am afrikanischen Kontinent müsse dafür die technische Entwicklung intensiv vorangetrieben und ein neuer Umgang mit Rohstoffen gefunden werden, denn "das derzeitige System kann das Armutsproblem nicht überwinden". Jüngere Entwicklungen wie das erneute Aufziehen von innereuropäischen Grenzen verfolgt der Generalobere hingegen mit Sorge, würde damit doch auch schrittweise die "Freiheit der Gedanken" eingeschränkt.
Einsatz für Flüchtlinge und Kinderprostituierte
Die Kirche müsse bei dem Thema Mut beweisen, betonte Fernandez. Der Salesianerorden habe die Sorge um Unbegleitete minderjährige Fremde als eine wichtige Aufgabe erkannt und betreibe in etlichen Ländern Europas - neben Spanien, Italien, Malta und Deutschland auch in Österreich mit dem Verein "Don Bosco Flüchtlingswerk" - Wohnheime für diese Gruppe. Intensiv bemühe man sich hier um die Klärung des rechtlichen Status und Dokumente der Betroffenen, um Sprachkurse und die Berufsausbildung sowie um pädagogische Betreuung, denn: "Erst mit diesen Voraussetzungen kann die Menschenwürde des Einzelnen gewährleistet werden."
Einsatz in der Herkunftsländern
Ebenso setzten sich Salesianer auch in den Herkunftsregionen von Migranten aktiv für die jeweils am meisten benachteiligten Kinder und Jugendlichen ein, zeigte P. Fernandez am Beispiel von Projekten im westafrikanischen Sierra Leone. Ehemalige Kinderprostituierte und Straßenkinder sowie die 1.600 Insassen eines Jugendgefängnisses der Hauptstadt Freetown stünden hier im Zentrum der Aufmerksamkeit, zudem sei der Orden auch in die Überwindung der Ebola-Epidemie mit Errichtung von Waisenhäusern und Kinderschutz-Hotlines an vorderster Front involviert gewesen. "Kennzeichen der Missionare und ihr Unterschied zu den Hilfswerken ist, dass sie in Krisen oder Kriegen vor Ort bleiben. Wir von der Ordensleitung verpflichten sie nicht dazu, doch sie sagen selbst: Wir können die Kinder ja nicht im Stich lassen."
Radikalismus vorbeugen
Insgesamt sieht der Salesianer-Obere die Aufgabe der Unterstützung von benachteiligten Jugendlichen, die einst entscheidender Gründungsimpuls seines Ordens war, als "aktueller denn je": Heutige Jugendliche auch in Westeuropa seien im Unterschied zum 19. Jahrhundert zwar besser gekleidet und hätten alle Handys, doch bei vielen mache sich ein Gefühl innerer Leere breit. "Sie erleben keine Geborgenheit in einer Familie, wissen oft nicht mit wem außer mit Gleichaltrigen sie etwas besprechen können und haben keine Träume oder Ideale. Dass sie keinen Grund finden zu hoffen, ist ein sehr ernstes Thema." Begleitung und Ansprechpersonen seien wichtig, um nicht andernfalls in Radikalismus getrieben zu werden.
Jugendsynode weiterführen
Hinsichtlich der vatikanischen Jugendsynode vom vergangenen Oktober erklärte der Ordensobere, er erwarte mit großer Vorfreude das für Ende März angekündigte Papstschreiben zum Thema Jugend. Bereits das bei diesem Treffen erstellte Schlussdokument sei jedoch ein "Juwel" und äußerst hilfreich auch für die Salesianergemeinschaft: Beim siebenwöchigen 28. Generalkapitel des Ordens im Frühjahr 2020 in Turin werde dieser Text die Arbeitsgrundlage darstellen. Schon jetzt sei absehbar, dass es dabei dem Orden um "den vorrangigen Einsatz für die ärmsten Kinder und Jugendlichen, die Verteidigung der Menschenrechte dieser Kinder und die Zusammenarbeit mit den Laien" gehen wird. Don Angel: "Wir machen dabei das Synodendokument zu unserem Dokument".
Salesianer Don Boscos und Don Bosco Schwestern in Östereich
[fkaineder, kathpress]