Ordensspitäler fordern mehr Transparenz sowie die rechtliche Verankerung der Trägervielfalt
Thomas Czypionka erstellte im Auftrag der Ordensgemeinschaften Österreich die Studie "Die Bedeutung der Spitalsträgerschaft in Gesundheitssystemen". Foto: Oliver Knappl
"Die Studie liefert eindeutige Belege dafür, dass Länder mit verschiedenen Trägertypen eine hohe Patientenzufriedenheit und eine große Innovationsdynamik haben", so Heinisch. Die Vorteile der Trägervielfalt in den Gesundheitssystemen seien Effizienz, Qualität und Innovationsdynamik für die Patienten. "Mit den gemeinnützigen Ordensspitälern hat das öffentliche Gesundheitswesen dafür einen verlässlichen und nachhaltigen Partner", so Heinisch, und weiter: "Gegenseitige Innovationsimpulse machen die medizinische Versorgung effizienter, qualitätsvoller und erhöhen damit die positive Erfahrung der Patienten."
IHS-Studienautor Thomas Czypionka wies bei der Pressekonferenz auf ein weiteres wesentliches Ergebnis der Studie hin: "Jene europäische Länder, die bei ihrer Spitalsversorgung bislang ausschließlich auf einen Trägertyp gesetzt haben, bemühen sich um eine Erhöhung der Trägervielfalt. Wer hingegen schon bisher die Spitalsversorgung auf mehrere Trägertypen aufgeteilt hatte, ist dabei geblieben."
Heinisch forderte bei der Pressekonferenz auch eine Transparenzoffensive sowohl bei der Qualität als auch der Finanzierung: "Das österreichische Gesundheitswesen zählt hinsichtlich seiner Finanzierungsströme zu den komplexesten Systemen Europas. Es braucht eine leistungsgerechte, nachvollziehbare und transparente Finanzierung des stationären und ambulanten Krankenhausbereichs sowie des niedergelassenen Sektors."
Ebenso brauche es eine einheitliche Definition und Erfassung von Ergebnisqualitäts-Kriterien auf österreichischer bzw.europäischer Ebene, "die auch öffentlich patientenorientiert publiziert werden", so die Forderung des ARGE-Leiters.
Heinisch mahnte zudem neue gesetzliche Rahmenbedingungen ein, um Patienten schnell von wirksamen Innovationen profitieren zu lassen: "Das österreichische Gesundheitswesen zählt zu den am stärksten regulierten Systemen Europas. Um patientenorientierte Innovationen in diesem Umfeld zu unterstützen, braucht es 'Innovations-Paragraphen', mit denen Prototypen schneller entwickelt werden können. Gleichzeitig muss es einen niederschwelligen, transparenten Zugang zu Innovationsbudgets geben." Als Beispiel nannte der Sprecher der Ordensspitäler die sehr starre Krankenhaus-Organisation nach Abteilungen, während innovative Modelle in Richtung einer Krankheitsbild-orientierten Struktur gehen.
Die Spitalslandschaft der Zukunft
„Die Spitalslandschaft der Zukunft“ lautete der Titel einer Veranstaltung am 11. März im Presseclub Concordia in Wien, bei der die IHS-Studie präsentiert und in einer hochkarätig besetzten Podiumsdiskussion thematisiert wurde. Unter der Moderation von Ulrike Weiser von der Tageszeitung "Die Presse" diskutierten Christine Haberlander, LH-Stv OÖ und Landesrätin, Barbara Teiber, Bundesvorsitzende der GPA-djp, Gerald Bachinger, NÖ Patientenanwalt, Theodor Thanner, Generaldirektor der Bundeswettbewerbsbehörde und Michael Heinisch, Leiter der ARGE Ordensspitäler und Geschäftsführer der Vinzenz Gruppe. Alle DiskutantInnen bekannten sich zunächst zur Trägervielfalt im österreichischen Gesundheitswesen. Wichtig seien für die bestmögliche Versorgung der PatientInnen die Rahmenbedingungen. Er wolle keinen Kostenwettbewerb, sondern einen Qualitätswettbewerb, so Bachinger. Einig waren sich die TeilnehmerInnen am Podium auch, dass mehr Transparenz im Gesundheitswesen notwendig sei, „mehr Information über die Qualität dessen, was wir tun“. PatientInnen und Träger werden gestärkt durch mehr Transparenz. Die Wahl zu haben zwischen zwei und mehr Möglichkeiten bei den Trägern schaffe Wettbewerb. Fast unmöglich sei es, die Kostenflüsse im österreichischen Gesundheitswese transparent zu halten. Warum es so wenig (Qualitäts-)Transparenz gibt? Bachinger: „Es gibt in Österreich eine jahrzehntelange Tradition. Wir behaupten, wir haben das beste Gesundheitswesen überhaupt. Wenn man das behauptet, braucht man nicht hinzuschauen. Transparenz kann unangenehm und gefährlich sein. Intransparenz erzeugt jedoch Misstrauen.“ Heinisch: „Wir müssen an der Gesundheitskompetenz der Menschen arbeiten. Als Ordensspitäler sagen wir Ja zu mehr Transparenz bei Qualitätsvergleichen. Voraussetzung für Wettbewerb ist eine grundsätzlich finanzielle Stabilität. Ordensspitäler brauchen verlässliche Finanzierung. Und sie bringen dafür das Bekenntnis zur Qualität und hohe Effizienzstandards ein.“ Finanzielle Anreize fördern die Transparenz, so die Teilnehmer an der Diskussion. Die rechtliche Verankerung der Trägervielfalt, die Heinisch sich wünscht, sei nicht notwendig, solange sich Bund und Länder eindeutig zur Trägervielfalt im österreichischen Gesundheitswesen bekennen, so Haberlander. Sowohl in Oberösterreich als auch im Bund sei das derzeit der Fall.
Die TeilnehmerInnen an der Podiumsdiskussion von links: Ulrike Weiser, Moderation (Die Presse), Gerald Bachinger, NÖ Patientenanwalt, Barbara Teiber, Bundesvorsitzende der GPA-djp, Christine Haberlander, LH-Stv OÖ und Landesrätin, Michael Heinisch, Leiter der ARGE Ordensspitäler und Geschäftsführer der Vinzenz Gruppe und rechts außen Theodor Thanner, Generaldirektor der Bundeswettbewerbsbehörd. Neben ihm Studienautor Thomas Czypionka. Foto: Oliver Knappl
Der voll besetzte Presseclub Concordia. Foto: Oliver Knappl
Die Ordensspitäler sind der größte privat-gemeinnützige Anbieter stationärer Krankenbehandlung in Österreich. Derzeit gibt es in Österreich 23 Spitäler, die durch Frauen- und Männerorden gegründet wurden. Bundesweit steht jedes fünfte Spitalsbett in einem Ordenskrankenhaus. In Oberösterreich werden fast die Hälfte der Patientinnen und Patienten in einem Ordenskrankenhaus versorgt. Auch die acht Wiener Ordensspitäler tragen zu rund 15 Prozent zur medizinischen Grundversorgung der Bevölkerung bei. Darüber hinaus werden zum Beispiel in der Armen-Ambulanz des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder in Wien jährlich rund 65.000 unversicherte Patientinnen und Patienten behandelt. Die Ordensspitäler versorgen österreichweit mit 16.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern rund 500.000 Patientinnen und Patienten pro Jahr stationär und rund 1,2 Mio Patientinnen und Patienten ambulant. Sie leisten damit einen wesentlichen Beitrag zur Gesundheitsversorgung in Österreich.
Bericht am 11. März 2019 über die Veranstaltung in der ZIB 1.
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